Inhabergeführte Fachgeschäfte
Einkaufsbummel endet 1972 um 18 Uhr

Die Offenburger Hauptstraße im Jahr 1975: Damals gab es noch keine Fußgängerzone. | Foto: Stadt Offenburg
3Bilder
  • Die Offenburger Hauptstraße im Jahr 1975: Damals gab es noch keine Fußgängerzone.
  • Foto: Stadt Offenburg
  • hochgeladen von Christina Großheim

Offenburg (gro). "Der Einzelhandel hat in den 1970er-Jahren und davor die Grundversorgung der Bürger sichergestellt", erinnert sich Ute Grimm, Sport-Grimm in Offenburg, nach einigem Nachdenken. Schließlich war sie zu dieser Zeit gerade mal elf Jahre alt. "Es gab viel mehr Fachgeschäfte als heute und auch Lebensmittelgeschäfte", schildert Jürgen Stickel, Juwelier Stickel, das Geschäftsleben in früheren Zeiten. "Geboten wurde eine große Auswahl mit fachkundiger Beratung", so Barbara Roth, Buchhandlung Roth. Auch für sie sind es Kindheitserinnerungen.

Alle drei sind Mitglieder der City Partner, die in diesem Jahr wie der Stadtanzeiger Verlag ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Der Grund für den Zusammenschluss: Die Einzelhändler sahen, durch die ersten Ansiedlungen auf der sogenannten "Grünen Wiese", die Notwendigkeit, sich zusammenzutun und gemeinsam für die Innenstadt zu werben. "Die Öffnungszeiten waren kürzer als heute", so Ute Grimm: Die Geschäfte waren in der Regel von 8 bis 12 Uhr und am Mittag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Das galt für Montag bis Freitag. Am Samstag schloss der Einzelhandel um 13 Uhr und die meisten Händler hatten einen freien Mittwochnachmittag. "Bei uns gab es die Spezialität, dass meine Großeltern die Buchhandlung am Sonntag zwei Stunden geöffnet hatten, damit nach dem Kirchgang noch die aktuelle Zeitung gekauft werden konnte", erzählt Barbara Roth.

"Wir hatten in Offenburg eine gute Mischung im Einzelhandel: Bücher, Banken, Sport, Schuhe, Kürschner, Geschirr und Porzellan, Bekleidung, Optiker, Schmuck und Drogerie, Heimwerker-Bedarf, Tierbedarf, Schreibwaren, ein Kaufhaus, Cafés und Eisdiele, Möbelhaus, Sanitärbedarf, Lebensmittel, Metzger, Bäcker, eine Weinhandlung, Friseur, Kosmetik sowie Apotheken und vieles mehr. Man konnte seinen ganzen Einkauf in der Innenstadt erledigen", so Ute Grimm. Und Jürgen Stickel ergänzt: "Die meisten Fachgeschäfte waren damals noch inhabergeführt. Wir werden heute noch von älteren Kunden gefragt, ob wir am Mittwochnachmittag geöffnet haben." Einig sind sich die drei in einem: Der Einzelhandel diente in erster Linie dazu, die Grundversorgung nicht nur für die Bürger in Offenburg, sondern auch in den Kommunen des Umlandes sicherzustellen.

Als 1997 die Sonntagszeitung Der Guller erstmals erschien, hatte sich der Einzelhandel nicht nur in Offenburg verändert. 1996 wurden deutschlandweit die Ladenöffnungszeiten gelockert: Montags bis freitags durfte zwischen 6 und 20 Uhr geöffnet werden, am Samstag bis 16 Uhr. 1989 war der "lange Donnerstag" eingeführt worden, an dem bis 20.30 Uhr eingekauft werden konnte. Dieser Tag entfiel mit der Lockerung. "Wir hatten dann durchgehende Öffnungszeiten auch am Mittwoch und am Donnerstag war bis 19 Uhr geöffnet", beschreibt Ute Grimm diese Zeit. "Den freien Mittwoch hatten wir bereits 1973 laut unserer Chronik abgeschafft", so Barbara Roth.

"Die Erwartung der Kunden an den Einzelhandel hatte sich aber auch verändert", beschreibt Barbara Roth den Wandel. "Meine Mutter hat mir erzählt, dass in früheren Zeiten nur das Geschäft geöffnet werden musste und dann waren die Kunden da. Die Umsatzzuwächse seien von ganz alleine gekommen. Als ich die Buchhandlung 1996 übernommen habe, war dies schon anders: Wir mussten richtig etwas für unsere Kunden tun, Erlebnisse und Anreize schaffen."

Das galt nicht für die einzelnen Geschäfte, sondern auch für die gesamte Innenstadt: "Vieles kann nur entstehen, wenn alle zusammenarbeiten", findet Ute Grimm. Sie denkt dabei an die Weihnachtsbeleuchtung, die schon früh die Adventszeit in der Innenstadt verschönerte oder die Veranstaltungen, die den verkaufsoffenen Sonntagen zusätzlichen Reiz verleihen. Gemeinsam mit der Stadt und dem Stadtmarketing wurden und werden Events organisiert, damit der Einkauf in Offenburg zu einem Erlebnis wird. Denn der schärfste Konkurrent des stationären Einzelhandels ist mittlerweile der Online-Handel, stellt nicht nur Jürgen Stickel fest. Um so wichtiger seien gemeinsame Aktionen vor Ort.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.