Frühjahrsarbeiten im Weinberg
In den Reben ist viel zu tun

Die Auszubildenden Jonas Stockinger und Johannes Dreher (v. l.) bei der Frühjahrsarbeit im Weinberg. | Foto: Weingut Schloss Ortenberg
  • Die Auszubildenden Jonas Stockinger und Johannes Dreher (v. l.) bei der Frühjahrsarbeit im Weinberg.
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Offenburg (st). Im Frühling, wenn die Natur langsam aus dem Winterschlaf erwacht, ist es auch für die Ortenauer Winzer an der Zeit, den Weinberg auf die neue Saison vorzubereiten. Matthias Wolf, Geschäftsführer des kommunalen Weinguts Schloss Ortenberg, erklärt die einzelnen Arbeitsschritte.

„Derzeit werden die Winterarbeiten im Weinberg abgeschlossen. Dies sind der Rebschnitt und das Biegen der Reben. Dabei wird der größte Teil des Altholzes abgeschnitten und ein bis zwei Fruchtruten werden nach unten gebogen. Aus ihnen wachsen in den kommenden Monaten neue junge Triebe, an denen sich die Trauben bilden“ erklärt Weinbauexperte Matthias Wolf, der 2010 die Verantwortung für den Betrieb übernommen hat. Ganz schön viel zu tun angesichts 45 Hektar Rebfläche und einer Anzahl von rund 20.000 Reben.

Viel Handarbeit

Mit dem Rebschnitt wurde bereits Ende November 2019 begonnen und er ist zum größten Teil immer noch Handarbeit. „Dieser wird von unseren Winzern durchgeführt und er bedarf viel Erfahrung“, betont Wolf. Natürlich hat auch hier die moderne Technik Einzug gehalten und im Weingut wird heute mit Akku-betriebenen Rebscheren gearbeitet – eine spürbare Erleichterung. „Das verbleibende Holz muss dann allerdings wieder von Hand aus dem Drahtrahmen gezogen und in den Rebgassen abgelegt werden.“ Im Frühjahr wird das Holz kleingemulcht und verbleibt als natürlicher Dünger im Weinberg.

In einem weiteren Arbeitsgang werden dann die nach dem Rebschnitt verbleibenden Fruchtruten nach unten gebogen und fixiert. „Dies geht am besten, wenn die Ruten feucht sind. Feuchte Witterung hatten wir aber diesen Winter ausreichend, so dass dies kein Problem darstellt. Manche Sorten lassen sich aber besser biegen, insbesondere die Burgundersorten“, so Wolf.
Im Weingut Schloss Ortenberg sind für diese Arbeiten neben den vier festangestellten Winzern und den Auszubildenden auch regelmäßig acht Aushilfskräfte im Einsatz. Diese kommen seit Jahren aus Rumänien. Zu Zeiten der Corona-Pandemie ist allerdings auch im kommunalen Weingut einiges anders: Die rumänischen Helfer mussten vergangene Woche in ihre Heimat zurück. „Aber wir können die Arbeiten mit eigenen Leuten abschließen. Die Mitarbeiter der 'Grünen Hand", die auch bei der Lese seit vielen Jahren unterstützen, sind aktuell aber nicht im Einsatz, da sie bei den Arbeiten in den Grünanlagen stark ausgelastet sind.“

Rebschnitt und Düngen

In den nächsten Wochen wird dann auf Basis von Nährstoffanalysen der Dünger in die Weinberge ausgebracht, erläutert Matthias Wolf. „Wir arbeiten hier inzwischen hauptsächlich mit organischem Dünger und Begrünungseinsaaten. Zudem bringen wir mit den Pheromon-Ampullen eine biotechnische Schädlingsbekämpfung aus. Dieses Verfahren wird in unserem Weingut schon seit den 90er-Jahren angewendet und wir können deshalb auf den Einsatz von Insektiziden verzichten.“ Anschließend müssen die Pflanzfelder für die Neuanlagen dieses Jahres vorbereit werden. Die Pflanzungen finden dann im Mai statt.

Der milde Winter hat an sich keine negativen Auswirkungen, schätzt Matthias Wolf. Der reichliche Regen war notwendig und hat die Bodenwasservorräte wieder aufgefüllt. Der warme März sorgte nun aber dafür, dass der Rebaustrieb sehr früh geschieht – „und dann stellen Frühfröste wie in 2017 immer eine große Gefahr dar.“

Noch eine Information ist Weingut-Geschäftsführer Matthias Wolf in diesen Tagen wichtig: Die Vinothek ist ab sofort wieder von Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr sowie 13 bis 17 Uhr geöffnet. Dort kann Wein abgeholt werden - ohne Verkostung. Eine Online-Weinprobe gibt's am 2. April ab 19 Uhr im Facebook-Livestream. 

Fakten

Das kommunale Weingut Schloss Ortenberg wird in Regie von Stadt Offenburg und Ortenaukreis als Zweckverband geführt. Es bewirtschaftet eine Rebfläche von rund 45 Hektar.
Die Lagen sind: Ortenberger Andreasberg 14 Hektar, Ortenberger Schlossberg 5,2 Hektar, Zunsweierer Halde 18 Hektar, Gengenbacher Nollenköpfle 3,3 Hektar, Zeller Abtsberg ein Hektar – dazu kommen weitere Rebflächen unter zwei Hektar in den Lagen Ortenberger Freudental und Ohlsbacher Kinzigtäler.
Die angebauten Rebsorten sind: Blauer Spätburgunder 25 Prozent, Klingelberger (Riesling) 25 Prozent, Weißer Burgunder elf Prozent, Müller-Thurgau neun Prozent, Grauer Burgunder acht Prozent, Sauvignon blanc fünf Prozent, Chardonnay fünf Prozent - weitere Rebsorten unter 1,0 Hektar Rebfläche sind Scheurebe, Sauvignon gris, Gewürztraminer, Kerner, Muskateller, Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah.
In zwei Versuchsanlagen mit Neuzüchtungen stehen die Sorten Acolon, Cabernet Dorsa, Cabernet Dorio, Cabernet Mitos, Cabernet Carbon, Cabernet Carol und Prior.

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