Gesamtverkehrskonzept für den Ortenaukreis
Ausbau der Verkehrsachsen

Die A5 ist eine wichtige Verkehrsachse für die Ortenau. | Foto: gro
  • Die A5 ist eine wichtige Verkehrsachse für die Ortenau.
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Ortenau (st) Wie können die Verkehrsinfrastruktur und das Mobilitätsangebot im Ortenaukreis verbessert werden? Welchen Einfluss haben siedlungsstrukturelle Maßnahmen auf die Mobilität? Wie wirken sich der demographische Wandel oder ein verändertes Mobilitätsverhalten darauf aus, wie die Menschen in der Ortenau mobil sein werden? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, hat der Ortenaukreis beschlossen, ein Gesamtverkehrskonzept zu erarbeiten. Datengrundlage dafür bilden die beiden bis Mitte 2022 erarbeiteten Teilprojekte „Mobilitätsbefragung Ortenaukreis“ und „Digitales Verkehrsmodell“. „Mit dem digitalen Verkehrsmodell haben wir ein Werkzeug, um die zukünftigen Verkehrsströme im Ortenaukreis ganzheitlich betrachten zu können. Davon wird unsere Bevölkerung und die Wirtschaft unmittelbar profitieren“, erklärte Landrat Frank Scherer in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (UTA) am Dienstagnachmittag, 28. Februar.

„Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden des Ortenaukreises haben wir in Regionalkonferenzen fünf zentrale Fragestellungen definiert, die als erstes mit dem Verkehrsmodell vertieft betrachtet wurden, um konkrete Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten“, so Scherer. Die Ergebnisse stellte Projektleiter Sascha Klein von dem beauftragten Fachbüro „Inovaplan“ aus Karlsruhe in der UTA-Sitzung vor.

Ergebnisse im Überblick

„Der Erhalt einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur stellt eine der zentralen Herausforderungen für die Gestaltung des Verkehrsangebots dar, um auch zukünftigen Ansprüchen gerecht zu werden. Neben der alltäglichen Mobilität der Bevölkerung ist dabei auch sicherzustellen, dass der Ortenaukreis auch zukünftig einen attraktiven Standort aus Sicht der Unternehmen darstellt“, macht Klein deutlich. „Mit den durchgeführten Untersuchungen konnte ein erster Schritt zur Gestaltung eines zukunftsfähigen Verkehrsnetzes unternommen werden. Dabei wurden vorhandene Problemstellen wie auch mögliche Handlungs- und Lösungsansätze aufgezeigt“, führte Klein weiter aus und beleuchtete die Ergebnisse zu den fünf zentralen Fragestellungen.

Zentrale Verkehrsachsen in Nord-Süd- sowie Ost-West-Richtung: Es geht um den Erhalt der leistungsfähigen Nord-Süd Verbindungen bei gleichzeitiger Verringerung der Belastungen in den Ortsdurchfahrten und beim Ost-West Verkehr um eine gerechte Verteilung der Belastungen. Die Bundesautobahn A 5 sowie die Bundes- und Landesstraßen stellen die zentralen Verbindungsachsen in Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Richtung im Ortenaukreis dar. Nahezu alle Strecken der zentralen Verkehrsachsen dienen der Verbindung innerhalb, beziehungsweise von oder zu Kommunen des Kreises, dabei dominiere häufig der Binnenverkehr. Das Ziel ist die geplante Infrastruktur ist grundsätzlich auf vorhandene Verkehrsmengen ausgelegt und der Verkehr gut verteilt, dabei sticht keine Ost-West- oder Nord-Süd-Verbindung negativ heraus, so das Ergebnis des Verkehrsmodells.

Anschluss Lahr-Nord/Friesenheim/Süd an die Bundesautobahn A 5 bei gleichzeitiger Entlastung der Ortsdurchfahrt Schuttern: 
Im Zusammenhang mit den Überlegungen zum Ausbau des Gewerbeareals am Flughafen Lahr und damit verbundener struktureller Entwicklungen wurde eine direktere Anbindung des Standorts über eine neue Autobahnanschlussstelle auf Höhe Friesenheim-Schuttern untersucht. Um die Ortsdurchfahrt Schuttern insbesondere vom zu erwartenden Schwerverkehr zu entlasten, wurde die Maßnahme in Kombination mit einer Nordumfahrung um die Ortschaft betrachtet. Die Maßnahmenuntersuchung zeigt, dass der verkehrliche Nutzen vergleichsweise gering ist und hohe entstehende Baukosten sowie eine weitere Flächenversiegelung nicht rechtfertigen würde. Die Inovaplan-Gutachter empfehlen daher den Ausbau der vorhandenen Straßeninfrastruktur zur Erschließung des Gewerbegebiets am Flughafen über die Einsteinallee und damit die Anbindung über die bereits vorhandene Autobahnanschlussstelle Lahr.

