Verdreifachung bei Kapitalverbrechen
Dramatischer Anstieg bei Tötungsdelikten
Offenburg (set). Die Zahl zwölf hat Rüdiger Moll rot eingefärbt. Die Ziffer prangt auf einer Folie, die der Pressesprecher des Landgerichts Offenburg zur Präsentation des Jahresberichts vorbereitet hat.
Zahl mit ernstem Hintergrund
Die Ziffer steht für die Anzahl der Fälle, welche die Schwurgerichtskammer im vergangenen Jahr verhandeln musste und noch zum Teil verhandelt. Die Zahl hat einen mehr als ernsten Hintergrund: Vor genau dieser Kammer werden alle Tötungsdelikte verhandelt.
Der wohl prominenteste Fall aus dieser Reihe ist der Mord an einem Arzt im August vergangenen Jahres. Ein weiterer bekannter Fall ist der sogenannte Kreiselmord. Dieses Verfahren läuft aktuell noch. Zum Vergleich: Im vorvergangenen Jahr wurden lediglich vier Verfahren vor der Schwurgerichtskammer verhandelt.
Gerichtspräsident hofft auf Ausreißer
Somit steht die Zahl zwölf für eine Verdreifachung der Fälle vor dem Landgericht in Offenburg. "Wir hoffen, dass es bei diesem Ausreißer bleibt", sagt Christoph Reichert, Präsident des Landgerichts. Er selbst könne sich nämlich diesen sprunghaften Anstieg der Tötungsdelikte von 2017 auf 2018 nicht erklären.
Eine Steigerung verzeichnet das Landgericht Offenburg auch im Bereich der Zivilsachen. Hierbei gingen im vergangenen Jahr genau 1.420 Fälle ein. 2017 waren es noch an gleicher Stelle 1.178. "Die Zahl ist wegen der Klagen im Hinblick auf den VW-Abgasskandal so hoch", erklärt Rüdiger Moll. Auf einer späteren Folie wird die enorme Steigerung mehr als deutlich.
Enormer Anstieg bei Klagen in VW-Verfahren
Da nämlich zeigt sich die Entwicklung im VW-Verfahren: 2016 fanden sich insgesamt 13 Besitzer eines Volkswagens, die im Zusammenhang mit dem Dieselskandal klagen wollten. Diese Zahl erfuhr im vorvergangenen Jahr eine Steigerung auf 68 Fälle.
2018 geht die Kurve steil nach oben, denn dann geht der Wert in den dreistelligen Bereich: 325. Die anfangs erwähnte Steigerung der Tötungsdelikte und ebenso die Zunahme bei Zivilfällen führt auch zu einer größeren Arbeitsbelastung.
Zwei Richterstellen fehlen
Diese Tatsache schlägt sich in zweierlei Hinsicht am Landgericht Offenburg wieder, nämlich zum einen beim Personaldeckungsgrad. Eben jener Grad gibt an, über wie viel Personal das Landgericht im Hinblick auf die zu erledigenden Fälle verfügt.
Hierbei fiel der Grad im vergangen Jahr um einen Prozentpunkt auf 89. Zum anderen taucht wieder die Farbe Rot in der Präsentation auf, diesmal um darzustellen, dass dem Landgericht zwei Richterstellen fehlen.
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat aber laut Christoph Reichert schon reagiert und Stellen geschaffen, jedoch hat der Fallzuwachs natürlich zu Mehrarbeit bei den Kollegen geführt.
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