Sommerinterview mit Marco Steffens
"Ich liebe, was ich tue"
Offenburg Der Treffpunkt zum Sommerinterview mit Oberbürgermeister Marco Steffens ist der Neubau des Technologieparks Offenburg (TPO) auf dem Canvas-Gelände, der erstaunlich schnell in die Höhe wächst.
Wie ist die Lage der Wirtschaft in der Stadt?
Offenburg steht für Wirtschaft und an diesem Ort zeigen wir, dass wir eine innovative Stadt sind. Eine Stadt, die auf Nachhaltigkeit setzt, eine die an die Kreativität ihrer Menschen glaubt. Wir wollen Lust und Mut auf Zukunft machen. Diesen Gedanken erlebe ich in vielen Gesprächen mit Offenburger Unternehmern. Doch manchmal schwingt mit, dass man sich in Teilen nicht gesehen oder wertgeschätzt fühlt und immer mehr mit überbordenden Vorgaben belastet wird. Wenn alle sagen, wir sind ein Sozialstaat, halte ich dem entgegen: Wir sind eine soziale Marktwirtschaft und ich denke, wir verlieren vielleicht den Punkt Marktwirtschaft aus den Augen. In einem gesunden Gefüge müssen Marktwirtschaft und Sozialstaat zusammenpassen.
Der neue TPO steht für Zukunft und neue Unternehmensformen. Doch wo bleiben die bestehenden kleinen und mittleren Unternehmen, die andere Bedürfnisse haben?
Das ist ein Punkt, den wir erkannt haben. Diese kleinen und mittleren Unternehmen hatte die Stadt vielleicht zu wenig auf dem Schirm. Deshalb richten wir die Wirtschaftsförderung neu aus. Die großen Transformationsthemen, die wir haben, bekommen die großen Unternehmen eher hin. In den Kleineren hängt dies am Eigentümer oder Geschäftsführer. Da wollen wir stärker vernetzen, verbinden und zusammenbringen – nicht nur als Stadt, sondern gemeinsam mit den Interessensverbänden. Wir müssen unserer heimischen Wirtschaft, wenn sie sich dem Wettbewerb stellt, auch Entwicklungsmöglichkeiten bieten – Stichwort Umwandlung des Sonderlandeplatzes zum Gewerbegebiet.
Wo stehen die Planungen dafür?
Wir haben einen Arbeitsauftrag des Gemeinderats und werden mit dem Thema wahrscheinlich Anfang 2025 wieder in die Gremien kommen. Nicht alles, aber fast alles ist ohne Wirtschaft nichts. Wir können ohne starke Wirtschaft keine soziale Stadt sein. Das bedingt und braucht sich gegenseitig.
Es wird weiter Wohnraum benötigt in der Stadt. Wie weit kann Offenburg in Zukunft noch wachsen?
Wir haben noch gewisse Potentiale im Flächennutzungsplan und setzen auf Innenentwicklung. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie hoch man an der ein oder anderen Stelle in der Stadt bauen kann – etwa durch Aufstockungen von bestehenden Gebäuden. Denn neue Flächen zu erschließen, die nicht in unserem Eigentum sind, wird schwierig. Im Jahr 2030 werden aber sieben Hektar – so groß ist die Fläche am Ebertplatz – frei. Wir werden 2025 oder 2026 in die Planungen für dessen Entwicklung einsteigen. Es wird wohl wieder einen Ideenwettbewerb geben.
Stadtentwicklung war bislang mit Bürgerbeteiligung verbunden. Wird das beim Ebertplatz auch so sein?
Ja klar: Wir haben alle möglichen Formate. Bürgerbeteiligung entwickelt sich auch weiter, sie ist ja nichts Statisches. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir Ideen sammeln, aber auch sagen, wir brauchen eine gewisse Grundlage, über die wir reden.
2026 endet ihre erste Amtszeit als Offenburger Oberbürgermeister. Denken Sie darüber nach, wie es weitergeht?
Ich bin in meinem 18. Bürgermeisterjahr und beginne im Herbst die Zusammenarbeit mit meinem sechsten Gemeinderat. Ich gehöre in der Ortenau mittlerweile zu den dienstältesten Bürgermeistern. Ich liebe, was ich tue. Deshalb sieht meine berufliche Planung so aus, dass ich im Jahr 2026 wieder für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren werde.
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