Ungeklärte Finanzlage
Offenburg baut auf Zusage der Deutschen Bahn
Offenburg (st) Die ungeklärte Finanzlage der Deutschen Bahn sowie deren Ankündigung, die Rheintalstrecke ab 2036 für mehrere Jahre komplett sperren zu wollen, beunruhigt aktuell Offenburg und viele andere Kommunen entlang des Oberrheins, heißt es in einer städtischen Pressemitteilung. Die Stadt Offenburg habe als Oberzentrum des mittelbadischen Wirtschaftsraumes ein großes Interesse an einem zügigen Ausbau der Bahntrasse entlang des gesamten Oberrheins. Die Rheintalstrecke sei ein wichtiger Teil der regionalen und nationalen Infrastruktur.
Offenburg habe aus diesem Grund sehr stark darum gekämpft, dass der Bau eines Güterzug-Tunnels die Menschen der Stadt entlastet. Nach aktuellem Plan soll der Tunnel 2035 fertig sein. Im Januar 2016 hat der Bundestag den Bau und die Finanzierung genehmigt. Der Offenburger Tunnel sei nur ein kleiner Abschnitt auf der Magistrale Genua – Rotterdam, aber ein wichtiges Nadelöhr für den europäischen Güterzugverkehr. Die Stadtverwaltung und die Offenburger Bürgerinitiative Bahntrasse würden erwarten, dass die DB das Planfeststellungsverfahren zum Tunnel Offenburg noch in 2024 offenlege.
Zusagen halten
„Als größte Stadt der Ortenau und ICE-Haltepunkt, bauen wir darauf, dass die Deutsche Bahn und die Bundesregierung ihre Zusagen wirklich halten. Der Tunnel ist für Offenburg ein enorm wichtiges Bauprojekt“, sagt Marco Steffens, Oberbürgermeister der Stadt Offenburg: „Eine weitere zeitliche Verzögerung des Aus- und Neubaus auf dieser für Europa so wichtigen Bahnstrecke, hätte fatale Folgen für die Wirtschaft in unserer Region. Ich erwarte, dass Bund und Bahn hier nach einer verträglichen Lösung suchen“.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei: Auf der gesamten Oberrhein-Strecke verkehren stündlich Züge des auch internationalen Fernverkehrs und Regionalzüge. Insgesamt fahren laut Aussagen der DB täglich 300 Züge des Nah-, Fern- und Güterverkehrs auf dieser Trasse. Der sogenannte Planfeststellungsabschnitts 7 zwischen Appenweier und Kenzingen sei da nur ein Abschnitt. Der Stadtverwaltung sowie der Bürgerinitiative Bahntrasse würden eine fünfjährige Vollsperrung dieser Bahnstrecke ab 2036, um dort eine Hochgeschwindigkeitstrasse für den Fernverkehr zu installieren, für die Region als unzumutbar erscheinen.
„Eine geplante Zeitersparnis von 45 Sekunden auf der Strecke Offenburg – Riegel steht in keinem Verhältnis zu 400 Millionen Euro geplanter Investitionskosten für Überholgleise und eine Geschwindigkeitserhöhung der Fernzüge von 230 auf 250 Stundenkilometer“, erklärt Karl Bäuerle, Vorsitzender der BI Bahntrasse.
Belastung durch Verkehr
Offenburg als größte Stadt der Ortenau habe täglich mehr als 36.000 Einpendler, darunter auch einen sehr starken KFZ-Pendlerzustrom aus dem Umland. Hinzu kämen mehr als 14.000 Menschen, die täglich von Offenburg aus ins Umland pendeln würden. Sollte die Rheintalstrecke über einen langen Zeitraum hinweg gesperrt werden, werde das die Verkehrslast auf den Straßen zusätzlich erhöhen. Dies wirke sich nicht nur negativ auf die Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region aus, sondern ganz konkret auch auf die Qualität der Verkehrsinfrastruktur der Stadt Offenburg.
Offenburg habe es sich auf die Fahne geschrieben, ab dem Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Der Masterplan Verkehr sehe dabei vor den KFZ-Verkehr zu senken und zeitgleich den kommunal sowie regional den ÖPNV auszubauen. Oberbürgermeister Marco Steffens: „Durch den Ausfall der Rheintalbahn über mehrere Jahre wäre nicht nur der Offenburger Masterplan Verkehr ausgehebelt, sondern auch die Klimapolitik des Landes Baden-Württemberg konterkariert."
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