Kandidatenvorstellung in Oberkirch
Vier Bewerber buhlen um Wählergunst
Oberkirch (mak) Der Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters in Oberkirch biegt auf die Zielgerade ein. Bei der Kandidatenvorstellung am vergangenen Mittwochabend stellten sich die vier Bewerber Stefan Hattenbach, Nicolas Boschert, Bernd Hansert und Gregor Bühler den Oberkircher Bürgern in der nahezu vollbesetzten Erwin-Braun-Halle vor.
Moderiert wurde der Abend gekonnt von Professor Dr. Michael Frey, der auch das Prozedere des Abend erklärte. Jeder Kandidat hatte zehn Minuten Zeit, sich und sein Programm dem Publikum vorzustellen. Nach der Präsentation der vier Kandidaten erfolgten zwei Fragerunden mit jeweils 45 Minuten.
Stefan Hattenbach
Den Anfang machte Stefan Hattenbach. Der Bürgermeister der Gemeinde Kappelrodeck verwies in seiner Rede auf seine Erfahrung als Verwaltungsfachmann. "Ich habe meinen Beruf gelernt und möchte den nächsten Schritt machen", so Hattenbach, der erfolgreich ein Studium an der Hochschule Kehl als Diplom-Verwaltungswirt abgeschlossen hat. Oberkirch bescheinigte er gut aufgestellt zu sein, mit viel Potential. "Also, packen wir es an", so der 41-jährige Kandidat weiter.
Der Verlust des Krankenhauses in Oberkirch sei schmerzhaft, aber für ihn sei dies auch ein Gebäude der Möglichkeiten, das eine wohnortnahe Grundversorgung sicherstellen könne.
Die Zukunft der Kinder müsse eine gute sein, führte Hattenbach beim Thema Betreuungsangebot aus. Seinen Ansatz fasste er unter dem Motto "Kurze Beine, kurze Wege" zusammen. Er machte aber auch deutlich, dass für ihn Oberkirch eine familienfreundliche Stadt aller Generationen sei.
Oberkirch verfüge über eine gute finanzielle Ausstattung, aber auch in schwierigen Zeiten, lasse sich mit wenig viel erreichen. Für die Große Kreisstadt möchte er einen Masterplan entwickeln. In Sachen Energie und Klima betonte Hattenbach: "Wir brauchen die Energiewende jetzt." Die Klimaneutralität der Stadt peile er für 2035 an. Weitere Themen in seiner Rede waren die Verwaltungsmodernisierung, Digitalisierung und Bürgernähe. Er wolle den Herausforderungen mit frischem Wind begegnen. "Ich will es und ich kann es", so Hattenbach abschließend.
Nicolas Boschert
Nicolas Boschert, 30-jähriger Softwareentwickler aus Oberkirch, fasste sich in seiner Präsentation kurz und nutze nur rund fünf Minuten der insgesamt zehnminütigen Redezeit. Für ihn sei Softwareentwicklung nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebenseinstellung. Denn vor allem Pragmatismus und logisches Denken seien Eigenschaften, die in seinem Beruf gefordert würden und auch in anderen Lebensbereichen bereichernd sein könnten. "Ich mache Dinge auch mal anders", beschreibt Boschert seine Stärken. Seine Schwerpunkthemen für Oberkirch sind Digitalisierung, Grundversorgung, Bildung, Kultur- und Freizeitangebote. Auch wenn ihm die Erfahrung fehle, so Boschert, sei es an der Zeit "den Staffelstab an meine Generation zu übergeben, wenn wir etwas verändern möchten."
Bernd Hansert
Ebenso nur die Hälfte seiner Redezeit nutzte der dritte Kandidat Bernd Hansert, um sich dem Publikum in der Erwin-Braun-Halle vorzustellen. Dem Gastronomen, der seit elf Jahren in Oberkirch wohnt, liege die Stadt sehr am Herzen. "Ich bin verliebt in Oberkirch." Für ihn sind vor allem mehr Bürgernähe und Mitspracherecht die Kernpunkte seines Programms. "Gerade bei großen Projekten kann nicht nur alles hinter verschlossenen Türen entschieden werden", so Hansert. Ebenfalls auf seiner Agenda stehen ein 24-Stunden-Krankenhaus, ein neuer Polizeiposten und mehr Parkplätze. Er habe sich 50 Punkte aufgeschrieben, die er im Falle seiner Wahl angehen möchte, ohne näher darauf eingegangen zu sein.
