Oberkircher Neujahrsempfang
OB Bühler gibt einen Ausblick auf 2024
Oberkirch (st) Zum ersten Mal begrüßte Oberbürgermeister Gregor Bühler am vergangenen Sonntag über 400 Gäste zum traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Oberkirch. Politiker, Würdenträger, Vertreter der Kirchen, der Wirtschaft, der Behörden, der Vereine, Mitbürger, die sich um die Stadt in vielen Bereichen besonders engagieren und Freunde aus den Partnerstädten folgten der Einladung in die Erwin-Braun-Halle. Unter den Ehrengästen befand sich unter anderem auch Landtagsabgeordneter Bernd Mettenleiter (Grüne), zahlreiche Kreistags- und Bürgermeisterkollegen sowie die Badische und die Oberkircher Weinprinzessin.
„Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen und uns austauschen. In einer Zeit, in der viele Menschen Halt suchen und brauchen, gilt es einen klaren Blick zu haben, die richtigen Fragen zu stellen und uns gegenseitig zu unterstützen, damit Oberkirch und das Renchtal vorankommen“, verdeutlicht Oberbürgermeister Gregor Bühler und ergänzt: „Dafür braucht es jeden und jede.“ Gleich zu Beginn seiner Rede nutzt das Stadtoberhaupt die Gelegenheit, seinen Dank auszusprechen. An Oberbürgermeister a. D. Matthias Braun und seine Frau Andrea für das gute Miteinander, an das Führungsteam der Stadt Oberkirch und dessen Bereitschaft, neue Wege zu gehen und den Führungskreis mit zu entwickeln sowie an die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher, Gemeinde- und Ortschaftsräte, die sich „neben ihrer Arbeit konstruktiv mit der Kommunalpolitik befassen und für Oberkirch einsetzen“. Sein besonderer Dank gilt dabei Bürgermeister Christoph Lipps und Assistentin Petra Breithaupt. „Sie sind meine ersten Ansprechpartner und Vertrauten“, wertschätzt er die enge Zusammenarbeit und überreichte als Zeichen seines Dankes eine kleine Aufmerksamkeit. Anschließend blickte Bühler gemeinsam mit den anwesenden Gästen auf „ein Jahr voller Arbeit“ zurück und wagt einen Ausblick auf die bevorstehenden zwölf Monate.
Mit Zusammenhalt und Vertrauen in Oberkirchs Zukunft
Die Herausforderungen für Oberkirch sind vielfältig, komplex und im Kontext multipler Krisen. Damit die Bewältigung der Aufgaben jedoch funktioniere, bedarf es einem konstruktiven Miteinander und einem Vertrauen in beide Richtungen. „Wir werden scheitern, wenn wir streiten. Wir werden jedoch erfolgreich sein, wenn wir zusammenhalten“, unterstreicht Bühler in seiner Neujahrsrede. Gemeinsam strebe man ein Oberkirch an, in dem Spaltern von links und rechts die rote Karte gezeigt und die teils praktizierte Gangart, öffentlichen Druck über die Presse aufzubauen, nicht toleriert werde: „Es erschließt sich mir nicht, was es bringen soll, die Entscheidungsträger öffentlich bloßzustellen und sich dann über mangelnde Kommunikation zu beschweren“. Dennoch werde man auch unangenehme Themen weiterhin angehen. „Ich setze mich für eine lebhafte Debattenkultur ein und freue mich, wenn die Bürgerinnen und Bürger daran teilnehmen“. Dabei verweist er auf die vielfältigen Kommunikationsplattformen sowie die öffentlichen Gemeinderatssitzungen, über die die Stadtverwaltung für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar sei. In Zukunft werde dieses Angebot um zusätzliche Bürgerversammlungen erweitert. Bühler erhofft sich, dass „die kommunalpolitisch Interessierten dann noch besser miterleben, wie sehr sich die Gremien mit den Pros und Contras befassen und miteinander um die beste Lösung ringen“.
Zugleich wirft das Stadtoberhaupt einen Blick auf die Umstände, unter denen es diese Lösungen zu finden gilt. „Ich finde, wir haben verlernt Fragen zu stellen. Stattdessen sind die Meinungen schnell klar und Fakten werden nicht anerkannt“, skizziert Bühler die „toxische Stimmung“, die dazu führe, dass die Bereitschaft Wissen und Meinungen zu teilen, um Verbesserungen voranzutreiben, nachlässt. „Seien wir mutig und probieren etwas. Die Tragweite ist uns bewusst und Entscheidungen werden nicht leichtfertig getroffen“, betont Bühler und hisst die Flaggen für eine Zukunft, in der Entscheidungen nicht verzögert und neue Antworten auf die Fragen der Zeit gefunden werden, in der Wertschätzung vorgelebt, sich aktiv für die Demokratie und die Freiheit eingesetzt und auch in stürmischen Zeiten Gesicht gezeigt werde. „Wir schlagen vor, diskutieren, beraten und setzen Verbesserungen um. Von diesem Weg lassen wir uns nicht abbringen“.
