Helmut Busam fuhr mit dem Schlepper ans "Ende der Welt"
In Santiago de Compostela hatte er Tränen in den Augen
Santiago de Compostela/Oberkirch. Der Renchtäler Helmut Busam ist mit seinem Schlepper am "Ende der Welt" angekommen. Im Gespräch mit Anne-Marie Glaser und in seinem Blog (schleppergedoens.wordpress.com) berichtet Helmut Busam von seiner wirklich ungewöhnlichen Reise.
Wie viele Kilometer haben Sie denn schon zurückgelegt?
Insgesamt bin ich schon 2.600 Kilometer mit meinem Schlepper Deutz D4005 gefahren. Nun befinde ich mich am Kap Finisterre, das heißt übersetzt am Ende der Welt.
Was war der Anlass für diese Reise?
Vor einem Jahr kam mir der Gedanke, etwas Besonderes in meinem Leben machen zu wollen. Leider war dazu mein Schlepper Deutz D15 zu schwach und musste durch den stärkeren Deutz D4005 mit dem Baujahr 1966 ersetzt werden. Es war viel Arbeit, auch für meinen Verein Renchtäler Schlepperfreunde, diesen Schlepper wieder fit zu machen. Da ich im Juni 65 Jahre alt wurde, habe ich meinen Traum realisiert und bin am 8. Juli, unter großer Verabschiedung durch meine Schlepperfreunde, gestartet.
Gab es bislang Highlights?
Da hatte ich eigentlich sehr viele. Durch die Entschleunigung fühlt man sich den traumhaften Landschaften viel näher. Oft übernachtete ich im freien Gelände und genoss die Freiheit. Da ich keine größeren Straßen fahren wollte, kam ich immer wieder in kleinere Orte mit romanischen Kirchen oder wunderbaren Schlössern. Auch der Jakobsweg, den ich immer wieder befahren habe, hat etwas Mystisches und in mir etwas bewegt. Man macht sich mehr Gedanken über sein Leben. Auch als ich am höchsten Punkt des spanischen Jaobswegs, am Monte Irago, auf 1.500 Meter stand, war das ein besonderer Moment. Das größte Highlight war natürlich, nach langer Fahrt vor der Kathedrale in Santiago de Compostela zu stehen. Mir standen die Tränen in den Augen. Der Besuch einer Messe sowie der Weg zu den Reliquien des heiligen Jakobs waren sehr berührend. Ebenfalls etwas Besonderes war die anschließende Fahrt nach Kap Finesterre, um meinen Schlepper mit Atlantikwasser zu taufen.
Gab es unterwegs Probleme?
Obwohl ich mich gut vorbereitet hatte, kamen einige Dinge auf mich zu, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Zuerst waren das die Erhebungen vor und nach Zebrastreifen in den Städten und Dörfern in Frankreich sowie in Spanien. Die Autos haben natürlich eine andere Federung als mein Traktor. Diese Buckel konnte ich nur mit drei bis vier Stundenkilometer überfahren, um die Belastung für meinen Schlepper mit Wohnwagen so gering wie möglich zu halten. Wenn ich sie übersah, gab es einen Schlag, im Wohnwagen öffneten sich die Schranktüren und der Inhalt verstreute sich im ganzen Wohnwagen. Auf den Gebirgspässen in Spanien ging es sehr steil nach oben und ich konnte teilweise nur 15 Stundenkilometer fahren, manchmal auch wegen den sehr hoppeligen Straßen. Ich dachte immer wieder: Hoffentlich halten das meine Kupplung und die Kugelkopfhalterung am Wohnwagen aus. Eine Herausforderung waren auch sehr engen Straßen.
Wie begegneten Ihnen die Menschen unterwegs?
Überall, wo ich auftauchte, war ich umringt von Leuten, die begeistert meinen Schlepper fotografierten oder Fragen stellten. Auf einem Campingplatz wurde ich zum Beispiel spontan von einem Ehepaar aus Holland zum Abendessen eingeladen. Oft wurde ich auch während der Fahrt aus überholenden Autos heraus gefilmt oder vom Straßenrand aus. Wenn ich einen Campingplatz verließ, standen manchmal die Hälfte der Camper an der Ausfahrt und verabschiedeten mich winkend.
Wie geht es nun weiter?
Bevor ich wieder die Heimreise antrete, werde ich mich nun erst ein paar Tage erholen. Die Tour zurück wird nicht über das Gebirge gehen, sondern immer an der spanischen Küste entlang. Ich werde mich ein wenig treiben lassen.
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