Klaus Baier im Sonntagsporträt
Vom Schauspiel zum Filmemacher
Oberkirch. Wenn Odenthal und Kopper im Tatort ermittelten oder Klara Blum am Bodensee einen Einsatz hatte, dann war nicht selten auch Klaus Baier zu sehen. Manchmal spielte der Oberkircher einen Polizisten, ein anderes Mal schlenderte er als Fußgänger durch die Szene.
Sogar in einer Hollywood-Produktion hat er schon mitgewirkt. Als für Tim Burtons Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" 2004 Szenen in Gengenbach aufgenommen wurden, war Klaus Baier einer der Komparsen. "Über 1.000 hatten sich damals beworben", erinnert er sich. Genommen wurden lediglich 80, einer von ihnen war Klaus Baier. Den Aufruf dazu hatte er übrigens damals im Guller gelesen. Mit der Zeit kamen immer mehr Sprechrollen dazu und bei zwei RTL-Fernsehgerichtsproduktionen waren es sogar Hauptrollen. Inzwischen steht der 56-Jährige aber nicht mehr vor, sondern hinter der Kamera. 2012 hat er zudem eine eigene Firma für Videofilmproduktionen mit dem Namen Harlan-Medien gegründet. Harlan ist sein zweiter Vorname.
Von Haus aus ist Klaus Baier Maschinenbautechniker. Es folgte die Ausbildung als Vertriebsingenieur. Heute arbeitet er wochentags im bayrischen Ansbach, wo er in einem Unternehmen für die technische Kommunikation zuständig ist. Daneben beschäftigte ihn aber schon seit den 90er-Jahren der Film – zuerst als Darsteller, dann als Kameramann und Produzent. Angefangen hat alles in Oberkirch-Ringelbach. Als 15-Jähriger schnupperte Klaus Baier erstmals bei Aufführungen der Landjugend Theaterluft und war von der Schauspielerei sofort fasziniert. Später nahm er dann an einem Theaterworkshop von Dieter E. Neuhaus teil. "Mit diesem Profi zu arbeiten, hat unglaublich großen Spaß gemacht und ich habe sehr viel dabei gelernt", schwärmt er noch heute. Es sollte nicht die letzte Zusammenarbeit mir dem Regisseur sein, der später auch Stücke mit dem Statt(t)heater Achern inszenierte.
Schauspieler an Amateurtheatern
Viele Jahre spielte Baier erst beim Stat(t)theater Achern, dann beim Grimmelshausen Theater Renchen sowie 2014 beim Illenau Theater wieder in Achern. Außerdem ist er dem Lindenbühne Oberkirch e. V. sehr verbunden. Dort ist er nicht nur Kassenwart, sondern kümmert sich auch um Pressearbeit.
So sehr er das Theater liebt, übt der Film eine große Faszination auf ihn aus. "Es ist das Drumherum, die Technik", sagt der Oberkircher, "auch die Atmosphäre ist etwas Besonderes." Auf die Idee, sich als Komparse zu bewerben, brachte ihn ein Kollege vom Amateurtheater. In weit über 100 Filmen hat er mitgewirkt und sich früher damit nebenher ein nettes Taschengeld verdient. Aufgrund von Änderungen im Steuerrecht lohnt sich das Ganze rein finanziell gesehen heute aber nicht mehr, erklärt Baier. Hauptberuflich als Schauspieler zu arbeiten, hat er nie wirklich in Erwägung gezogen: "Mir war immer klar, dass ein Durchbruch sehr schwer ist, wenn du keine Schauspielausbildung hast." Das Ganze war einfach ein schönes Hobby.
Mit der Zeit wuchs ohnehin das Interesse für die Gesamtproduktion. Anfang des neuen Jahrtausends lernte er einen Komparsen kennen, der sich als junger Filmemacher aus der Ortenau entpuppte. Gemeinsam mit einem Dritten gründeten sie eine kleine Filmfirma. "Wir haben auch Produktionen gemacht", erzählt der Oberkircher. Nach einiger Zeit trennten sich aber die Wege wieder: "Es gab keinen Streit, wir hatten uns nur in unterschiedliche Richtungen entwickelt."
Inzwischen hat Klaus Baier sich nebenher an der Medienakademie in Nürnberg als Kameramann und Cutter ausbilden lassen und qualifiziert sich nun weiter als Videofilmproduzent.
Ausbildung in Nürnberg, hauptberufliche Tätigkeit in Ansbach: Hat er nie über einen Umzug nachgedacht? "Nein, ich fühle mich wohl in Oberkirch", antwortet Klaus Baier schlicht. Hier ist er verwurzelt. Und weil ihm das kulturelle Leben in seinem Wohnort wichtig ist, nutzt der Kassenwart der Lindenbühne gleich die Gelegenheit, um auf eine Veranstaltung des Vereins aufmerksam zu machen: Dieser präsentiert das Stück "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" mit Volker Ranisch am 20. April um 19.30 Uhr in der Mediathek in Oberkirch, Karten gibt es bei der Bücherinsel.
Anne-Marie Glaser
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.