Auf der Kanu-Tour am Familien-Sonntag gibt es eine unfreiwillige Abkühlung
Libellen und Schwäne in der Natur bewundern
Neuried. Der Sommer ist die Jahreszeit, in der es wohl jeden hinauszieht. Aktivitäten sind gerade
jetzt in der Urlaubszeit gefragt. Die Unternehmungslust packt jeden. Was
Redakteur Daniel Hengst alles entdeckt und erkundet, darüber schreibt
er in der Serie „Erlebte Ortenau“.
Baden zu gehen, ist an diesem Tag nicht das Ziel. Das Kanu gleitet die Böschung hinunter ins Wasser, darin liegen die Paddel bereit, und auch der wasserdichte Behälter mit
den Tour-Utensilien ist bereits verstaut. Einsteigen und Leinen los
heißt es dann: Der Familienspaß auf dem Wasser in der Natur kann beginnen.
Bevor es in der Praxis losgehen kann, steht das Treffen bei Abenteuer-Tours in Neuried-Ichenheim. Ute und Walter Wenzel haben
ihren Kanu- und Kajak-Verleih, den sie Ende des Jahres an einen
Nachfolger abgeben wollen, seit 37 Jahren. Die längste Tour auf den
Altrheinarmen geht von Ottenheim bis Goldscheuer. Diese kann auch ab
Ottenheim mit Ziel in Ichenheim enden. Am Familien-Sonntag – die
nächsten beiden sind an diesem Sonntag, 28. August, sowie am 11.
September – geht es von Ichenheim nach Goldscheuer. Ute Wenzel
registriert, ob auch alle angemeldeten Personen da sind. Dann geht es zu
deren Ehemann Walter, er gibt den Kindern die passgenauen Schwimmwesten
und die wasserdichten Tonnen. In diesen wird nicht nur der Proviant
verstaut, sondern alles andere auch, was nicht nass werden soll.
„Kanu-Touren können die ganze Woche über gemacht werden. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten, im Kanu-Camp kann man sogar zelten“, sagt Ute Wenzel.
Dann setzt sich der Tross in Bewegung zum Rhein, wo dann die Boote in
einem Altrheinkanal, der bei Hochwasser geflutet werden kann, zu Wasser
gelassen werden. Ausgestattet mit einer Karte und einer vorherigen
Einweisung über die Strecke, ihre Besonderheiten und Schwierigkeiten
heißt es ablegen.
Johanna hat sich im Bug des Kanus niedergelassen. Die fast 14-Jährige wird auch den Ausguck übernehmen. Beim Papa-Tochter-Ausflug ist meine Position hinten, sozusagen als
Steuermann und Kapitän. Es geht zügig voran. Wer denkt, er müsse erst
einmal einen Kurs machen, der liegt falsch. Es geht nach den ersten
Metern schon fast wie von alleine. Schnell ziehen die ersten Libellen
unsere Aufmerksamkeit auf sich. Entlang der Strecke bis Sundheim
begegnen wir unterschiedlichen Exemplaren. Mal ist der hintere Teil
ihres Körpers eher blau, dann grünlich oder auch gelb. Wasserläufer
verschwinden plötzlich in einem Wassersog, den ein Fisch erzeugt: na
dann mal, Mahlzeit.
Umgestürzte Bäume ragen vom Ufer über die Wasserfläche. Sie sind nicht die wirklichen Hindernisse, sind sie doch gut zu sehen. Liegt jedoch ein Baum ganz im Wasser und einzelne Äste
ragen bis knapp unter die Wasserfläche, dann ist Aufpassen angesagt. Vom
Ausguck kommt dann der Befehl an den Steuermann: „Stopp, wir müssen
weiter links vorbei.“ Das Wasser ist ziemlich klar, und wenn es nicht zu
tief ist, sieht man die Kiesel auf dem Boden. Auch ein Fisch schießt
hin und wieder vorbei. Von welcher Art er ist, das bleibt sein
Geheimnis. Dafür war er einfach zu schnell. Eine aufgeschreckte Ente
startet ihren Höhenflug aus dem Dickicht heraus.
Inzwischen spielen wir ein Spiel, wer erkennt Tiere oder Gegenstände, die wie von
Geisterhand aus Ästen und deren Spiegelung entstehen. Johanna entdeckt
zum Beispiel einen Fisch, für mich sieht die nächste Anordnung wie ein
Wagen- oder Mühlrad aus. Bei einer Kiesbank ist das Wasser an diesem
Sommertag zu flach. Jetzt heißt es aussteigen, und mit weniger Last ist
das Hindernis schnell überwunden. Auf einer Kies-Insel wird Mittagspause
eingelegt. Vielleicht etwas zu früh? Das wird sich erst später
herausstellen. Geht es auch alleine mit dem Kanu auf dem Wasser? Der
Bereich hier ist ruhig und das Wasser nicht zu tief. Alleine ist es mit
einem Paddel aber um einiges schwerer. Die Tochter will ja ebenfalls
mit, also anlegen und einsteigen. Die Pause ist vorbei.
Die nächste Kiesbank im Wasser wollen wir mit etwas mehr Schwung nehmen. Das
ist allerdings ein Fehler. Gleich nach diesem Hindernis zieht die
Strömung alles nach links in die Kurve. Als sie uns erfasst, gibt es
kein Entkommen. Das Kanu lässt sich nicht mehr nach rechts steuern. Ein
Ast wird dann zum endgültigen Verhängnis. Johanna erschrickt vorne im
Bug, will ausweichen, und wir beide purzeln aus dem Kanu. Daneben ist
eine zweite Kies-Insel, auf der einige Hobby-Kanuten ihre Pause machen.
Sie helfen uns, das Kanu heranzuholen und auf den Kopf zu drehen. Jetzt
wäre eine Pause in der Sonne gut. Wir entscheiden uns aber für die
Weiterfahrt. Unterwegs werden wir auch so wieder trocknen. Wie zur
Entschädigung begegnen uns nacheinander drei Schwanen-Paare. Kurz vor
dem Ende gibt es nochmals eine etwas stärkere Strömung. Dieses Mal gehen
wir nicht baden. Andere Familien sind bereits am Ziel und genießen dort
beim Schwimmen das kühle Wasser. Wir legen an und klatschen ab: Es hat
Spaß gemacht.
Autor: Daniel Hengst
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