Scherer und Barseghian führen Eurodistrikt
Mobilität, Zweisprachigkeit, Umwelt, Kultur

Verabschiedung eines „großen Europäers“: Der neu gewählte Eurodistrikt-Präsident und Ortenauer Landrat Frank Scherer verabschiedet den ehemaligen Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries mit Dank und Anerkennung für sein visionären Engagement im Eurodistrikt in den Ruhestand.  | Foto: LRA
  • Verabschiedung eines „großen Europäers“: Der neu gewählte Eurodistrikt-Präsident und Ortenauer Landrat Frank Scherer verabschiedet den ehemaligen Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries mit Dank und Anerkennung für sein visionären Engagement im Eurodistrikt in den Ruhestand.
  • Foto: LRA
  • hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock

Offenburg (st). Der Rat des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau hat in seiner Sitzung am Donnerstag Landrat Frank Scherer turnusgemäß für die nächsten drei Jahre zum neuen Präsidenten gewählt. Als Vizepräsidentin wurde die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian gewählt, die sich gegen den Gegenkandidaten Réné Schaal, Bürgermeister von Lipsheim, durchsetzte. Verabschiedet hat das Gremium Roland Ries nach zwölfjähriger Amtszeit, als früherer Oberbürgermeister Straßburgs in wechselnden Rollen als Präsident und Vizepräsident.

Schwerpunkt Mobilität, Zweisprachigkeit, Umwelt und Kultur

In seiner Antrittsrede bezog sich Scherer auf die vom Eurodistrikt festgelegten Schwerpunktthemen Mobilität, Kultur Zweisprachigkeit und Umwelt. Frank Scherer betonte, dass es primär darum gehen müsse, auf Projekte, Förderungen und Maßnahmen zu setzen, die „effizient, nachhaltig und für die Bürgerinnen und Bürger des Eurodistrikts unmittelbar spürbar sind“.

Insbesondere der Ausbau des grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehrs ist Frank Scherer ein wichtiges Anliegen: „Nirgendwo sonst liegen die Vorteile für die Bürger und die der Umwelt so klar auf der Hand wie bei grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehren“, erläuterte Scherer. „Sie sind zudem ein verbindendes Element, das im Alltag die Grenzen verschwinden und Begegnungen möglich werden lässt“, so Scherer weiter. Daher sollen auch in Zukunft Buslinien und Radschnellwege im Fokus stehen, die den motorisierten Individualverkehr im Eurodistrikt grenzüberschreitend reduzieren können. Als beispielhaft nannte Scherer die Buslinie Erstein-Lahr, mit der der Eurodistrikt einen wichtigen Meilenstein setzen konnte.

Dabei erneuerte er die Forderung nach eigenen Kompetenzen des Eurodistrikts. „Der Ausbau des grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehrs wird ein Stück leichter zu organisieren sein, wenn der Eurodistrikt selbst Träger solcher Linien sein kann – eine Forderung, für die ich schon lange kämpfe und die es nun bis in den Aachener Vertrag geschafft hat“, betonte Scherer. „Jetzt gilt es die politische Ernte einzufahren, das heißt auf staatlicher Ebene die erforderlichen Rechtsänderungen, aber auch geeignete Förderkulissen einzufordern“, erklärte der Präsident weiter.

Die Förderung der Zweisprachigkeit, so Präsident Scherer, sollte auch künftig mit vielfältigen Begegnungs- und Sprachprojekten im Fokus stehen. Denn „ohne gegenseitiges Verstehen ist keine gemeinsame Identität, kein gemeinsamer Kulturraum möglich“, bekräftigte Scherer. Neben einer konsequenten Bewerbung des jährlichen Eurodistrikt-Schulfonds liegt demEurodistriktpräsidenten daher das Projekt „Sprachunterricht für Kinder“ der Volkshochschule Ortenau am Herzen und rief die französischen Kollegen zum Mitmachen auf. Ziel des Projekts ist es, ein Angebot zum frühen und spielerischen Erwerb der Nachbarsprache auf freiwilliger Basis für Grundschulkinder im Alter von sechs bis acht Jahren auszuarbeiten. Mit der Projektunterstützung setzt der Eurodistrikt ein Zeichen gegen den rückläufigen Französischunterricht an den deutschen Grundschulen.

Da Sprache und Kultur untrennbar miteinander verbunden seien, führte Präsident Scherer weiter aus, müsse auch die Förderung einer bunten und lebendigen Kulturlandschaft, auch und gerade in Krisenzeiten, weiter im Fokus bleiben. Daher unterstütze der Eurodistrikt seit langem Projekte im Kulturbereich, darunter auch das deutsch-französische Theater Eurodistrikt Baden Alsace als einmalige bilinguale und bi-kulturelle Begegnungsplattform.

Auch bei Klima und Umwelt gilt es die bereits erzielten Erfolge weiter auszubauen, betonte Scherer. Mit Vorzeigeprojekten wie der Kampagne „Coffee to go nochemol“, dem ersten zweisprachigen Klimasparbuch oder der Radtour „Vélo Gourmand“, einem Tourismusformat, das klimaneutrale Mobilität mit dem Genuss von regionalen Produkten verbindet, hat der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau bereits in der Vergangenheit deutliche Zeichen für mehr Nachhaltigkeit gesetzt. „Der Eurodistrikt hat das Thema Umwelt schon seit Jahren als prioritäres Querschnittsthema intensiv verfolgt und echte Erfolgsmodelle geschaffen“, erläuterte Scherer, „aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen“. In enger Zusammenarbeit mit deutschen und französischen Akteuren des gemeinsamen Gebiets sollten daher weitere Projekte, wie beispielsweise in den Bereichen Radknotenpunkte und Hofläden, realisiert werden.

Präsident Scherer sprach auch die für den Eurodistrikt wichtige Beteiligung der Bürger an. Der Eurodistrikt habe sich bereits seit 2013 mit den alle zwei Jahre stattfindenden Bürgerkonventen einen guten Namen gemacht, darüber hinaus sollten wir weitere gut strukturierte Beteiligungsformate entwickeln.

Besonders betonte Scherer auch die politische Positionierung des Eurodistrikts. Insoweit bezog er sich auf diesbezügliche Erfolge wie den Aachener Vertrag und das Offenhalten der Grenze während der zweiten Corona-Welle und meine mit dem Blick in die Zukunft, dass sich so auch die „Wertschätzung unserer Arbeit in der Bevölkerung“ steigere.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.