Ausbau der L98

Ertüchtigung der Landesstraße 98 (L98) zwischen Pierre-Pflimlin-Brücke und Autobahnanschluss Offenburg als Anbindung an das französische Autobahnnetz: Die L98 zwischen der Pierre-Pflimlin-Brücke und dem Autobahnanschluss Offenburg hat als Anbindung an das französische Autobahnnetz eine überregionale Verbindungsfunktion mit hohem Anteil an grenzüberschreitendem Durchgangsverkehr. Dabei weist sie eine hohe Verkehrsbelastung auf. Die Gutachter erwarten durch die eingerichtete Umweltzone in Straßburg und dem damit verbundenen Fahrverbot für LKW eine Verkehrsverlagerung von der Bundesstraße 28 in Kehl zur L98. Um die Leistungsfähigkeit der L98 zu erhalten soll ein mehrstreifiger Ausbau und eine mögliche Aufstufung zur Bundesstraße mit Bund und Land diskutiert werden.

Ausbau der LKW-Parkplätze entlang der großen Verkehrsachsen: Das Verkehrsmodell zeigt, dass die Bundesautobahn 5 besonders stark durch den Schwerverkehr belastet ist, es gibt eine hohe Anzahl an LKW-Stellplätzen. Die Bundes- und Landesstraßen sind vergleichsweise geringer mit Schwerverkehr belastet und weisen im Vergleich zur Autobahn weniger Stellplätze auf. Grundsätzlich sind nur wenige Parkplätze, vor allem im Bereich der Autobahn, explizit für LKW ausgewiesen. Die Schaffung von Parkmöglichkeiten für den Durchgangsverkehr, zum Beispiel im Zuge der A5, liegt in Zuständigkeit des Bundes. Aus gutachterlicher Sicht wird kein Bedarf für einen Ausbau von LKW-Parkplätzen gesehen.

Wertvolles Werkzeug

„Die Ergebnisse der Gutachter haben eindrucksvoll gezeigt, dass das digitale Verkehrsmodell ein wertvolles Werkzeug ist, verkehrliche Szenarien zu untersuchen um daraus konkrete und zukunftsorientierte Maßnahmen treffen zu können. Außerdem hat die Auswertung gezeigt, dass wir mit unseren aktuellen Projekten und Planungen, wie dem Neubau der Kreisstraße Ringsheim-Lahr, auf dem richtigen Weg sind“, betonte Scherer. „Ich danke dem Fachbüro Inovaplan für seine hervorragende Arbeit. Mein Dank gilt auch der IHK Südlicher Oberrhein, die als wichtiger regionaler Akteur und Partner der Wirtschaft unser Konzept finanziell unterstützt“, schloss der Landrat.

Nach Beratungen in der Sitzung wurde festgehalten, dass die Leistungsfähigkeit der L 98 und das von den Städten und Gemeinden Kehl, Rheinau, Willstätt und Neuried vorgelegte LKW-Lenkungskonzept für die L 75 erneut geprüft werden sollen, wenn nach Ablauf des Jahres 2023 valide Erkenntnisse darüber vorliegen, wie sich das LKW-Transitverbot im Zuge der Umweltzone im Gebiet der Eurometropole Straßburg auf die Verkehrsbelastungen auswirkt.

Um die nächsten Schritte im Rahmen des Gesamtverkehrskonzepts zu gehen und Maßnahmen für eine zukunftsfähige Mobilität im Ortenaukreis entwickeln zu können, hat der Ausschuss für Umwelt und Technik bereits im vergangenen Jahr weitere notwendige Folgeaufträge beschlossen, darunter die Erstellung eines „Klimamobilitätsplans“ für den Ortenaukreis. Aktuell befindet sich der Kreis im Vergabeverfahren für diesen Folgeauftrag. Ziele des „Klimamobilitätsplans“ für den Ortenaukreis sind die Entwicklung effektiver und zielgerichteter Maßnahmen zur lokalen Reduktion der Verkehrsemissionen sowie die Förderung der klimafreundlichen Mobilität.

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