Jüdische Schicksale
Jürgen Studes Engagement beruflich und privat
Neuried. Sein historisches Interesse ist groß, insbesondere hat es sich Jürgen Stude aber zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der badischen Juden aufzuarbeiten. Der erste Vorsitzende des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim ist auf diesem Gebiet jedoch nicht nur ehrenamtlich engagiert, sondern auch in seinem Berufsleben nahm die Erinnerungsarbeit großen Raum ein.
Während seines Studiums der Religionspädagogik und Gemeindediakonie an der evangelischen Fachhochschule in Freiburg stieß Jürgen Stude, der ursprünglich aus dem Karlsruher Raum stammt und damals in Friesenheim lebte, zum ersten Mal auf das Schicksal der Juden in Baden. "Weil es Ende der 80er-Jahre darüber nicht allzu viel Literatur gab, habe ich meine Abschlussarbeit über die jüdische Gemeinde in Friesenheim geschrieben", berichtet der 68-Jährige, der heute in Neuried zu Hause ist. "Diese Arbeit hat die Gemeinde Friesenheim schließlich 1988 als Buch herausgegeben." Schon als Jugendlicher war er geschichtlich interessiert: "Anders als bei meinen Freunden waren in meiner Familie die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und das Schicksal der Juden nie ein Tabu-Thema", erinnert sich Stude. Stets positiv sprach etwa sein Großvater über jüdische Geschäftsleute, mit denen er als Tabakwarenhändler zu tun hatte. Durch seine Arbeit über die Juden in Friesenheim wurde das Landratsamt Karlsruhe auf Jürgen Stude aufmerksam: "Ich war damals einer der wenigen, der sich mit der jüdischen Lokalgeschichte befasst hat. Und so hat man mich angefragt, ein Buch über die Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe zu verfassen, das dann 1990 erschienen ist", so Stude.
Zahlreiche Publikationen
Zeitgleich trat der Religionspädagoge und gelernte Heim- und Jugenderzieher eine Stelle als Sozialarbeiter beim Verein Ausländerinitiative in Offenburg an und kümmerte sich insbesondere um die Schulförderung ausländischer Kinder. Bis Anfang der 2000er-Jahre leitete Jürgen Stude den Offenburger Treff am Mühlbach, der heute ein Familienzentrum ist. In all den Jahren hat er immer wieder Aufsätze veröffentlicht, etwa in "Die Ortenau", der Zeitschrift des Historischen Vereins Mittelbaden, oder auch im "Geroldsecker Land". 2007 erschien dann sein Buch "Die Geschichte der Juden in Bruchsal". Zuletzt veröffentlichte er 2018 gemeinsam mit Dieter Petri und Bernd Rottenecker das Buch „Jüdisches Leben in der Ortenau“.
Beruflich zog es Jürgen Stude zur evangelischen Landeskirche nach Karlsruhe, wo er bis 2019 als Landesjugendreferent tätig war. "Ich war spezialisiert auf die Betreuung von Kriegsdienstverweigerern und Zivildienstleistenden", berichtet Stude, selbst Kriegsdienstverweigerer. "Daraus habe ich auch meine Friedensarbeit abgeleitet", erklärt er.
Im Dienste der Landeskirche war Jürgen Stude evangelischer Leiter des ökumenischen Projekts „Mahnmal für die deportierten Juden und Jüdinnen Badens“ in Neckarzimmern, das 2005 gegründet wurde und an das Schicksal der 1940 nach Gurs deportierten badischen Juden erinnert. Am Mahnmalprojekt beteiligt er sich heute noch, doch sein Schwerpunkt liegt auf seinem ehrenamtlichen Engagement im Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim, dessen Gründungsmitglied er ist und seit 2003 auch dessen erster Vorsitzender. "Als ich mein Buch über Friesenheim geschrieben habe, habe ich auch Vorträge in Kippenheim gehalten", erinnert er sich. Damals wurde gerade diskutiert, wie man das Gebäude der alten Synagoge erhalten und wieder mit Leben füllen könnte. Heute finden dort 20 bis 25 Veranstaltungen pro Jahr statt, Konzerte, Vorträge, Theater und Ausstellungen, auch Führungen werden angeboten. Manch Kippenheimer Zeitzeuge durfte Stude kennenlernen, darunter Inge Auerbach und Kurt Salomon Maier.
Jürgen Stude will auch künftig mit seinem Engagement vor allem die Jugend erreichen. "Die jüdischen Schicksale beschäftigen mich und das möchte ich weitergeben", erklärt er. Die Aufarbeitung der Hausgeschichte der Synagoge wird ihn in naher Zukunft ebenso beschäftigen wie die jüdischen Ritualbäder im ehemaligen Amtsbezirk Ettenheim. "Ich habe noch viel vor und viel zu tun", stellt er abschließend fest. Daniela Santo
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