Vorjahres-Rekord übertroffen
640 Menschen im Ortenaukreis eingebürgert
Offenburg (st). Im Jahr 2020 wurde mit 503 Neueingebürgerten im Ortenaukreis ein neuer Rekord aufgestellt. Schon 2021 wurde dieser Rekord wieder gebrochen: Insgesamt 640 Menschen wollten im Ortenaukreis die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen. Landrat Frank Scherer begrüßte am Montag, 26. September, bei der 13. Einbürgerungsfeier Neueingebürgerte, Vertreter von Migrationsberatungen, Träger von Integrationskursen und Vertreter des Landratsamtes in der Mensa der Kaufmännischen Schule in Offenburg.
"Unsere Gesellschaft braucht Einwanderung"
Mit einem bunt gemischten interkulturellen Programm feierten die neuen Ortenauer gemeinsam mit ihren Familien ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Zu diesem Anlass wurde auch der vom Landratsamt und der Sparkasse Offenburg/Ortenau zum neunten Mal ausgelobte „Integrationspreis Ortenau“ verliehen.
„Unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft braucht Einwanderung! Diese Erkenntnis ist nicht erst seit der Corona-Krise richtig, sondern schon seit Jahrzehnten“, so der Landrat in seiner Ansprache. „Durch Einwanderung haben wir als Gesellschaft die Chance, vielfältiger, bunter und reicher zu werden. Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt können Menschen aus dem Ausland helfen, den Fachkräftemangel abzumildern. Wir brauchen Menschen wie Sie, um die ‚black forest power region‘ zu bleiben, für die wir bekannt sind“, bekräftiget Scherer.
Wie bereichernd Migration sein kann, machte anschließend das bunte Rahmenprogramm deutlich. Mit aktuellen Hits unterhielt die Ortenauer Sängerin Michele Mahn das Publikum. Die Ukrainerin Oksana Pflugradt aus Neuried berichtete in einer persönlichen Ansprache, wie sie vor einigen Jahren selbst nach Deutschland gekommen war und hier inzwischen eine neue Heimat fand. Kurz nach Kriegsbeginn sammelte sie zusammen mit ihrem Mann Hilfsgüter für die Ukraine. Sie bedankte sich in ihrer Rede für die Hilfsbereitschaft der Menschen im Ortenaukreis, welche sie bei diesem Unterfangen tatkräftig unterstützten. Umrahmt wurde das Programm von jungen Tänzerinnen und Tänzern der Tanzschule „Messenger Studio“ aus Offenburg, welche die Gäste mit Hip-Hop Showeinlagen beeindruckten.
Integrationspreis Ortenau
Um die ausgeprägte Willkommenskultur und den ehrenamtlichen Einsatz in der Ortenau zu würdigen, verliehen das Landratsamt Ortenaukreis und die Sparkasse Offenburg/Ortenau im Rahmen der Feier zum neunten Mal den „Integrationspreis Ortenau“. Mit dem Preis werden innovative Ideen, Engagement und gelungene Integrationskonzepte anerkannt und prämiert. Dieses Jahr stand das Engagement privater Personen und Initiativen, aber auch der Einsatz gemeinnütziger Organisationen rund um die Aufnahme und Integration von ukrainischen Geflüchteten sowie die Unterstützung vor Ort in der Ukraine im Fokus. Eine Jury, besetzt aus Mitarbeitenden des Migrationsamtes und der Sparkasse Offenburg/Ortenau, entschied über die Preisvergabe.
Über den ersten Preis durften sich die Mitglieder des Vereins „Gemeinsam Europa e.V.“ freuen, die in Kooperation mit Helfern aus der Ukraine und Polen Sachspenden, Lebensmittel und Güter an der Grenze zur Verfügung stellen. Des Weiteren versorgt der Verein Flüchtlingscamps, hilft bei Amtsangelegenheiten, der Wohnungssuche oder bietet Sprach- und Integrationskurse an. Der zweite Platz ging an die Ukraine-Hilfe Kinzigtal, die in Zusammenarbeit mit Firmen, Schulen und Privatleuten ebenfalls Hilfestellung für Menschen in der Ukraine sowie für Geflüchtete aus der Ukraine im Kinzigtal anbieten. Den dritten Platz erhielt das Organisationsteam des Neurieder Kleiderkreises, der ukrainischen Geflüchteten in Neuried mit Sachspendensammlungen, dem Betrieb einer Kleiderkammer und der Begleitung bei Behördengängen und Wohnungssuche hilft.
Sonderpreis für Netzwerk "Miteinander"
Neben dem Integrationspreis wurde dieses Jahr ein von Evgeniya Scherer gestifteter Sonderpreis in Höhe von 500 Euro für besonderes Engagement bei der Aufnahme und Integration von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine vergeben. Diesen Preis erhielt das Netzwerk „Miteinander“ Schutterwald, welches durch Integrationsprogramme für Frauen mit Kindern und Hilfestellungen bei verschiedenen Angelegenheiten Unterstützung anbietet.
„Alle Bewerbungen zeigen hohes Engagement und gute Ideen, um ukrainischen Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland und der Ortenau und die Integration in unsere Gesellschaft zu erleichtern sowie vor Ort die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Deshalb haben alle Dank und Anerkennung verdient“, so Landrat Scherer.
Hintergrundinformation
Ursprungsnationen der Eingebürgerten und Ausländeranteil im Ortenaukreis
In 2020 wurden 503 Personen eingebürgert. 2021 sind 640 Menschen aus 71 Nationen Deutsche geworden. 176 davon waren EU-Bürger. Die wesentlichen Herkunftsländer waren Türkei (83), Rumänien (55), Syrien (53), Irak (50), Italien (29), Kosovo (26), Palästina (25), Polen (22), Bulgarien (15) und Iran (15). Im Dezember 2021 lebten rund 60.000 Ausländer im Ortenaukreis. Rund die Hälfte davon waren EU-Bürger. Damit macht der Ausländeranteil etwa 14 Prozent an der Kreisbevölkerung (rund 435.000 Einwohner) aus. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund, zu denen etwa bereits eingebürgerte Personen oder Spätaussiedler zählen, liegt mit über 25 Prozent weitaus höher.
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