Wald als Lernort
Studierende der Hochschule Rottenburg in Oberwolfach
Oberwolfach (st) Seit Jahrzehnten schon ist es Tradition, dass die Hochschule für Forstwirtschaft aus Rottenburg die Wälder im Ortenaukreis besucht. Am Montag, 12. Juni, war es wieder soweit: Revierleiter Markus Schätzle vom Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises begrüßte die Studierenden um Stefan Ruge, Professor für Botanik und Waldbau, in Oberwolfach. Ziel der forsthistorischen Exkursion war es, besondere Waldbewirtschaftungsformen an anschaulichen Beispielen zu verdeutlichen. Während am Vormittag die sogenannten Niederwälder rund um Elzach-Yach im Landkreis Emmendingen auf dem Programm standen, drehte sich am Nachmittag alles um die Plenterwälder im Oberwolfacher Gemeindewald.
Langjährige Versuchsflächen
„Plenterwälder sind Wälder, in denen Bäume unterschiedlicher Dimension auf sehr engem Raum vorkommen. Was die Plenterwälder im Gemeindewald Oberwolfach besonders macht, ist deren Historie als langjährige Versuchsflächen“, erklärte Schätzle. Bereits im Jahr 1903 sei die erste Plenterwald-Versuchsfläche von der damaligen Badisch Forstlichen Versuchsanstalt im Distrikt Königswald angelegt worden, im Jahr 1950 folgte dann die zweite. „Für Wissenschaft und Praxis liefern die gewonnen Daten seither wichtige Erkenntnisse, etwa über die Vorratsentwicklung, den jährlichen Zuwachs, die Baumanzahl oder die Auswirkungen der waldbaulichen Behandlungsweise“, so der Revierförster weiter.
Zwar werden heute nur noch 3,5 Prozent der Waldfläche in Baden-Württemberg nach dem Plenterprinzip bewirtschaftet, forsthistorisch ist die Bewirtschaftungsform aber immer noch interessant. Der geringe Flächenanteil ist auf die unterschiedlichen Besitzstrukturen im Land, aber auch auf das badische Forstgesetz von 1833 zurückzuführen. Damals wurde die traditionell bäuerliche Bewirtschaftungsform unter anderem aufgrund der ungenauen Vorratsschätzung verboten. „An das Verbot hielten sich glücklicherweise nicht alle und so gibt es noch heute über Generationen gepflegte Plenterwälder im Schwarzwald, die regelmäßige Erträge lieferten und etwa für Investitionen in Gebäude, Maschinen und Viehbestand notwendig waren“, so Schätzle. Das meiste Geld habe man in früheren Jahrhunderten mit den sogenannten Holländertannen erzielt.
Auswirkungen des Klimawandels
Während des rund zweistündigen Begangs wurden auch die Auswirkungen des Klimawandels auf den Plenterwald thematisiert. Laut Schätzle könne man auf windabgewandten und regenreichen Standorten auch künftig diese spezielle Form des Dauerwaldes erhalten. Aufgrund seiner Strukturvielfalt gilt der Plenterwald als resilient gegenüber Störungen wie zum Beispiel Käfern oder Stürmen. Wenn ältere Bäume ausscheiden, schließen die stets vorhandenen Jungbäume ziemlich schnell diese Lücken.
Trotz dieser positiven Eigenschaften erachtet Schätzle eine Flächenzunahme angesichts fortschreitender Mechanisierung und steigender Holzerntekosten für unrealistisch, da im Plenterwald der Holzanfall pro Eingriff zu gering ist. Dennoch, so der Tenor der Teilnehmenden, müsse diese besondere Waldbewirtschaftungsform erhalten werden.
Professur Ruge, für den es der letzte offizielle Besuch als Exkursionsleiter war, und Revierleiter Schätzle prüften mit gezielten Fragen das erworbene Wissen der künftigen Förster. Die zusammenfassende Antwort war: Für den Plenterwald braucht es schattentolerante Baumarten, allen voran Tanne und Fichte, Bäume jeder Dimension auf kleinstem Raum, einen tiefgründigen, windabgewandten Standort, eine gute Erschließung, Wertastung, Jagd und regelmäßige, bestandsschonende Eingriffe mit anschließender Schlagpflege.
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