Oberkirchs Eckpfeiler
Für eine bestmögliche Zukunft brauche es zudem verantwortungsvolle Unternehmer, die zu Oberkirch und der Region stehen. „Wir haben tolle Unternehmen und sie sind unser Rückgrat“, wertschätzt das Stadtoberhaupt und kündigt auch weiterhin eine jährliche Unterstützung von über 500.000 Euro an. Ein Beitrag und eine Dimension, die Oberkirch zum Vorreiter mache und auch zukünftig den Fokus auf das Gewerbe und die Industrie setze. Zudem wertet Bühler den Zusammenhalt und die Beteiligung aller Renchtalkommunen am Windpark Hummelsebene als ein starkes Zeichen für die Gemeinschaft und den Klimaschutz. Gemeinsam mit den Stadtwerken arbeite man auch in Zukunft für ein Oberkirch, in dem Wind, Sonne und Geothermie genutzt werden, um die Ziele der Wärme- und Energiewende zu erreichen. Auch der Herausforderung zur Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum müsse man sich in Zukunft weiter stellen, um dem Nachwuchs und den Beschäftigten ein Zuhause bieten zu können. "Eigentum verpflichtet und wer meint, man müsse Grundstücke für Kinder, Kindeskinder und deren Kinder freihalten, soll hinterfragen, ob das die Art von Gemeinschaftsdenken ist, die uns weiterbringen kann", betont Bühler. Auf diese Weise versäume man, Grundstücke zu nutzen, die bereits erschlossen wurden und verhindere als Stadt zu wachsen. Teil der Zukunft sei es zudem, Verbesserungen im Bildungswesen mitzutragen und Oberkirch als starken Bildungsstandort zu etablieren. Bestrebungen, in die in den vergangenen 15 Jahren bereits 60 Millionen Euro investiert wurden. Die weitere Entwicklung müsse mit geplantem Weitblick erfolgen, damit „die nächsten Investitionen dort ankommen, wo sie am notwendigsten sind und nicht dort, wo am lautesten geschrien wird“, gibt das Stadtoberhaupt als klare Richtung vor.
Lokal kaufen und die Region stärken
In seiner Ansprache nimmt Oberbürgermeister Bühler auch Bezug auf die Demonstrationen der Landwirte und merkt an, dass die landwirtschaftlichen Betriebe oft zu den Schuldigen gemacht werden, jedoch in Wirklichkeit die ersten Helfer seien, wenn es um Natur- und Umweltschutz ginge. „Ich stehe hinter unseren Landwirten und Winzern. Oberkirch ist ohne sie nicht vorstellbar“. Der Kern des Problems liege jedoch bei niedrigen Marktpreisen und dem Kaufverhalten der Kunden. Eine Entwicklung, die auch in den Innenstädten zu beobachten sei: „Die Innenstädte sollen erhalten bleiben, der Einkauf erfolgt jedoch über Amazon und Co.“, kritisiert das Stadtoberhaupt und macht deutlich: „Diese Probleme sind von uns allen selbst gemacht und können von keinem Politiker der Welt gelöst werden. Deshalb: Kauf lokal, damit die Wertschöpfung und die Wertschätzung hier vor Ort stattfinden.“
Seine Neujahrsrede schließt Oberbürgermeister Gregor Bühler mit der Frage „Vertrauen Sie der Zukunft?“ und macht deutlich: „Wenn Sie jetzt sagen 'nein', haben wir ein Problem, denn die Veränderungen werden kommen. Die Frage ist nur, ob wir darauf vorbereitet sind oder nicht“. Im Beisein der rund 400 Gäste ruft er dazu auf, optimistisch und vertrauensvoll in die Zukunft zu gehen. „Fangen wir bei uns selbst damit an und fragen uns, was wir tun können, damit wir Bewährtes erhalten und Neues schaffen können“.
Den Segensgruß für die weltliche Gemeinde zum neuen Jahr überbrachte Gemeindereferentin Cornelia Dilger. Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang auf gewohnt fulminante Weise von der Stadtkapelle Oberkirch unter der Leitung von Zeno Peters. Die Stadt Oberkirch lud ihre Gäste im Anschluss noch zu einem Umtrunk ein, bei dem reichliche Gelegenheit zum Gedankenaustausch bestand.
Die gesamte Neujahrsrede von Oberbürgermeister Gregor Bühler sowie Impressionen des Abends sind auf der Homepage der Stadt Oberkirch abrufbar.
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