Tierhilfsorganisation droht das finanzielle Aus
Neuried. Mit „Schildi“ sorgte die in Neuried ansässige Tierhilfs- und Rettungsorganisation vor
einem dreiviertel Jahr bundesweit für Schlagzeilen: Einer Schildkröte,
die ein Bein verloren hatte, passte ein erfinderischer Tierarzt
kurzerhand eine Rad-„Prothese“, befestigt an einem Legostein, an.
Nach regionalen Berichten schlossen sich mehrere Fernsehsender und
Boulevardblätter an. Die Idee, vom Hersteller der Kinderbausteine
Spenden für die mediale Präsenz zu erhalten, wurde nicht belohnt. Das
Unternehmen lehnte eine Unterstützung ab. Dabei ist die Geldnot groß:
Bei laufenden Kosten von 36.500 Euro für Futter, Ställe, Tierärzte, Gas
und Wasser neben der ehrenamtlichen Arbeit droht dem Verein jetzt das
Aus zum Jahresende.
„Wir sind weit und breit die einzige Organisation, die Wildtiere aufnehmen darf“, berichtet Vorstand Monika
Ehrlacher. „Allerdings bekommen wir keinerlei öffentliche Zuschüsse“,
klagt sie. Neben Papageien, Schildkröten, Katzen und Kaninchen gehören
eben auch Wildtiere zu den Patienten auf dem Bauernhof im Neurieder
Ortsteil Ichenheim: zwei Elstern, sechs Raben, drei Waldohreulen, drei
Falken, drei Schwäne, ein Wildschwein und zwei Rehkitze. Es fallen
allein für die Posten Nahrung 15.500 Euro und Tierärzte 7500 Euro an.
Auch wenn die vom Veterinäramt des Landratsamtes ausgesprochene
Erlaubnis für die Pflege von Wildtieren in der Region einzigartig ist,
gibt es keine Unterstützung von Kommunen wie bei anderen Tierherbergen.
So berichtet Ehrlacher von einem Rehkitz, dass von streunenden Hunden in
der südlichen Ortenau angefallen wurde und Kopfverletzungen davon trug.
Der Tierarzt versuchte mehrere Tage, das Tier zu retten – bis es
eingeschläfert werden musste. Die Rechnungen bleiben. Genau wie nach den
Röntgenaufnahmen und ärztlicher Betreuung einer Ente, die einen Tag
später tot war. Das Leben unnötig schwer macht auch manchmal falsch
verstandene Tierliebe. Etwa, wenn Passanten auf einem Feld ein gesundes
Rehkitz finden, mit nach Hause nehmen und anschließend der Tierhilfs-
und Rettungsorganisation übergeben. Dabei sei wahrscheinlich die Mutter
in der Nähe gewesen, vermutet Ehrlacher. Doch so nehmen die Tierschützer
es auf und können es erst wieder auswildern, wenn es erwachsen ist.
So wirbelt Ehrlacher und der gesamte Verein derzeit wieder für verstärkte
öffentliche Aufmerksamkeit, um das Aus zum Jahresende abzuwenden. Die
Mitgliedsbeiträge der 400 Mitglieder und einige Spenden können die
Kosten nicht decken. Die SWR-Landesschau hat deshalb ebenfalls einen
Beitrag gemacht. Ein prominter Fürsprecher ist Matto Barfuß, der in
Rheinau ansässige Kunstmaler, Fotograf, Tierschützer, Tierfilmer und
Autor. „Was ich für Tiere in Afrika mache, müssen wir auch vor Ort
machen“, zieht Barfuß einen Vergleich zwischen seinem Engagement und dem
des Vereins. „Wir sind rund um die Uhr erreichbar, wenn es gegen
Tierquälerei geht oder Tiere in Not sind“, wirbt Ehrlacher um
Unterstützung und finanzielle Anerkennung der Vereinsarbeit. Infos unter
www.tierhilfs-und-rettungsorganisation.de.
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