Autofreie Lange Straße?
Antrag der Grünen stößt auf wenig Gegenliebe

Die nördliche Lange Straße in Offenburg | Foto: gro

Offenburg (gro) Wenn es nach der Fraktion der Grünen geht, dann wird die Lange Straße zwischen Lindenplatz und Gustav-Rée-Anlage Teil eines autoarmen Quartiers. Bereits im April dieses Jahres hatte die Fraktion einen Prüfantrag gestellt (wir berichteten). Am Mittwoch, 3. Juli, wird sich der Verkehrsausschuss des Offenburger Gemeinderats in seiner Sitzung ab 18 Uhr im Salmen damit beschäftigen. 

Als Grund für den Antrag, den nördlichen Teil der Straße weitgehend autofrei zu gestalten, nennen die Grünen die "chaotische Verkehrssituation". Es werde fast überall verkehrswidrig geparkt und der seitliche Seitenraum dadurch blockiert. Viele Autofahrer seien mit nicht angepasster Geschwindigkeit dort unterwegs. Deshalb würden sich viele Fußgänger nicht trauen, auf der Mitte der Straße zu laufen.

Die von der Stadt vorgegebene Beschlussempfehlungen lauten: Der Gemeinderat solle sich mit dem Antrag der Grünen vom 22. April 2024 befassen und diesen zur Kenntnis nehmen. Außerdem soll die Verwaltung einen Verfahrensvorschlag zur Einbindung der unterschiedlichen Akteure in den Prozess sowie mehrere Umsetzungsvarianten zur Erweiterung der Fußgängerzone entwickeln.

Keine Zustimmung

Zwei Akteure in dem Gebiet haben bereits ihre Stellungnahmen abgegeben: Sowohl die Bürgergemeinschaft Offenburg Stadtmitte als auch die City Partner Offenburg lehnen den Vorstoß ab. Die Bürgergemeinschaft schreibt in einem Brief an den Oberbürgermeister: "Mit Begriffen wie autoarmes Quartier und der Ausweitung der Fußgängerzone soll suggeriert werden, dass durch das Verbot des individuellen KFZ-Verkehrs, abgesehen von Anliegern, Verbesserungen für die Bürger des Stadtteils erreicht werden sollen." Die Bürgergemeinschaft sieht allerdings eher eine Benachteiligung der Anwohner und Gewerbetreibenden im Stadtteil. Die Anwohner müssten weiterhin die eigenen Grundstücke anfahren können, es gebe auch vermietete Parkplätze, die uneingeschränkt genutzt würden. Es werden weitere Einschränkungen in Form von zeitlichen Zufahrtsverboten befürchtet. Zudem ist der Bürgergemeinschaft Offenburg Stadtmitte der Begriff Anlieger zu "schwammig".  

Kritisch gesehen wird die Aufstellung von Baumcontainern, da diese den Fußgängern noch mehr Platz wegnehmen würden. Die Kurzzeitparkplätze, die dann wegfielen, würden von Kunden genutzt werden. Aus Sicht der Bürgergemeinschaft stellt dies eine Benachteiligung der Gewerbetreibenden und Handwerker des Stadtteils dar.  Auch die Behindertenparkplätze seien wichtig in der Innenstadt.

Negative Folgen befürchtet

Die City Partner stellen in ihrer Stellungnahme fest: "Die Einrichtung einer Fußgängerzone mit anliegerfreiem Verkehr in der nördlichen Langen Straße, wie sie die Fraktion Der Grünen im Gemeinderat fordert, hätte äußerst negative Folgen für anliegende Händler, Gastronomen, Dienstleister sowie Anwohner." Als die Straße wegen eines einsturzgefährdeten Hauses gesperrt gewesen sei, sei zu Frequenz- und Umsatzeinbrüchen gekommen. Dem Vorwurf der "chaotischen Verkehrssituation" widersprechen die City Partner, sie finden, dass sich der Durchgangsverkehr deutlich verringert habe und die gemeinsam genutzten Flächen zu einem guten Miteinander zwischen allen Verkehrsteilnehmern geführt hätten. 

Das Problem des verbotswidrigen Parkens in dem Bereich müsse gelöst werden, aber nicht durch ein allgemeines Verbot von Fahrzeugen. Die City Partner weisen darauf hin, dass Innenstadtexperten der Industrie- und Handelskammern und der Handelsverbände von reinen Fußgängerzonen abraten würden, da diese bundesweit stärker von Laden-Leerstände betroffen seien als gemischt genutzte Straßen. "Die Lange Straße eignet sich nicht für Experimente", warnen die City Partner. "Die Gefahr, dass durch eine Fehlentscheidung dauerhaft die noch vorhandene Infrastruktur aus Handel und Gastronomie verloren gehen könnte, ist zu groß."

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