Coronalage im Ortenaukreis
Fallzahlen pendeln sich auf hohem Niveau ein
Ortenau (gro). Seit Wochen unverändert sind die Covid-19-Fallzahlen in der Ortenau. Woche für Woche liegt die Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 120 und 130. In den benachbarten Landkreisen zeigt sich ein anderes Bild: Dort nehmen die gemeldeten Coronainfektionen stetig ab. Am Montag, 1. Februar, meldete das Landesgesundheitsamt für den Kreis Emmendingen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 25.2, im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald lag sie bei 69,4.
Die Frage, wieso die Zahlen in der Ortenau nicht sinken, beschäftigt auch das Landratsamt Ortenaukreis. "Die Kreise ähneln sich, die Bekämpfungsarten der Pandemie sind gleich", so Landrat Frank Scherer bei einer Online-Pressekonferenz am Dienstag, 2. Februar. Bei der Bevölkerung hätten sich keine unterschiedlichen Verhaltensweisen gezeigt. Auch die Grenzlage sei bei der Ursachenforschung unter die Lupe genommen worden und habe sich als nicht ausschlaggebend erwiesen.
Deshalb, vermutet Scherer, dass in der Ortenau engmaschiger geprüft werde. So würden sich bei der Nachverfolgung der Kontakte im Ortenaukreis fünf Ermittler um 10.173 Einwohner kümmern, während es im benachbarten Landkreis Emmendigen 33.000 Einwohner seien. "Wir haben keinen Nachholbedarf bei der Verfolgung der Kontakte", so Scherer. Eine weitere Vermutung des Landrats, die sich allerdings nicht belegen lässt: "Wir haben einen guten Überblick über das tatsächliche Pandemiegeschehen, weil wir sehr viel testen." Allerdings gebe es keine Zahlen auf Kreisebene, was Scherer bedauert. Für ihn steht fest: "Die absolute Zahl der festgestellten Infektionen hat weniger Aussagekraft, wer viel testet, der findet auch positive Ergebnisse." Ein Indiz für diese These sieht Scherer in der Tatsache, dass die Kliniken eine gleichbleibende Auslastung mit Covid-19-Patienten hätten. "Es gibt keine nach oben zeigende Besonderheit", betonte Scherer.
Mutationen in der Ortenau
Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts des Ortenaukreises, nahm Stellung zu den festgestellten Mutationen. Stand Dienstag, 2. Februar, wurden in der Ortenau 65 mutierte Fälle festgestellt, das sind 7,17 Prozent aller bekannten Fälle. Alle positiven PCR-Tests würden seit der Surveillance-Vorgabe der Bundesregierung im Ortenaukreis auch auf Mutationen untersucht. Würde eine festgestellt, dann werde in einem zweiten Schritt untersucht, um welche Variante - Großbritannien, Südafrika oder Brasilien - es sich handele. Bislang seien alle festgestellten Mutationen die Variante aus Großbritannien gewesen. Die Mutationen seien an verschiedenen Stellen festgestellt worden: in einem Pflegeheim, in Familien oder im Betrieb. "Wir schicken nicht nur die betroffenen Personen, sondern alle Kontaktpersonen und die Familie für 14 Tage in Quarantäne", so Bressau. Damit solle die Verbreitung eingedämmt werden. Nach den Ausbrüchen in Kindertagesstätten appelliert Bressau an die Eltern, zu überprüfen, ob die Kinder wirklich in die Notbetreuung müssten. Zudem sei im Nachhinein festgestellt worden, dass schon in der Vergangenheit Mutationen in der Ortenau vorgekommen seien. Bressau bestätigte, dass diese mutierten Coronaviren ansteckender seien, sie hafteten im Vergleich zu den bisherigen Viren besser an menschliche Zellen an. Deshalb reiche eine kleinere Anzahl von Viren, um zu erkranken.
Die Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg für den Ortenaukreis, Dr. Doris Reinhardt, erklärte: "Es gibt genügend Testkapazitäten. Wir empfehlen, jede Person mit Symptomen testen zu lassen. Wir nutzen die Kapazitäten voll." Den Patienten empfiehlt sie: "Man sollte auch bei leichten Symptomen den Arzt bitten, einen Test zu machen." Zudem mahnt Doris Reinhardt, dass ein negativer Test kein Freibrief sei, dies gelte insbesondere für die Schnelltests. Es zeige lediglich an, dass man zur Zeit kein Corona habe. Dr. Evelyn Bressau: "Wir hatten bereits Fälle, bei denen der Schnelltest negativ, der PCR-Test aber positiv war."
Stand bei den Impfungen
Zu den Impfungen durch die mobilen Impfteams stellte Dr. Doris Reinhardt fest: "Zwei Drittel der Bewohner in den stationären Pflegeeinrichtungen haben bereits mindestens die erste Impfung erhalten. Wir werden bis Ende Februar in allen Einrichtungen die zweite Impfung verabreicht haben." Dabei machte sie darauf aufmerksam, dass erst eine Woche nach der zweiten Impfung der volle Schutz gegeben sei. Die Impfbereitschaft, auch des Personals in den Pflegeheimen, sei hoch. "Und sie wird steigen mit den Erfahrungen durch die gute Verträglichkeit", ist sich Reinhardt sicher.
Die beiden Kreisimpfzentren in Offenburg und Lahr sind seit einer Woche in Betrieb. Nach wie vor gilt, dass 42 Impfungen pro Tag und Imfpzentrum möglich sind - in den nächsten sechs Wochen. "Wir haben noch keine Angaben über die Verfügbarkeit von Impfstoff darüber hinaus", sagte Dr. Diana Kohlmann, Leiterin der Kreisimpfzentren des Ortenaukreises. Ob sich in der Priorisierung etwas ändert, steht laut Dr. Doris Reinhardt ebenfalls noch nicht fest.
Lage im Ortenau Klinikum
Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau Klinikums, fasst die Lage an den Standorten so zusammen: "Mitte und Nord sind stabil, im Süden haben wir es mit einem besonderen Infektionsgeschehen zu tun." Er betonte, dass es auch an anderen Kliniken in Deutschland immer wieder zu überschaubaren Infektionen käme. Dr. Andreas Schröder, Chefarzt der Klinikhygiene, erklärte zu den Ursachen: "Sie sind multifaktoriell. Es gibt einzelne Fälle, bei denen die Viren durch Besucher eingetragen wurden, andere von Patienten. Die Mitarbeiter halten sich an die Hygieneregeln und werden regelmäßig getestet."
Die Auslastung durch Covid-19-Patienten sei während der ersten Welle wesentlich größer gewesen, so Christian Keller: "Die Versorgungsituation ist absolut gesichert, die Covid-Patienten sind gut versorgt."
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