Michael Braun war 20 Jahre lang CDU-Kreisgeschäftsführer
Politik begleitete ihn von Kindesbeinen an
Oberkirch. „Zuallererst habe ich den Busch vor dem Haus geschnitten, damit der Briefträger wieder
richtig an den Briefkasten dran kommt.“ Schmunzelnd erklärt Michael
Braun, dass er es nun verstehe, wenn jemand sage, dass er als Rentner
weniger Zeit habe als vorher. Zwar ist er zum 1. Juli aus dem Amt als
Kreisgeschäftsführer der CDU und damit aus dem aktiven Berufsleben
ausgeschieden, doch die Politik wird ihn weiterhin begleiten. So ist der
65-Jährige Fraktionsvorsitzender der CDU im Oberkircher Gemeinderat,
Stellvertreter von Oberbürgermeister Matthias Braun, Ehrenamtlicher
Richter beim Verwaltungsgericht und Vorsitzender des Fördervereins der
Narrenzunft. „Ich bin ausgelastet, ich brauche keine zusätzlichen
Aufgaben“, sagt Braun.
Politik nahm schon früh einen Platz im Leben von Michael Braun ein. Als er geboren wurde, war sein Vater Erwin
bereits Bürgermeister von Oberkirch. Selbstverständlich erzählte sein
Vater von seiner Arbeit. „Man beginnt dann automatisch, sich dafür zu
interessieren und eignet sich unbewusst auch Wissen an“, erinnert er
sich. Zehn oder elf Jahre alt sei er gewesen, als er zusammen mit
Freunden zum ersten Mal eine Gemeinderatssitzung besuchte. „Ich weiß
noch gut, dass man im Sitzungsraum kaum was sehen konnte, weil alle
Zigarre geraucht haben“, erzählt er lachend. Seine erste politische
Veranstaltung – CDU-Politiker Hans Furler sprach zum Thema Europa –
besuchte Braun Mitte der 60er-Jahre. „Von da an war ich Mitglied der
Jungen Union“, so Braun. Nach dem Abitur 1970 auf der Heimschule Lender
in Sasbach nahm sein politisches Engagement an Fahrt auf. Er wurde
Vorsitzender der Jungen Union Oberkirch. Acht Jahre lang bekleidete er
das Amt. „Von uns kam damals der Vorschlag, das Oberkircher Gymnasium
nach Hans Furler zu benennen“, berichtet Michael Braun. 1978 bis 1981
war er außerdem Kreisvorsitzender der Jungen Union. „Von Beginn an,
entweder kraft Amtes oder als Beisitzer, war ich Vorstandsmitglied des
Kreisverbands der CDU“, so Braun.
Von 1970 bis 1972 absolvierte Braun eine Banklehre in Mannheim. Es folgten drei Semester
Volkswirtschaftslehre in Mannheim, bevor er als Mitarbeiter im Bonner
Büro des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Schäuble anfing. Doch nach zwei
Jahren zog es Michael Braun wieder zurück in die Heimat, wo er
schließlich 17 Jahre lang bei der Volksbank beschäftigt war – erst in
Offenburg im Servicebereich, später an der Kasse in Oberkirch. Willi
Stächele war Kreisvorsitzender als sich Michael Braun 1996 als
Nachfolger für den damaligen CDU-Kreisgeschäftsführer Rudolf Klem
bewarb. Schließlich kannte Braun die Strukturen in der Partei. Selbst
reizte ihn – bis zum letzten Arbeitstag – vor allem der Kontakt zu den
Ortsverbänden und die Wahlkämpfe. Als besonders emotionale Zeit wird
Michael Braun die CDU-Spendenaffäre 1999 in Erinnerung behalten. „Damals
war das Wahlkreisbüro von Schäuble in der Offenburger
Kreisgeschäftsstelle integriert“, berichtet er, „und wir mussten die
Anfragen von Journalisten beantworten.“ Denen sei es aber nicht um
Aufklärung, sondern um die Vernichtung der CDU gegangen. „Das war sehr
aufreibend“, betont Braun.
1989 wurde Michael Braun erstmals in den Oberkircher Gemeinderat gewählt. „Vorher ging das nicht, weil mein
Vater bis zu seinem Tod 1981 Bürgermeister war“, so Braun. Seit 1998 ist
er Fraktionsvorsitzender. Besonders reizen ihn als Mitglied des
Oberkircher Gemeinderats die Gestaltungsmöglichkeiten, der Kontakt zur
Bevölkerung und die Diskussionen unterschiedlichster Art. Allerdings sei
Politik mittlerweile schwieriger geworden. „Früher hat man diskutiert,
auch einmal heftiger, und dann war gut. Heute wird oft keine Ruhe
gelassen und immer wieder nachgehakt“, sagt Braun. So dauerten die
Sitzungen inzwischen oft recht lange, so dass es zum gemeinsamen Bier
meist nicht mehr reiche. „Das bedauere ich sehr“, betont er.
Große Pläne für seinen Ruhestand hat Michael Braun nicht. Die neuen
Bundesländer will er besser kennenlernen, auch Rom wird immer wieder ein
Reiseziel sein. Ansonsten will er den Sommer jetzt erst einmal auf der
eigenen Terrasse bei einem Glas Wein abends genießen. „Ich trinke gern
einen Riesling oder Weißburgunder, der nicht immer aus Oberkirch kommen
muss.“
Autor: Daniela Santo
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