Arbeitsagentur-Chefin Theresia Denzer-Urschel
Ortenau ist Bewerbermarkt
Offenburg. Auch wenn die Unternehmen nach dem schwierigen Coronajahr weniger freie Ausbildungsstellen melden als in den Vorjahren, ist der Ausbildungsmarkt in der Ortenau noch immer ein Bewerbermarkt. Theresia Denzer-Urschel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Offenburg, zeigt die Entwicklungen der vergangenen Monate mit Blick auf die Schulabgänger im Gespräch mit Christina Großheim auf.
Wie hat sich der Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren entwickelt?
Im Ortenaukreis hat sich der Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren – in vielen Branchen – zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Jugendliche haben gute Chancen, in der Region einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen war zum sechsten Mal in Folge höher als die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber. Auch wenn die Corona-Pandemie sowohl die Berufsorientierung als auch die Auswahlprozesse erschwert hat, bilden die Arbeitgeber weiterhin auf hohem Niveau aus. Die Berufsberater haben sehr früh digitale Angebote platziert und überall, wo es möglich war, persönliche Gespräche in den Schulen und in der Arbeitsagentur geführt sowie Jugendliche über den Ausbildungsmarkt informiert, motiviert und beraten. In der Ortenau haben wir einen stabilen und guten Ausbildungsmarkt.
Wie sieht der Ausbildungsmarkt aktuell in der Ortenau aus?
Das Berufsberatungsjahr beginnt mit dem 1. Oktober 2020 und endet am 30. September 2021. Arbeitgeber haben im Ortenaukreis in den zurückliegenden elf Monaten seit Beginn des Berufsberatungsjahres 2.971 Berufsausbildungsstellen gemeldet, das sind 5,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum melden sich 2.466 Jugendliche für eine Berufsausbildungsstelle, 1,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Stand August 2021 sind noch 1.040 Ausbildungsplätze unbesetzt und noch 331 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt. Rechnerisch kommen auf jeden Interessenten drei freie Ausbildungsplätze. Die Zahlen ändern sich täglich, der Ausbildungsmarkt ist noch immer in Bewegung.
Hat jeder Schulabgänger die Chance, seinen Traumberuf zu erlernen? Welche Berufsbilder sind bei den Jugendlichen im Augenblick besonders gefragt?
Sollte es auf Anhieb mit dem Traumberuf nicht klappen, gibt es verschiedene Alternativen oder ähnliche Berufe, in denen Jugendliche ebenfalls sehr gut Fuß fassen können. Besonders die kaufmännischen Berufsbilder sind bei den Jüngeren sehr gefragt. Die meisten Bewerberinnen und Bewerber gibt es für folgende Berufe: Verkäufer/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Industriemechaniker/in, KFZ-Mechatroniker PKW-Technik, Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau Büromanagement, Medizinische/r Fachangestellte/r, Friseur/in, Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung und Fachkraft Lagerlogistik.
Gibt es aktuell noch freie Stellen, auch wenn das Ausbildungsjahr schon begonnen hat?
Die Vermittlung in Ausbildungsplätze läuft bis zum Jahresende unvermindert weiter. Aktuell sind noch 1.040 Berufsausbildungsstellen in fast allen Bereichen offen. Somit haben Bewerberinnen und Bewerber, die noch auf der Suche sind, gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Offenburg unterstützt gerne alle Interessenten.
In welchen Branchen ist die Chance besonders gut, einen Ausbildungsplatz zu bekommen?
Nachwuchs ist in allen Branchen gefragt. In der Ortenau werden insbesondere für das verarbeitende Gewerbe, fast jede dritte gemeldete Berufsausbildungsstelle stammt aus dieser Branche, Auszubildende gesucht. Besonders im Handel, Bau, sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe sind nach wie vor noch Ausbildungsstellen frei.
Welche Berufe sind besonders zukunftsweisend?
Eine Ausbildung zu absolvieren ist immer eine Investition für die Zukunft. Je besser qualifiziert, umso geringer die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden. Wichtig ist, den Beruf mit dem was ich kann, mich interessiert abzugleichen. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeigt, dass die Berufswelt sich immer schneller verändert und neue Anforderungen dazukommen. Die beste Garantie für Chancen im Beruf ist die Bereitschaft für ein lebenslanges Lernen.
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