Lebenslange „Weinrente“ der Oberkircher Winzer als Dank
Bundesverdienstkreuz für Martin Graf

Nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes (v. l.): Franz Männle, Vorstandsvorsitzender Oberkircher Winzer eG, Brigitte und Martin Graf, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Markus Ell, Geschäftsführender Vorstand | Foto: suwa
  • Nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes (v. l.): Franz Männle, Vorstandsvorsitzender Oberkircher Winzer eG, Brigitte und Martin Graf, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Markus Ell, Geschäftsführender Vorstand
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Oberkirch (suwa). Im jüngst eröffneten Vinotorium, das Martin Graf als Vorstandsvorsitzender der Oberkircher Winzer noch mit auf den Weg gebracht hat, überreichte Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Graf das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland mit besten Wünschen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck unterzeichnete noch die Urkunde im März dieses Jahres.

„Martin Graf hat die Dinge immer mit großer Schaffenskraft und Energie vorangetrieben“, sagte Gurr-Hirsch bei dem intimen Festakt im neuen Schaukeller, den sie als „Kathedrale des Weins“ bezeichnete. Neben Winzern und Weggefährten und dem Präsidenten des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, Roman Glaser, kamen alle Familienmitglieder zu der Ehrung. Graf, so die Staatssekretärin, habe durch seine Arbeit eine nachhaltige und gesunde Infrastruktur für die Winzer in Oberkirch geschaffen und den Erwerb eines Jeden vorangebracht. „Mit seiner ruhigen und verlässlichen Art gelang es ihm, die Menschen auf dem Weg der Veränderungen mitzunehmen.“

Als Vorstandsvorsitzender im Ehrenamt sei er ein Brückenbauer gewesen. „So authentisch wie er stets auftrat, so authentisch waren die Weine“, zitierte Gurr-Hirsch aus dem Vorschlagsschreiben der Oberkircher Winzer für die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz. Die Staatssekretärin betonte, dass Graf bereits im Alter von 27 Jahren in den Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft gewählt wurde. In diesem Alter habe er bereits so viel Vertrauen erfahren. In einer Genossenschaft, die „ziemlich demokratisch“ sei, alle mitzunehmen für Veränderungen und Investitionen sei „die wahre Kunst des Vorstandsvorsitzenden“.

In seinen Dankesworten blieb Martin Graf sich treu. „Ich kann keine großen Reden schwingen“, erklärte er und schritt zur Tat: Die Ehrung nehme er in Vertretung für alle Weggefährten an. Einer allein könne nicht alles bewegen, so Graf, dessen Begeisterung sich nach seinen Worten in Grenzen hielt, als er von der Ehrung erfuhr. Könne man das ablehnen, habe er seine Frau gefragt. „Das fand sie nicht so gut“, sagte Graf und abschließend: „Es ist eine große Ehrung für mich.“
Der Geschäftsführende Vorstand der Oberkircher Winzer, Markus Ell, erklärte, der Geehrte habe „immer das Ganze im Blick gehabt und das Wohl unserer Genossenschaft“. Seine persönlichen Interessen habe er in den 34 Jahren aktiver Tätigkeit im Ehrenamt „weit hintenangestellt“. Durch seine Ruhe und Erfahrung sei er der „Grand Senior“ der Genossenschaft gewesen. „Mit deinem großen Wissen und deiner Weitsicht, deiner Ruhe und dem Rat, erstmal eine Nacht darüber zu schlafen, hast du mich in meiner Anfangszeit als junger Geschäftsführer vor manchen emotionalen Fehlern bewahrt“, sagte Ell, der Graf und seiner Frau Brigitte eine lebenslange Weinrente über 36 Flaschen Oberkircher Wein pro Jahr überreichte.

Für den Oberbürgermeister der Stadt Oberkirch, Matthias Braun, hatte Graf stets die Interessen „der großen Winzerfamilie und der Stadt“ im Blick. Er sei ein „verlässlicher Partner“ gewesen. Zehn Jahre lang war Graf im Ehrenamt auch kommunalpolitisch tätig sowie Musiker der Trachtenkapelle. Einen „Teil der Ehre“, so Braun, gehe aber auch an seine Frau Brigitte. Gurr-Hirsch dankte ebenfalls der Ehefrau, dass sie ihren Mann „getragen und losgelassen“ habe.
Sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, Franz Männle, betonte das Engagement des Geehrten für die Winzer und sein Gespür für Menschen. „Die Arbeit der Winzer und Obstbauern lag dir am Herzen.“ Männle verwies auf die Terrassierung von 17 Hektar Steillage. Der Beweis seiner Weitsichtigkeit sei auch die Mitplanung des Vinotoriums.

Willi Stächele, Mitglied des Landtags und ehemaliger Landtagspräsident, sagte launig, er habe in der gemeinsamen Zeit im Aufsichtstrat viel von Graf gelernt. Durch seine Ruhe und Fachkunde. „Wir waren ein gutes Team: Ich habe viel vom Weintrinken verstanden und du vom Weinbau.“ Mit Blick auf die lebenslange Weinrente, sagte Stächele, er wolle „immer zu deinen Freunden gehören.“

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