Bahnhofsmission Offenburg
"Eine Tasse Menschlichkeit"

Andreas Hornung von der Bahnhofsmission Offenburg | Foto: Großheim
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Offenburg (gro). Das Oberzentrum Offenburg hat knapp 60.000 Einwohner. Das mag im Vergleich mit anderen Städten nicht viel erscheinen, aber: "Der Ortenaukreis ist einer der größten Landkreise in Deutschland", so Andreas Hornung, Leiter der Bahnhofsmission Offenburg. Und Offenburg ist in Sachen öffentlicher Nahverkehr ein Drehpunkt im Kreis: 33.000 Fahrgäste verkehren täglich auf dem Bahnhof.

Ehrenamtliche Mitarbeiter

Im Vergleich mit dieser Zahl nimmt sich die personelle Ausstattung der Bahnhofsmission, die in Trägerschäft des katholischen Vereins "IN VIA" liegt, vergleichsweise bescheiden aus: Andreas Hornung ist mit 21 Stunden der einzige hauptamtliche Mitarbeiter. Ihn unterstützen eine Reihe von Ehrenamtlichen. "Die Zeit, die sie einbringen, ist unterschiedlich", so Hornung. Die einen bestreiten zwei Schichten in der Woche, andere haben nur drei Stunden Zeit. "Das kommt immer auf die persönliche Situation an", betont Hornung. Der Altersdurchschnitt seiner Mitstreiter liegt zwischen 60 und 80 Jahren.

Bedarf wäre größer

Gut zu erreichen, ist die Bahnhofsmission in Offenburg: Sie liegt direkt am Bahnsteig eins, in unmittelbarer Nähe zur Unterführung. Geöffnet ist sie montags bis donnerstags von 8 bis 15 Uhr, freitags und sonntags nach Bedarf. "Der Bedarf wäre größer", gibt Hornung unumwunden zu, doch personell ist nicht mehr zu stemmen. "Wir könnten auch schon um 6 Uhr morgens öffnen."
Denn die Bahnhofsmission ist Anlaufstelle für alle, die Schutz und Orientierung suchen. Und das sind bei weitem nicht nur Bahnreisende.

Kostenlose Getränke

Zwischen 20 und 50 Menschen wenden sich am Tag an die Bahnhofsmission. "Viele unserer Stammgäste haben mit dem Thema Sucht zu tun", berichtet Andreas Hornung. Doch auch die Zahl der psychischen Erkrankungen hat bei den Gästen zugenommen. "Und viele kommen einfach zu uns, weil sie gegen die Einsamkeit kämpfen", stellt Hornung fest. Denn in der Bahnhofsmission bekommen sie nicht nur eine Tasse heißen Kaffee oder Tee, sondern sie finden auch stets ein offenes Ohr für ihre Belange. Das Getränk ist übrigens kostenfrei.

Möglich macht dies die alljährliche Spendenaktion "Eine Tasse Menschlichkeit", die 2018 vom 10. bis 14. Dezember läuft. Wer möchte, darf in diesen Tagen Kaffee oder Tee in der Bahnhofsmission abgeben. "In den vergangenen Jahren hat der Vorrat für das ganze Jahr gereicht", freut sich Hornung über den großen Zuspruch. "Wir sind mit anderen Fachstellen gut vernetzt", beschreibt Andreas Hornung einen wichtigen Teil der Arbeit. Denn wer Obdach sucht, von Armut bedroht ist oder sich Gewalt in der Beziehung entziehen möchte, der wird weitervermittelt.

Wir sind keine Kofferträger

Die Mitarbeiter sind aber auch für Reisende, die Hilfe brauchen, da. "Wir sind keine Kofferträger", stellt Hornung klar. Ein Anruf bei der Bahnhofsmission genügt und Menschen mit Einschränkungen wird auf den Bahnsteig oder beim Einsteigen geholfen. Bei dem Projekt "Kids on Tour" begleiten Mitarbeiter der Bahnhofsmission Minderjährige auf einer Zugreise. "Wir werden gebucht", so Hornung. "Das Kind wird in Empfang genommen und am Zielort an eine vorher genannte Person, die sich ausweisen muss, übergeben."

Bahnhofsmission mobil

An ältere Reisende wendet sich das neue Angebot "Bahnofsmission mobil". "Wir begleiten innerhalb Baden-Württembergs Reisende, die einen Termin haben", beschreibt Hornung. Aber viele Menschen sind auch ganz einfach dankbar für eine helfende Hand beim Fahrkartenkauf am Automaten.

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