Amtsübergabe und Verabschiedung
Ende der Ära Lieber an der Hochschule
Offenburg (gro). 24 Jahre stand Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Winfried Lieber als Rektor an der Spitze der Hochschule Offenburg. Ende Mai hat er den Staffelstab an seinen Nachfolger, Prof. Dr. Stephan Trahasch, übergeben. Am Montag, 6. September, wurde der bis zu seinem Ruhestand dienstälteste Rektor einer Hochschule für angewandte Wissenschaften in der Oberrheinhalle verabschiedet. Zu Gast waren nicht nur zahlreiche Weggefährten aus der Region und dem Hochschulbereich, auch Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sowie Günther H. Oettinger, ehemalige Vizepräsident der Europäischen Union, verabschiedeten mit ihren Festreden Lieber.
Coronabedingt war es eine kleinere Veranstaltung: Die Zahl derer, die in Form von Grußworten und Glückwünschen Prof. Lieber für seine Lebensleistung Anerkennung zollten, war lang. Durch das fast dreieinhalbstündige Programm führte Markus Knoll mit leichter Hand.
Dr. Ulrich Kleine, Vorstand der E-Werk Mittelbaden und Vorsitzender des Hochschulrats, begrüßte die Anwesenden. Er beschrieb Lieber als kämpferisch, aber auch diplomatisch. Ihm habe nicht nur die Internationalität der Offenburger Hochschule am Herzen gelegen, sondern auch deren Verankerung in der Wirtschaft der Region. Keine andere Hochschule könne so viele Stiftungsprofessuren aufweisen wie Offenburg.
Per Videobotschaft sendete Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble seine Glückwünsche. "Der Sinn und das Kennzeichen echter Wissenschaft besteht nach meiner Meinung in den nützlichen Erfindungen, die man daraus herleiten kann", zitierte Schäuble den Universalgelehrten Leibniz und zog dazu die Parallele zu den Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Lieber habe keine Scheu gehabt, die Nützlichkeiten zu erwägen. Er habe die Hochschule zu einer renommierten Markenschmiede gemacht, die Impulsgeber für Innovation am Oberrhein geworden ist. Dabei lobte er das Engagement Liebers und damit der Hochschule in der Trinationalen Metropolregion Oberrhein für die Säule Wissenschaft. In den 24 Jahren, in denen Lieber der Hochschule vorstand, habe sie sich zu einer renommierten Lehr- und Forschungsanstalt entwickelt.
Persönliche Worte fand Dr. Wolfgang Bruder, ehemaliger Oberbürgermeister von Offenburg, Senator e. H., Vorsitzender des Kuratoriums und Ehrenbürger der Hochschule, in seiner Videobotschaft. Er erinnerte daran, dass er 1997 mit der Wahl Liebers zum Rektor mit viel Hoffnung gestartet sei, dass sich an der Hochschule nach einer Zeit der Stagnation eine Aufbruchstimmung entwickele. "Wir hatten vier Diplom-Studiengänge, heute sind es 29 Bachelor- und 23 Masterstudiengänge, die Zahl der Studierenden ist von 1.500 auf über 4.500 gestiegen, es gab 40 Professoren, heute sind es 140", beschrieb Bruder die Entwicklung der vergangenen 24 Jahre.
Theresia Bauer beschrieb in ihrer Festrede wie sie im Schluckspecht fahren durfte und das Engagements Liebers in der TriRhenaTech. "Die Hochschule ist Spitze im Bereich der Forschung, dafür wurden die Grundsteine früh gelegt. Hervorragend ist die Vernetzung in die regionale Wirtschaft und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt", so die Ministerin. Lieber habe das Gespür gehabt, früh auf Internationalisierung zu setzen. Als kleines Abschiedsgeschenk brachte Bauer die Entscheidung des Landes mit, dass auch Hochschulen der angewandten Wissenschaft wie Offenburg künftig Promotionen anbieten können. Die Promotionsordnung soll 2022 geschrieben werden.
Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Gemeinschaft, Günther Oettinger, dankte Lieber für seine Lebensleistung, die die Hochschule in Offenburg zu einem Leuchtturm gemacht habe: "Rektor Professor Lieber war für mich im Innovationsrat Baden-Württemberg ein wertvoller Ratgeber. Der Hochschulstandort Offenburg hat seine gute Entwicklung in starkem Maße seiner unbändigen Schaffenskraft und Kreativität zu verdanken."
Weitere Grußbotschaften kamen von akademischen Kollegen, Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Oberbürgermeister Marco Steffens und anderen. Persönlich wurde es auf der Bühne, als der Moderator Edith Schreiner, ehemalige Oberbürgermeisterin von Offenburg und Ehrensenatorin der Hochschule, Thorsten Erny, Bürgermeister von Gengenbach, und Helmut Schareck, Vorstandsvorsitzenden der Freunde und Förderer der Hochschule Offenburg, Anekdoten zu dem scheidenden Rektor entlockte. Einblicke in die Welt der Hochschule unter Rektor Lieber gab es, als Professoren drei Fragen beantworten mussten.
Tief bewegt über soviel Lob zeigte sich Winfried Lieber in seiner Abschiedsrede. "Es war ein Amt der Freude, gelegentlich des Frusts", versicherte er mit dem in vielen Grußworten gelobten Humor. Er wurde von den rund 300 Gästen in der Oberrheinhalle mit stehendem Applaus verabschiedet.
Sein Nachfolger im Amt, Prof. Dr. Stephan Trahasch, setzte den Schlusspunkt mit einer prägnanten Antrittsrede: "Die Hochschule und die Hochschulen für angewandte Wissenschaft als Hochschulart - sie waren ohne dich undenkbar. Und dies wird auch so bleiben."
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