Rainer Nepita hat Pflanzenformen für sich entdeckt
Ein faszinierendes Spiel von Farben und Umrissen
Oberkirch. Rainer Nepita ist kein Botaniker und doch haben es ihm die Pflanzen, Blumen und Gräser
sehr angetan, denn er malt und zeichnet nur diese. Für seine Arbeiten
nimmt er Fragmente von ihnen und nutzt deren Linien für seine Arbeiten.
„Die Thematik zieht sich durch“, sagt der in Schweinfurt geborene Rainer
Nepita. Dabei will er nicht protokollieren oder die Arbeit eines
Pflanzenforschers übernehmen, wenn er mit seinem Skizzenbuch durch Wald
und Flur zieht. Auf die Leinwand oder das Papier überträgt er von den
Zeichnungen aus seinem Skizzenbuch nur die Formen, so weit löst er die
Vorlagen auf. „Es sind oft nur Details, die ich übernehme. Es geht nicht
darum, die Pflanzen wieder zu erkennen, man soll nicht zurückführen
können zu dem Zustand, was es war oder woher es kommt“, sagt Nepita.
Der Weg zu seiner heutigen Arbeitsweise führte Rainer Nepita weg von
landschaftlichen Aspekten, hin zu Pflanzenformen und ihren Umrissen. Die
Größen der Umrisse spiegeln nicht die tatsächliche Größe der Pflanzen
wieder, auch stellt er sie, ganz nach Belieben, einmal kleiner oder
größer dar. Maßstabstreue würde ihn zu sehr einschränken. Sehr oft
überlappen sich seine Formen, wobei es sich dabei nicht um verschiedene
Umrisse der gleichen Pflanze handeln muss.
Die Pflanzenskizzen kommen von überall her. „Im vergangenen Jahr war ich oft in Italien,
dort habe ich viel gezeichnet. Das hängt immer davon ab, wieviel man vor
hat und wie häufig ich dann dazu komme, mein Skizzenbuch herauszuholen.
Dann interessieren mich vor allem die Wildpflanzen, die mich umgeben“,
so Nepita, der von 1977 bis 1983 an der staatlichen Akademie der
bildenden Künste Karlsruhe und Freiburg bei Prof. Peter Dreher Malerei
studiert hat. „Im Atelier arbeite ich mit einem oder mehreren
Skizzenbüchern gleichzeitig“, so der Künstler, der sich bei seinen
Formen im Vorfeld nicht festlegen will. „Was ich festlege, zu Beginn
einer Arbeit, sind die Farben für die Bildwirkung, die ich anstrebe. Ein
harmonisches Verhältnis ist wichtig. Ich beginne immer mit einer
Zeichnung, dabei ist es egal, ob ich Papier oder eine Leinwand vor mir
habe“, sagt Nepita, der bei seinen Gemälden nach der Zeichnung die
Grundfarbe in vielen Lasuren auf die Leinwand aufträgt: „Die Farbe wirkt
so viel frischer und lebendiger als mit nur einem Anstrich.“
Hinzu kommt, dass Nepita schon ganz früh die Umrisse von Pflanzen auf
Lasuraufträge malt. Diese Formen und Farben verschwinden dann Stück für
Stück wieder, genauer gesagt mit jeder weiteren Lasurschicht, die noch
hinzu kommt. Von diesen ersten Formen bleibt dann nur eine Spur
erhalten. „Das gibt den Bildern ihre Leichtigkeit“, so Rainer Nepita,
der seit 1982 in Oberkirch lebt und arbeitet. Mit der Hilfe der Farben
setzt er Schwerpunkte. Kräftige Farben ziehen den Blick sofort auf die
Formen, die mit diesen gemalt wurden. Diese Werke sind aber nicht für
den kurzen Augenblick gedacht. Bereiche, die auf den ersten Blick leer
erscheinen, lassen das Auge mit der Zeit weitere Formen entdecken, die
nun quasi durch die Lasuren hindurchscheinen. Nach und nach scheint sich
das Bild zu füllen, auch wenn sich inzwischen nichts an der Arbeit
verändert hat. Auge und Gehirn werden von Rainer Nepita auf
Entdeckungstour geschickt.
Ganz im Gegensatz dazu findet bei den Arbeiten, die Rainer Nepita auf einem schwarzen Untergrund malt, fast
schon eine Reizüberflutung von Auge und Gehirn statt. Durch den dunklen
Untergrund leuchten alle Farben besonders intensiv und man vermutet
zuerst die Verwendung von Neonfarben, was aber nicht zutrifft. „Die
Qualität der Farben ist sehr gut und unterstützt durch das Schwarz
scheinen diese zu leuchten, was aber an der Farbintensität liegt“, sagt
Nepita. Bei näherer Betrachtung gibt es auch in diesen Bildern
Entdeckungen zu machen.
Im Gegensatz zu den Arbeiten auf Leinwand verhält es sich mit den Zeichnungen von Rainer Nepita auf
Papier ganz anders. Die Skizzenbücher kommen ebenfalls zum Einsatz, der
große Unterschied liegt aber bei den verwendeten Farben. „Auf meinen
Reisen skizziere ich nicht nur Pflanzen, sondern ich sammle überall auch
Farben. Im ganzen Atelier und im Keller habe ich Tütenweise Farben. Das
können Tonscherben sein, gebrannt vor über 1000 Jahren. Vielleicht
waren es Ziegel oder Schalen. Auf jeden Fall hat das Wasser der Bäche
und Flüsse, das sie transportiert hat, diese in dieser Zeit sehr spröde
und weich gemacht“, sagt Nepita. Zum Testen hat er immer Papier dabei,
auf dem er zu Hause dann seine Zeichnungen anfertigt. „Wenn sie zu hart
sind, dann lasse ich sie zurück. Es können aber auch Steine sein, feste
Erde oder Kohle, die von einem Lagerfeuer zurückgeblieben ist. Die
Farben sind sehr unterschiedlich“, so der Künstler. Die verwendeten
Farben erklären natürlich, warum Rainer Nepitas Zeichnungen immer sehr
naturnahe Farben haben, denn er behandelt seine Findlinge nicht. Rainer
Nepita malt die Pflanzen, die ihn umgeben, mit den Farben der Umgebung.
Der Entdeckungsreise des Künstlers schließt sich dann jene des
Betrachters in seinen Bildern an.
Autor: Daniel Hengst
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