Gregor Bühler
Der vierte Kandidat Gregor Bühler Bürgermeister der Gemeinde Sasbach, stellte seine Rede unter das Motto "Bildung, Nachhaltigkeit und Miteinander". "Für Realpolitik braucht es Kreativität und Zielstrebigkeit", so Bühler. Oberkirch sei eine "Kleinstadtperle" und dies sei der Verdienst von allen, die sich für die Stadt einsetzten.
Bei der Bildung will sich der 39-Jährige, der nach seinem dualen Studium in Steuern und Prüfungswesen auch einen Masterabschluss (Master of Arts in Taxation) absolviert hat, für die Ansiedlung einer Hochschule in Oberkirch stark machen. Auch stehe er für ein durchgängiges Bildungskonzept - vom Kindergarten über die Schule bis hin für Berufstätige.
Sein Konzept für Nachhaltigkeit basiere auf drei Ebenen - ökologisch, finanziell und sozial. Oberkirch solle sich selbst mit Energie versorgen können in der Zukunft. Neben Windenergie und Photovoltaik brauche es vor allem Energiespeicher. Auch für neue Technologien wolle er offen sein.
"Wir müssen die Einnahmesituation verbessern und müssen die Abwanderungen von Betrieben verhindern", fasste Bühler seine wirtschaftspolitischen Ideen zusammen. Er wolle zudem ein Start-up-Zentrum gründen.
Das "einzigartige Miteinander" in Oberkirch, das von Vereinen und vielen Ehrenamtlichen getragen werde, wolle er erhalten und fördern.
Wichtig sei ihm zudem eine gute ambulante Grundversorgung und bei der weiteren Entwicklung des ehemaligen Krankenhauses zum Zentrum für Gesundheit könne er sich dort auch gut eine Palliativstation sowie ein Ernährungs- oder diabetologisches Zentrum vorstellen, so Bühler abschließend.
Fragerunde
Wie groß die Bandbreite der Kommunalpolitik sein kann, wurde in den anschließenden Fragerunden deutlich, als das Publikum die Position der Kandidaten bei einzelnen Themen abfragte.
Auf die Frage wie die Innenstadt und der stationäre Handel gestärkt werden soll, plädierte Nicolas Boschert für die Ansiedlung einer Kneipe und die Reduzierung des Durchgangsverkehrs.
Bernd Hansert würde sich mehr Veranstaltungen am Wochenende wünschen, um die Innenstadt zu beleben.
Gregor Bühler gab zu Bedenken, dass man sich gut überlegen müsse, welche Geschäfte in welcher Lage angesiedelt werden. Bei der saisonal-bedingten unterschiedlichen Länge der Fußgängerzone hoffe er darauf, dass man sich in Zukunft auf eine Länge einigen könne.
"Menschen ziehen Menschen an" sagte Stefan Hattenbach. Deshalb müsse Vielfalt geschaffen werden, denn die Fußgängerzone müsse immer funktionieren.
"Die Barrierefreiheit muss forciert werden", so Stefan Hattenbach auf die Frage aus dem Publikum, wie er die Integration von Menschen mit Behinderung verbessern will. Barrierefreiheit sei aber nicht nur eine bauliche Frage, sondern auch der leichten Sprache bei der Verwaltung.
Dass nachgebessert werden müsse bei der Inklusion, fand Nicolas Boschert. "Wir müssen allen eine Chance geben, ihr Leben so gut es geht in Oberkirch leben zu können."
"Dieses Thema spricht mir aus der Seele, denn mein Sohn ist auch behindert", so Bernd Hansert.
Für Gregor Bühler ist dies ein wichtiges Thema. Für ihn gehe es dabei vor allem um die Barrierefreiheit und den Zugang zur Verwaltung sowie barrierefreie Bushaltestellen, Querungshilfen und Toiletten.
Weitere Themen bei der Fragerunde waren unter anderem Pflanztunnel, Veranstaltungen in der Innenstadt und Baugebiete für die Ortsteile.
Die Oberbürgermeisterwahl findet am Sonntag, 4. Dezember, statt. Der Amtsinhaber Matthias Braun tritt nach 24 Jahren im Amt nicht wieder an.
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