Rebvorschnitt geleistet
Winzer aus Oberkirch im Ahrtal im Einsatz
Oberkirch (st). Winzer aus Oberkirch haben bereits mehrfach in den Weinbergen an der Ahr geholfen. Einmal wurde beim Einrichten einer Flaschenaußenwaschmaschine mitgewirkt. Das nächste Mal galt es eine beschädigte Rebanlage zu ordnen, Pfähle aufzustellen und die Drähte zu sortieren. Und beim dritten Einsatz im Januar waren sechs Helfer beim Rebvorschnitt im Weinberg.
Die Kontakte ins Katastrophengebiet kamen über Teresa Männle aus Oberkirch-Bottenau zustande. Sie hatte während der Flutkatastrophe an der Mosel im Rahmen der Berufsorientierung an der Edith-Stein-Schule, dem agrarwissenschaftlichen Gymnasium in Freiburg, für ein Praktikum auf einem Weingut entschieden. Durch örtliche Verbindungen kam sie zu den geschädigten Winzern im Ahrtal. Die Eindrücke von der Katastrophe ließen sie nicht mehr los. Schließlich hat sie sich zusammen mit ihren Eltern Franz und Brigitte Männle aufgemacht, um vor Ort aktiv zu werden. So kam das Trio bei einem Winzer in Marienthal zum Einsatz. Durch die Kommunikation vor Ort wurden weitere Kontakte geknüpft und bei der Abreise haben die Männles bei einem örtlichen Winzer einen Zettel im Briefkasten hinterlassen, wenn er Hilfe benötige, könne er sich bei ihnen melden. Dieser Winzer war besonders hart getroffen worden. Neben einer neu errichteten Halle, war ihm auch eines der Wohnhäuser von den Fluten mitgerissen worden. Mit seiner Familie saß er acht Stunden auf dem Hausdach des noch verbliebenen Wohngebäudes bis er endlich gerettet werden konnte. „Der Mann hat uns unter Tränen seine ganze Geschichte berichtet“, erinnert sich Franz Männle. Bis der Wiederaufbau gelingt „muss über Jahre gedacht werden“. Täglich treffen die Menschen sich auf einer Art Dorfplatz. Dort stehen Küchen-Container, Dusch-Container und ein Versorgungszelt. Auch die Helfer kamen zu den Mahlzeiten mit den Dorfbewohnern ins Gespräch.
Leute mit Fachkenntnissen sind willkommen
Schließlich aber hat sich der besagte Winzer bei den Männles gemeldet. Und die Familie ist zusammen mit Ursula Friese sowie Helmut und Lukas Danner als weitere Helfer im Januar erneut an die Ahr gestartet. Das Autohaus Frascoia aus Kappelrodeck hatte dazu einen Transporter zum Teil gesponsert. „Wir haben 1,8 Hektar Reben vorgeschnitten bei schönstem Winterwetter“, erzählt Brigitte Männle. „Oben schönste Landschaft und im Tal das Chaos.“
Die Winzer aus Bottenau sind der Meinung, dass es noch vieler helfender Hände bedarf. Vor allem Leute mit Fachkenntnissen sind willkommen. „Der Rebvorschnitt ist eine Facharbeit. Das Holz herausziehen kann jeder Ungelernte auch machen,“ skizziert Franz Männle den Bedarf. So stehen neben Rebschnitt Arbeiten wie Biegen oder Heften in nächster Zeit an. Denn die Winzer selbst müssen sich um ihre Häuser kümmern, die sich durchweg im Rohbauzustand befinden. 20.000 Wohneinheiten wurden vernichtet. 44.000 Menschen leben in provisorischen Unterkünften. Viele Weinbaubetriebe sind wieder direkt zu erreichen. Eine zentrale Anlaufstelle für Helfer ist unter dieser E-Mail erreichbar: zentrale@helfer-stab.de oder helfer@ahrwinzer-hilfe.de. Auch das Deutsche Weininstitut organisiert Hilfe.
„Wir hatten ein tolles Gemeinschaftserlebnis bei unserer Arbeit im Weinberg. Und die unendliche Dankbarkeit, die wir erfahren durften, hat uns gerührt.“
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