Akuter Sanierungsbedarf bei Brücken und Durchlässen
Nachgefragt: Wo drückt der Schuh, Herr Bürgermeister Richard Weith
Oberharmersbach (bos). Fährt man in Oberharmersbach durch die Ortsmitte in Richtung Rathaus, erkennt man, dass sich rund um die „Alte Post“ etwas tut. Grund sind Vorbereitungen für die Abrissarbeiten, die nach Planung des Abbruchunternehmens insgesamt etwa drei Wochen andauern werden.
"So möchten wir den Blick öffnen. Bisher versperrte das Gebäude die Sicht auf den dahinterliegenden historischen Speicher. Der Abbruch ist in städtebaulicher Hinsicht notwendig und sinnvoll", berichtet Bürgermeister Richard Weith beim Besuch des Stadtanzeigers im Rathaus. Rund 49.800 Euro kostet der Abriss, der Bestandteil der Ortskernsanierung ist.
Sobald die Abrissarbeiten fertiggestellt sind, geht es mit der Verwaltung weiter, denn das Rathaus wird rundum saniert und erhält einen barrierefreien Zugang. Zudem werden ein Aufzug ein- und das Dachgeschoss ausgebaut. Ab dem 16. Juli ist das Rathaus für eine Woche geschlossen. Am 23. Juli öffnet es dann wieder in der ehemaligen Schule Riersbach, wo die Verwaltung während der Bauphase übergangsweise hinzieht. "Wenn der Bauzeitenplan eingehalten wird, soll die nach derzeitiger Kostenberechnung knapp 1,5 Millionen Euro teure Maßnahme bis zum Sommer 2019 abgeschlossen sein", so der Bürgermeister.
Ein weiteres Thema, das beschäftigt, sind die über 60 Brücken und Durchlässe in der Gemeinde. "Eigentlich sollten sie alle sechs Jahre einer Hauptuntersuchung unterzogen werden", erklärt Weith, der seit Januar dieses Jahres im Amt ist. Die letzte Hauptprüfung wurde 2006 durchgeführt. Der mit der nun durchgeführten Prüfung offenkundig gewordene Sanierungsaufwand ist groß. Seit Anfang Mai sind die Prüfergebnisse für alle Bauwerke da. "Es gibt Brücken, die standsicherheitsrelevante Schäden haben, aber auch einige, bei denen es nicht ganz so akut ist", berichtet Richard Weith. Große Sorgen bereitet derzeit die baufällige Riersbachtalbrücke. "Mit heißer Nadel gestrickt und mit veritabler Unterstützung des Ingenieurbüros habe ich zum 15. April noch einen Förderantrag eingereicht", informiert das Gemeindeoberhaupt darüber, dass eine finanzielle Unterstützung dringend notwendig ist. Auch wenn es bereits eine nahezu fertige Planung für eine Sanierung im Bestand gibt, wird es problematisch, diesen Plan auch durchzuführen, denn "die Brücke bildet den einzigen Zugang in das Tal und es gibt derzeit noch keine praktikablen Möglichkeiten für eine Umleitung oder eine Behelfsbrücke. Das Problem ist der Schwerlastverkehr. Hier muss ich mich mit dem Ingenieurbüro eng abstimmen und Lösungen für die Sanierungsphase erarbeiten", so der Bürgermeister.
Auch die Frage nach der gastronomischen und touristischen Entwicklung ist ein großes Thema. Sie bilden wichtige wirtschaftliche Bereiche für die Gemeinde. Rückgänge im Bustourismus führen zu sinkenden Übernachtungszahlen und "derzeit gibt es zwar noch einige Gastronomiebetriebe, oft ist die Nachfolgefrage aber nicht oder noch nicht gelöst", erklärt Weith. Hier deute sich eine schwierige strukturelle Entwicklung an. Die Frage sei nun, wie man dieser begegnen will. "Ich strebe ein langfristiges Tourismuskonzept mit dem Schwerpunkt Ortsentwicklung an. Wir müssen die Ausrichtung des Tourismus in der jetzigen Form auf den Prüfstand stellen und die Ortsentwicklung nicht als untergeordneten, sondern als gleichwertigen Teil der Problemlösung in den Fokus nehmen. Nach meiner Wahrnehmung hat man der Verzahnung dieser beiden Bereiche noch nicht in ausreichendem Maße Rechnung getragen. Um zu Lösungen zu kommen, sollten wir zunächst keine Tabus zulassen“, so der Bürgermeister.
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