Vorbereitung auf den Brexit
Ortenauer Unternehmen rüsten sich
Ortenau (rek/set/ds). Am Dienstag will die britische Regierungschefin Theresa May erneut über das EU-Austrittsabkommen abstimmen lassen. Wird dieses wieder im Unterhaus abgelehnt, sollen die Abgeordneten über einen ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU abstimmen. Die Auswirkungen wären nicht nur auf der Insel, sondern auch für Unternehmen in der EU spürbar.
"Der Handel mit Großbritannien wird teurer werden: Zollformalitäten und verzögerte Warenlieferungen an den Grenzen" seien einige Aspekte, erklärt Petra Steck-Brill, Referentin für EU-Märkte bei der IHK Südlicher Oberrhein. Im Laufe der Zeit könnten Normen und Standards oder auch Klassifizierung und Regulierung von Stoffen zwischen der EU und Großbritannien auseinanderdriften, nennt sie weitere künftige Handelshindernisse. Den nach englischem Recht gegründeten Unternehmen drohe zudem eine Nichtanerkennung als ausländische Kapitalgesellschaft, so die IHK-Expertin.
Längere Lieferkette
"Natürlich sind wir vom Brexit betroffen, da wir unsere Produkte auch nach England liefern", sagt Carmen Renkel, Pressesprecherin der Zulieferfirma Erdrich aus Renchen-Ulm. "Allerdings werden die Produkte von unseren Kunden direkt im Werk abgeholt", schränkt sie ein. Das Problem liegt in der Verzollung. Dementsprechend "wird sich die Lieferkette deutlich verlängern", erklärt Renkel. Damit sei es erforderlich, die Bereitstellung der Produkte genau zu beobachten und gegebenenfalls nach vorne zu ziehen. Die Vorbereitungen auf einen Brexit laufen demnach bei der Firma Erdrich auf Hochtouren, wenn auch erst mal nur "im theoretischen Bereich", wie Carmen Renkel sagt. "Wir führen intern entsprechende Workshops durch und geben Information von und an die Kunden weiter." Außerdem führe das Unternehmen vorbereitende Testläufe in den EDV-Systemen durch.
Wichtigster Auslandsmarkt
Mit bisher nicht absehbaren Auswirkungen auf ihren wichtigsten Auslandsmarkt schätzt Dr. Marc Brunner, Geschäftsführer der Rheinauer Brunner Group, die Folgen des EU-Austritts ein. "Aktuell ist von einer Krise nichts zu spüren", erklärt der Hersteller von Objektmöbeln. Allerdings hält Brunner einen Wirtschaftsabschwung mittelfristig für denkbar. Für sein Unternehmen sei eine Vorbereitung schwierig. Da die Waren auftragsbezogen auf Kundenwunsch gefertigt würden, könnten keine Waren im Königreich vorgehalten werden.
„40 Prozent unseres Geschäfts macht der Export aus, dabei ist Großbritannien unser wichtigster Auslandsmarkt," erläuterte Gregor Grüb, Geschäftsführer der Oscar Weil GmbH in Lahr. Wenn es zum Brexit käme, werde es spürbare Einbußen geben. „Handelsbarrieren bedeuten für uns höhere Logistikkosten und somit ein verteuertes Exportgeschäft. Zudem gehen wir davon aus, dass die Kaufkraft in Großbritannien sinken wird“, sagt Grüb. Dennoch plane das Unternehmen für Reinigungsmittel und Stahlwolle, das Geschäft in Großbritannien in jedem Fall fort zu führen.
Brexit nur ein Faktor
Ende 2018 hat Schaeffler, mit Ina ist der Zulieferer in Lahr ansässig, bekannt gegeben, die Geschäftsstruktur in Großbritannien neu auszurichten. "Der Brexit war hier nur ein Faktor von mehreren, der unsere Planung beschleunigt hat, maßgeblich war er als Grund nicht", erklärt Bettina Lichtenberg, Leiterin Unternehmenskommunikation, auf Anfrage.
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