Trauerfeier in Offenburg
Abschied von Dr. Wolfgang Schäuble
Offenburg "Papa, wir lieben dich. Wir passen auf Mama auf. Wir lassen dich jetzt gehen. Es ist alles gut. Es ist nur ein merkwürdiger Gedanke, dass du nicht mehr da bist." Mit diesen Worten nahm am Freitag beim Trauergottesdienst in der evangelischen Stadtkirche in Offenburg Christine Strobl Abschied von ihrem Vater. Es war ein tief bewegender Nachruf, der daran erinnerte, dass Dr. Wolfgang Schäuble nicht nur eine große Politikerpersönlichkeit war, sondern auch ein geliebter Ehemann und Vater.
Dank an Familie
"Er hat seiner Familie viel zugemutet, aber sie stand für ihn an erster Stelle", sagte Friedrich Merz in seiner Trauerrede als politischer Weggefährte, aber auch enger Freund des am 26. Dezember Verstorbenen. "Ohne sie hätte er vielleicht vieles nicht erreicht, gerade nach dem Attentat." Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dankte der Schäuble-Familie und vor allem dessen Ehefrau Ingeborg für "das, was sie damit auch für unser Land getan haben."
Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte Schäuble als leidenschaftlichen Demokraten, der deutsche und europäische Geschichte geschrieben hat: "Wir verneigen uns mit großem Respekt, Dankbarkeit und Zuneigung vor einem großen Sohn unseres Landes."
"Wolfgang Schäuble wusste immer, wohin er wollte und wohin es für unser Land gehen muss", betonte CDU-Landesvorsitzender Manuel Hagel. Er sei ein Anker der Stabilität und Orientierung gewesen. "Für alles, was sie für uns und für Deutschland getan haben: vergelt's Gott."
"Staatsmann von Weltrang"
Der CDU-Politiker und Offenburger Ehrenbürger sei ein Staatsmann von Weltrang gewesen, "der nie vergessen hat, woher er kommt", betonte der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens. Er erinnerte sich in seinem Nachruf an die letzte Begegnung mit Wolfgang Schäuble an Heiligabend in eben dieser Kirche: "Zwei Tage später war er nicht mehr unter uns."
"Viele Erkrankungen und gesundheitliche Probleme drangen nie ans Licht der Öffentlichkeit", so Christine Strobl. Nach dem schweren Unfall seiner Frau habe er sich mit größter Kraftanstrengung für sie zusammengerissen. Sein unbedingtes Ziel sei es gewesen, ihren 80. Geburtstag mit ihr zu feiern, was auch gelang. Bereits vor Weihnachten habe er dann seiner Tochter aus der Klinik heraus bei einem Telefonat gesagt, es sei ihm kalt, er könne einfach nicht mehr. Trotzdem habe er das Krankenhaus verlassen: "Mama habe ihm gesagt, dass sie ohne ihn nicht leben könne und ihm das Versprechen abgenommen, weiter zu kämpfen." So habe die Familie noch einen letzten Gottesdienst, einen letzten Restaurantbesuch erlebt: "Er wollte uns noch einmal ein Weihnachten schenken." Beim Abschied habe er gesagt, sie sollen glücklich sein und auf Mama aufpassen. Christine Strobl: "Du hast uns gezeigt, wie man mit sich im Reinen und würdevoll sterben kann."
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