Kommunale Gesundheitskonferenz Ortenaukreis
Ärztebefragung zur medizinischen Versorgung
Ortenau (st). Um die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung und Gesundheitsförderung der Menschen im ländlichen Raum des Ortenaukreises auch in Zukunft auf hohem Niveau sicherzustellen, hat eine Arbeitsgruppe der Kommunalen Gesundheitskonferenz Ortenaukreis (KGK) eine Umfrage im Landkreis durchgeführt. Im Zeitraum von Juni bis August 2018 nahmen rund 400 Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten im Ortenaukreis an der Befragung teil. Ziel war es, die derzeitige hausärztliche, fachärztliche und psychotherapeutische Versorgungssituation zu analysieren und mögliche zukünftige Entwicklungen der Versorgung im Ortenaukreis abzuschätzen. Die umfassende Bestands- und Bedarfserhebung ist Grundlage für weitere Handlungsempfehlungen auch im Hinblick auf die Nachnutzung der aufzugebenden Klinikstandorte. Der in der Umfrage erörterte Status Quo deutet an, dass neue Konzepte erarbeitet werden müssen.
Schwierige Nachfolgersuche
„In den kommenden fünf Jahren planen etwa ein Drittel der Hausärzte und Fachärzte, die an unsere Umfrage teilgenommen haben, ihre Praxis abzugeben“, berichtet Evelyn Bressau, Leiterin der Arbeitsgruppe der KGK „Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung im Ortenaukreis“. Bei der hausärztlichen Versorgung seien bestimmte Regionen besonders stark betroffen. Vor allem in der nördlichen Ortenau betreffe dies die Hälfte der Hausärzte, die an der Befragung teilgenommen haben. Die Suche nach einem Nachfolger gestalte sich sowohl bei den Hausärzten als auch bei den Fachärzten schwierig. Zudem zeige sich, dass alle befragten Gruppen unter hoher Arbeitsbelastung leiden. Dabei sei die wöchentliche Arbeitszeit älterer Ärzte erheblich höher als die der jüngeren. Außerdem bevorzugen jüngere Ärzte eher ein Angestelltenverhältnis. Mit rund 55 Jahren liegt der Altersdurchschnitt der ambulant tätigen Ärzte im Ortenaukreis leicht über dem landesweiten Niveau.
„Um die konkreten regionalen Begebenheiten im Ortenaukreis zu kennen und diese passgenau in unsere kommunalen Überlegungen einfließen lassen zu können, war es wichtig, diese Daten zu eruieren. Teile unserer Umfrage decken sich auch mit Erkenntnissen des Ärztemonitors der Kassenärztlichen Bundesvereinigung“, so Janine Feicke, Leiterin der Geschäftsstelle der KGK. „Auf Basis dieser Erkenntnisse können wir nun erarbeiten, wie in Zukunft attraktive Rahmenbedingungen für den Ärztenachwuchs, auch im Kontext der Nachnutzungskonzepte der aufzugebenden Klinikstandorte, gestaltet werden können. Neue Berufsgruppen müssen in die Gesundheitsversorgung integriert werden, um die Ärzte beispielsweise von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Gleichzeitig ist die Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung ein wichtiger weiterer Ansatzpunkt“, schlussfolgert Feicke.
Ambulante gesundheitliche Versorgung
In einem zweiten Schritt hat deshalb die KGK Ende November mit Teilnehmern der Umfrage eine Zukunftswerkstatt zum Thema „Ambulante gesundheitliche Versorgung im Ortenaukreis“ durchgeführt, wo die Ergebnisse vorgestellt wurden und anhand eines Fallbeispiels ein mögliches Versorgungskonzept aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde. „Es hat ein reger Austausch unter den verschiedenen Professionen stattgefunden. Die Ergebnisse dieser Diskussionen geben uns wichtige Hinweise für weitere mögliche kommunale Konzepte. Wir bedanken uns bei den Teilnehmenden und freuen uns auf eine weitere intensive Zusammenarbeit“, so Feicke.
Aktuell werden die Bürger zur ambulanten gesundheitlichen Versorgung befragt. Bis Ende des Jahres können diese online unter www.ortenaukreis.de/versorgung anonym an der Umfrage teilnehmen. Im Jahr 2019 finden, basierend auf den Erhebungen, in sechs Regionen des Ortenaukreises, Gespräche mit Bürgern statt. Eine ausführliche Ergebnisdarstellung der Erhebungen erfolgt Anfang des Jahres 2019 auf der Internetseite der KGK unter www.ortenaukreis.de/kgk.
Hintergrund:
Die Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) ist ein regionales Koordinierungs-, Beratungs- und Vernetzungsgremium bestehend aus verschiedenen gesundheitspolitischen Interessengruppen aus dem Landkreis. Das Gremium entwickelt Ziele und Handlungsempfehlungen für die regionale Gesundheitsförderung und Prävention, die medizinische Versorgung sowie die Pflege. Die Einrichtung Kommunaler Gesundheitskonferenzen ist im Landesgesundheitsgesetz verankert; das Land Baden-Württemberg stellt den Stadt- und Landkreisen entsprechende Fördermittel zur Verfügung, um Lösungen für gesundheitspolitische Fragestellungen vor Ort zu erarbeiten.
Die KGK im Ortenaukreis besteht aus drei Gremien: dem Plenum, dem Lenkungskreis und den Arbeitsgruppen. Der Lenkungskreis bereitet die Plenumssitzungen vor und steuert die Arbeit der KGK. Die 64 Mitglieder des Plenums der KGK setzen sich zusammen aus delegierten Vertretungen der örtlichen Institutionen und Einrichtungen aus Gesundheitsförderung und Prävention, der medizinischen Versorgung, der Pflege, der Selbsthilfe und des Patientenschutzes. Hinzu kommen Experten aus weiteren Institutionen des Sozialbereiches, Vertreter der verschiedenen Kreistagsfraktionen sowie der Städte und Gemeinden.
Es sind die drei Arbeitsgruppen „Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung“, Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung (sektorenübergreifende Versorgung)“ und „Nachwuchsgewinnung in Medizin und Pflege“ eingerichtet.
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