Umfassende Tarifreform ab August 2021
ÖPNV soll attraktiver werden
Ortenau (gro). Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in der Ortenau soll gestärkt werden. Deshalb planen der Landkreis und die drei großen Kreisstädte, die ein Stadtbussystem haben, eine umfassende Tarifreform, die - wenn sie alle Gremien genommen hat - am 1. August 2021 in Kraft treten soll.
In einem Pressegespräch erläutern Landrat Frank Scherer sowie die Oberbürgermeister Marco Steffens, Offenburg, Markus Ibert, Lahr, und Toni Vetrano, Kehl, das Vorhaben am Dienstag, 21. Juli. "Die Preiserhöhung zum 1. August dieses Jahres wird ausgesetzt", gibt Scherer bekannt. "Sie wird um ein Jahr verschoben. Es wäre kein gutes Signal, in einer Zeit, in der viele Familien mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie kämpfen, auch noch den ÖPNV zu verteuern." Denn laut Scherer ist eine attraktive Tarifgestaltung wichtig, um noch mehr Nutzer zum Umsteigen auf Busse und Bahn zu bewegen.
Einer-Ticket in drei Kreisstädten
Deshalb plant der Ortenaukreis eine umfassende Tarifreform im kommenden Jahr. Zeitgleich wollen die Städte Offenburg, Lahr und Kehl ein Einer-Ticket, so der Name für das angedachte Ein-Euro-Ticket, im Stadtverkehr einführen. Als Grund für das gemeinsame Vorgehen nennt Scherer, dass es sinnvoll sei, die Reform der Tarife im Stadtverkehr mit denen in der gesamten Ortenau zu verzahnen.
Die Tarifreform besteht aus einzelnen Maßnahmen: Das Herzstück soll die Einführung eines Schülermonatstickets zu einem Einheitstarif sein. "Wir wollen diese Generation zu 100 Prozent vom ÖPNV überzeugen", so Scherer. Mit derzeit geplanten 30 Euro im Monat im Abonnement wäre es deutlich günstiger als bisher. "Schüler können damit für einen Euro am Tag durch die Ortenau fahren", macht Scherer deutlich. Mit dieser Vereinheitlichung würde auch der hohe Verwaltungsaufwand für Kommunen, Schulsekretariate und Verkehrsunternehmen entfallen.
Bislang ist die Ortenau in 50 Tarifzonen aufgeteilt. Das soll sich ändern: "Künftig werden die Tarifzonen auf sechs reduziert", kündigt Scherer an. Diese sollen sein: Lahr, Offenburg, Kehl, Kinzigtal, Renchtal und Achern. Appenweier als Verkehrsknotenpunkt soll nicht einer bestimmten Zone zugeordnet sein. Die Reduzierung der Preisstufen auf drei, die 2017 erfolgt war, soll bestehen bleiben. Damit könnten die Preise für Pendler innerhalb der Tarifzonen fallen.
Abotickets sollen attraktiver werden
Die Preise für Abonnements- und Jobtickets sollen weiter abgesenkt werden. "Wir wollen die Arbeitgeber noch mehr motivieren, ihren Beschäftigten das Jobticket anzubieten", wirbt Scherer.
Das Ganze wird es nicht zum Nulltarif geben. Scherer stellt die Eckpunkte der Gegenfinanzierung vor: Der Kreis rechnet mit Fördermitteln des Landes, es sollen mehr Fahrgäste akquiriert werden und schließlich wird der Landkreis selbst eine Erhöhung des Zuschusses - die Scherer aktuell auf rund 4,6 Millionen Euro schätzt - tragen.
Ein Preis für alle Stadtteile
Die Städte Lahr, Offenburg und Kehl planen die Einführung eines Einer-Tickets ab dem kommenden August. Für das gesamte Stadtbussystem dieser drei Kreisstädte wird für eine Einzelfahrt der gleiche Preis fällig. "Wir wollen die Spontanfahrer innerhalb des Stadtgebietes erreichen", erklärt Offenburgs OB Marco Steffens. Ziel sei es, mehr Menschen in den Bus zu bekommen aufgrund eines attraktiven Tarifsystems. "Wir brauchen einen langen Atem", ist sich Steffens sicher, mit Blick auf dieses große Ziel.
Auch Lahr will durch diese Vereinfachung im Stadtbusverkehr neue Nutzer gewinnen. "Mehr neue Parkplätze zu planen, ist nicht die richtige Antwort", ist der Lahrer OB Ibert sicher. "Wir sind durch Straßburg Teil eines Ballungsraums, aber auch ländlicher Raum", erklärt OB Vetrano die Besonderheit in Kehl. Ziel sei es, die Ortsteile gut miteinander zu verbinden. Auch die Kreisstädte rechnen mit einem erhöhten Zuschuss in den ÖPNV, wenn das Einer-Ticket in den Gremien angenommen wird. In Offenburg werden es rund 500.000 Euro, in Lahr etwa 300.000 Euro und in Kehl zwischen 300.000 und 400.000 Euro sein.
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