Umbau am Standort Oberkirch
Zahl der Mitarbeiter soll weiter sinken
Oberkirch (st). PWO hat bereits im Herbst 2018 an allen seinen Standorten umfassende und langfristig angelegte Programme für Effizienzsteigerungen und Prozessverbesserungen angestoßen, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Dazu seien 2020 umfangreiche Anpassungen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie gekommen. Die konsequente Umsetzung all dieser Maßnahmen habe maßgeblich dazu beigetragen, dass der Konzern gut und sicher durch die Corona-Pandemie des Jahres 2020 gesteuert werden konnte. Dank eines weiterhin guten Cashflows sei so zum Beispiel die Verschuldung in den ersten drei Quartalen 2020 um weitere 20 Millionen Euro gesenkt worden, obwohl die Weltwirtschaft sich in der größten Rezession der Nachkriegszeit befinde.
Während die Auslandsstandorte schon bei der jüngsten, nur moderaten Marktbelebung wieder gute Ergebnisse erzielt hätten, habe dies für den Standort Oberkirch nicht zugetroffen. Aufgrund eines Ergänzungstarifvertrags, der auch eine Beschäftigungssicherung beinhalte, seien betriebsbedingte Kündigungen in Oberkirch bis zum 31. Dezember 2020 nicht möglich.
Freiwilligenprogramm zur Personalanpassung
Zur notwendigen Personalanpassung sei daher zunächst ein Freiwilligen-Programm aufgelegt worden, das inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden sei. In dessen Rahmen würden rund 200 Mitarbeitende den Standort zum weit überwiegenden Teil bereits zum Jahresende 2020 verlassen. Rund die Hälfte von ihnen entfalle jeweils auf fest angestellte Beschäftigte und auf Zeitarbeitnehmer.
Zugleich müsse der Standort Oberkirch noch stärker auf seine Kernkompetenzen fokussiert werden - dies seien zum einen höchste Innovationskraft in der Entwicklung passgenauer Lösungen für die Mobilität von morgen, zum anderen die Konzeption robuster und wirtschaftlicher Prozesse für die Fertigung komplexer Komponenten und Baugruppen in der Großserie.
Da jedoch die Personalkosten am Industriestandort Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich stark gestiegen seien, würden derzeit laufende Fertigungen teilweise durch hohe Arbeitskosten stark belastet. Diese ließen sich durch Produktivitätsmaßnahmen nicht mehr ausreichend kompensieren. Darüber hinaus produzierten die Kunden mehr und mehr in Osteuropa, sodass sich für PWO Anlieferstandorte der Kunden veränderten. Das unternehmen müsste deshalb auch Produktionsverlagerungen nach Osteuropa in Erwägung ziehen, wenn bestehende Serienproduktionen nicht verloren gehen sollen. Mit dem stark wachsenden Werk in der Tschechischen Republik sei PWO dort bereits äußerst wettbewerbsfähig aufgestellt. Deshalb habe der Vorstand in seiner Sitzung beschlossen, Kapazitäten des Standorts Oberkirch weiter in Richtung des zu erwartenden zukünftigen Auslastungsniveaus anzupassen.
Anzahl der Beschäftigten sinkt weiter
Dazu soll unter anderem die Anzahl der Beschäftigten um weitere 120 bis 150 Mitarbeitende überwiegend aus der Stammbelegschaft der Produktion reduziert werden. Der Vorstand strebe eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung in Abstimmung mit den Interessenvertretern der Beschäftigten an und werde in Kürze Verhandlungen hierzu aufnehmen. Die voraussichtlichen Kosten für diese Reduzierung der Beschäftigtenzahl, die das EBIT des Geschäftsjahres 2020 zusätzlich belasten werde, lägen im oberen einstelligen Millionenbereich. Die erwarteten Einsparungen in Höhe von neun Millionen Euro sollen erstmals im Geschäftsjahr 2022 voll wirksam werden Die vorläufigen Zahlen für das Gesamtjahr 2020 lägen noch nicht vor und würden planmäßig am 24. Februar 2021 veröffentlicht.
CEO Carlo Lazzarini führt aus: "Wir sind ein weltweit tätiger Konzern. Der Kostendruck in der Automobilzulieferindustrie zwingt uns dazu, jeden Auftrag in dem Werk zu platzieren, das für den konkreten Auftrag am wettbewerbsfähigsten ist. Leider hat die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland in den vergangenen Jahren stark nachgelassen, was zu einem überproportionalen Anstieg des Auftragsvolumens in unserm Werk in Tschechien geführt hat. Daher müssen wir die Kapazitäten in Oberkirch an das rückläufige Umsatzvolumen für den Standort anpassen.Zugleich werden wir den Standort Oberkirch jedoch auch stärken und zu einer High-tech-Schmiede weiterentwickeln. Dafür setzen wir auf die Chancen der vierten industriellen Revolution, die nie dagewesene Möglichkeiten bietet."
Umbau in Best-Class-Standort
Oberkirch werde zu einem Best-in-Class-Standort für eine höchsteffiziente moderne, datengetriebene Fertigung weiterentwickelt. Ziele seien eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch eine kontinuierliche Reduzierung des Ressourceneinsatzes bei gleichzeitig weiterer Verbesserung der Prozesseffizienz und der Fertigungsqualität, was letztendlich die Voraussetzung für künftiges Wachstum sei. Dazu setze das Unternehmen auf "Big-Data-Analysis" und "Machine Learning".
2020 sei ein Pilotprojekt zur Messdatenerfassung und -analyse, Signalverarbeitung und deren Koppelung zur Automatisierung erfolgreich umgesetzt worden. Die eingesetzte Lösung zeichne sich durch ausgeprägte Konnektivität aus und sei in die PWO-IT-Systemlandschaft mit dem Manufacturing Execution System (MES) nahtlos vertikal integriert worden. Während es sich bei der Software um eine marktgängige Lösung handele, liege das entscheidende Know-how zur Analyse der Fertigungsdaten und der Entwicklung des digitalen Zwillings bei PWO. Zudem seien weitere wichtige Prozess- und Kundenanforderungen wie die Rückverfolgbarkeit in das MES integriert worden.
In 2021 werd der kontinuierliche Roll-Out der Systemarchitektur erfolgen. Ein dezidiertes Team sorge dafür, dass die neu generierten Daten und Analysen möglichst breit interdisziplinär genutzt werden könnten - beispielsweise in der Produktion, der Qualitätssicherung und der Instandhaltung.
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