Welche Pflichen haben Jäger?
Zur Jagd gehören die Pflege und die Hege des Reviers

Zwischen den Feldern haben die beiden Mahlberger Jäger, Charles-Joseph von Türckheim-Böhl und Michael Höfler (v. l.), zahlreiche Biotope angelegt. | Foto: mam
  • Zwischen den Feldern haben die beiden Mahlberger Jäger, Charles-Joseph von Türckheim-Böhl und Michael Höfler (v. l.), zahlreiche Biotope angelegt.
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Mahlberg (mam). Sind Jäger nur schießwütige Tiermörder? Oder nehmen sie Hege und Pflege ernst? Die Vorurteile sind jedenfalls groß. Mit bestem Beispiel voran gehen die Mahlberger Freiherr Charles-Joseph von Türckheim-Böhl und Michael Höfler. Sie haben sich schon vor 22 Jahren in einer Jagdgemeinschaft zusammengetan. Damals hatten sie sich zufällig als ursprüngliche Konkurrenten für ein frei gewordenes Jagdrevier gefunden. Der Architekt und der Landschaftsgärtner haben zusammen bis heute ein 550 Hektar großes Jagdgebiet gepachtet, zumeist Felder, nur 52 Hektar davon befinden sich im Gemeinde-Hochwald beidseits der Autobahn. Für die beiden war stets völlig klar: Zur Jagd gehört unverzichtbar die Hege und Pflege ihres Reviers. Nicht nur wegen des Wildes, sondern der Lebensraumgestaltung für die gesamte Tierwelt, samt Vögeln und Insekten. 

Beide stehen dabei zu ihrer Jagdleidenschaft. Geduld und Glück gehören dazu, aber auch viele Kenntnisse. Über Fährtenlesen zum Beispiel oder das richtige Anpirschen gegen die Windrichtung. Denn etwa Wildschweine können schon über 500 Meter Distanz Menschen riechen und sich dann klug verdrücken. „Spannung, Reiz, das macht die Jagd aus“, sind sich von Türckheim-Böhl und Höfler einig. Da gehen schon mal für ein einziges Jagd-Erfolgserlebnis, wenn überhaupt, viele Nachtstunden auf ihren insgesamt 20 Hochsitzen drauf.

Mit Höfler hat der Freiherr einen Jagdgenossen gefunden, der schon beruflich bedingt außerordentliche Fachkunde für die Revierpflege mitbringt. Seit 1995 haben die beiden zwischen einzelnen Revierfeldern zur Unterbrechung von Agrar-Monokulturen nach und nach bislang acht Biotope angelegt. Bei so viel Naturpflege bleiben natürlich auch Erfolge für den erstrebten Jagdbestand nicht aus. In der Feld-Ebene sind wieder zahlreiche Fasane heimisch, andernorts recht rar geworden, auch Enten. In Sachen Feldhasen gilt das Mahlberger Revier mittlerweile sogar als landesweit bestes – das hat sich bei jährlichen Zählungen der Aulendorfer Wildforschungsstelle herausgestellt.

Reguliert sich der Wildbestand ganz von selbst? "Nein", sagen die Jäger. Da nimmt etwa der Fuchs als Raubtier ohne natürliche Feinde überhand und sorgt für das Verschwinden etwa von Vögeln und sogar Rehkitzen. Wildschweine gelten als enorm vermehrungsfreudig, mit besonders hoher Schadensrate in der Landwirtschaft. Bei einer Geländewagen-Rundfahrt durch ihr Revier verweisen die beiden Jäger stolz auf das hier Erreichte mit mehr Pflanzenvielfalt bis hin zu ersatzgesetzten Pappeln. Die beiden Mahlberger sehen ihre Revierpflege als ethischen Umgang mit der Natur – längst nicht bloß wegen der schießbaren Tiere.

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