Fahrradkurs für Migrantinnen
Lächelnd das Gleichgewicht halten

Offenburg (st) Mit einem Lächeln im Gesicht üben die Fahrradneulinge, das Gleichgewicht auf zwei Rädern zu halten. Dieser Balanceakt soll letztlich dazu führen, dass sie am zweiten Tag losradeln können. Sechs Frauen und ihre Patinnen üben auf dem Gelände bei der Mensa am Mühlbach im Rahmen eines Mikroprojekts im Sanierungsgebiet Bahnhof-Schlachthof das Radfahren.
Die beiden Radtrainerinnen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), Monika Kunschner und Doris Schmitz-Braunstein, erläutern zunächst den Frauen mit Migrationshintergrund die Räder mit ihren technischen Details, wie Klingel, Bremse, Pedale. Auch werden Verkehrsregeln vermittelt.

Einen Zuschuss zum Projekt gibt es von der Stadt Offenburg im Zuge der Mikroprojekte im Sanierungsgebiet Bahnhof-Schlachthof. Kooperationspartner sind das Integrationsbüro Offenburg sowie das Stadtteil- und Familienzentrum am Mühlbach. Erst kürzlich hat die Volksbank noch sechs Roller gestiftet. Sechs Fahrräder und einige Roller sind an diesem Tag im Einsatz. Auch das Patenkonzept ist aufgegangen, obwohl es nicht so einfach wie gedacht war.

Ehemalige als Paten

Eine ehemalige Schülerin hilft heute als Patin. Sie hat den ersten Fahrradkurs im April und Mai besucht und gibt ihr Wissen nun gerne weiter. Während die Frauen am ersten Tag auf dem Hof hin und her rollern, soll es am zweiten Tag schon aufs Rad gehen. Die Durchführung der zwei Fahrradkurse zeigte, dass es wesentlich davon abhängt, ob die Teilnehmerinnen früher, zum Beispiel als Kind, schon einmal Fahrrad gefahren sind. Dann klappt es, dass sie während des Kurses sicher fahren können.

Frauen, die noch nie Fahrrad gefahren sind, brauchen längere Zeit, bis sie das Gleichgewicht halten können und vor allem so sicher sind, am Verkehr teilnehmen zu können. Nach dem Kurs wird es weitere drei Termine geben, um zusammen mit Patinnen das Gelernte zu vertiefen. Und auch das Radfahren im Straßenverkehr im öffentlichen Raum wird geübt.

Lagerraum gefunden

Froh ist der ADFC, dass bei dem Übungsgelände nun ein geeigneter Lagerraum gefunden worden ist und von der Bürgerstiftung St. Andreas die Miete für ein Jahr übernommen wird. „Wir wollen eine Fahrradschule entwickeln und etablieren“, erläutert Monika Kunschner das erklärte Ziel des ADFC. Ihre Hoffnung ist es, dass ab 2025 hauptamtliche Strukturen installiert sind. Denn als Ehrenamtliche könnten sie dauerhaft diese Aufgabe personell nicht bewältigen. Und gerade für Migrantinnen eröffnet das Radfahren neue Perspektiven, heißt es seitens des ADFC. Der Bedarf, das Radfahren zu lernen ist groß.

Zunächst aber haben alle Frauen Freude an ihrem Lehrgang. Es macht ihnen sichtlich Spaß zu lernen, und sie sind sehr motiviert. Später müssen die Teilnehmenden sich um ein eigenes Fahrrad kümmern. Gelegenheit ein Zweirad zu erwerben, besteht für Geflüchtete oder sozial Bedürftige unter anderem bei der Fahrradwerkstatt in der Okenstraße 73. Dort werden gespendete Fahrräder wiederaufbereitet und günstig zum Kauf angeboten.

Für den 16. September ist im Stadtteil- und Familienzentrum am Mühlbach ein kleines Abschlussfest des Mikroprojekts geplant. Alle Akteure sollen zusammenkommen, auch Gäste sind willkommen. Die Fahrradkurse werden bei diesem Anlass noch einmal vorgestellt. Weiterhin willkommen sind Paten zur Unterstützung, vor allem nach den Kursen. Interessierte Erwachsene können sich jetzt schon direkt per E-Mail an monika.kunschner@adfc-bw.de wenden. Infos auch auf der Homepage unter https://offenburg.adfc.de/artikel/radfahrkurse-fuer-migranten.

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