Bisweilen zu großer Druck auf junge Kicker
„Integration durch Fußball – ein guter Doppelpass“ lautet das Projekt des Sportclubs Lahr: Was dabei geleistet wird, wurde in diesem Jahr mit dem vom Landratsamt und der Sparkasse
Offenburg/Ortenau ausgelobten „Integrationspreis Ortenau“ gewürdigt, als
Landrat Frank Scherer im großen Sitzungssaal des Landratsamts rund 120
neu eingebürgerte deutsche Staatsbürger in der Ortenau begrüßte.
Insgesamt 342 Menschen aus 56 Nationen waren es im vergangenen Jahr.
Viele junge Menschen, die aus anderen Ländern hierher kamen, hat Stefan
Wölfle, Jugendleiter des Sportclubs Lahr, kennengelernt und lernt sie
weiter kennen, sind doch in den 24 Jugendmannschaften des Sportclubs
über 350 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren aktiv,
rund 60 Prozent davon mit einem Migrationshintergrund.
Alles begann für den heute 47-jährigen gebürtigen Lahrer in der
Kirchengemeinde Sancta Maria, in der er mit 14 Jahren nicht nur
Ministrant, später Oberministrant sowie Mitglied in deren Leitungsteam
war, sondern auch der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) als
Gruppenleiter, Kassenwart und ebenfalls Mitglied des Leitungsteams
angehörte. Er nahm Aufgaben im Leitungsteam von Zeltlagern wahr, erfuhr,
wie er sich erinnert, „wichtige Werte“: zum Beispiel auf andere
zuzugehen und Respekt auch gegenüber Minderheiten.
Man müsse nicht alles gut finden an der Kirche, betont Wölfle. Ganz wenige würden
streng nach dem Glaubensregeln leben. Er selbst erlebte und sieht die
Kirche als „Ort der Gemeinschaft“, in der es darum gehe, einen
entsprechenden Gemeinschaftssinn zu entwickeln. Da gebe es sehr viele
Parallelen zu einem Verein. Stefan Wölfle stand hier der Sinn nach
Fußball, wo er bereits im KJG-Team aktiv gewesen war.
Doch ein anderes einschneidendes Erlebnis hatte er als Schüler des Lahrer
Max-Planck-Gymnasiums: Eine Mitschülerin und Ministrantin erkrankte an
Leukämie, verstarb im Alter von 14 Jahren. Eine „Initiativgruppe für
krebskranke Kinder“ wurde gebildet. Durch verschiedene Aktionen kamen
rund 40.000 Euro zusammen. Eine „tolle Gruppe“, erinnert sich Wölfle,
sei das gewesen. Natürlich war er auch dort im Leitungsteam aktiv.
Von 1978 bis 1987 besuchte Stefan Wölfle das Max-Planck-Gymnasium,
absolvierte dann in der Kirchengemeinde Sancta Maria seinen Zivildienst,
anschließend eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Sparkasse
Offenburg/Ortenau und blieb dem Geldinstitut bis heute treu: Derzeit ist
Wölfle im Bereich „Vertriebssteuerung“ tätig.
Seine ehrenamtliche Leidenschaft indes gilt dem Fußball und hier insbesondere
dem Jugendbereich. Seit 1988 ist er Mitglied der Spielvereinigung Lahr,
die sich zum 1. Juli dieses Jahres mit dem Lahrer FV zusammenschloss. Im
Jugendbereich gibt es schon länger eine Zusammenarbeit der beiden
Vereine. So wurde Stefan Wölfle, der als Jugendleiter der
Spielvereinigung tätig war, auch Jugendleiter und Trainer der
Spielgemeinschaft mit dem Lahrer FV, organisiert darüber hinaus die
„Lahrer Jugend-Meisterschaft“.
„Es bietet sich an, die Kräfte zu bündeln“, betont Wölfle mit Blick auf die Fusion der beiden
Traditions-Fußballvereine. Der Sportclub ist mit rund 950 Mitgliedern
nach dem Turnverein der größte Lahrer Verein. Und die Jugendabteilung
ist eine der größten in der Ortenau. Rund 80 Prozent seiner Freizeit
investiert Stefan Wölfle in seine Tätigkeit als Jugendleiter und
Trainer. Es bleibe, weiß der Single, „etwas wenig Zeit für sich selbst“.
Ein „Full-Time-Job“, der mit einer Familie wohl kaum machbar wäre.
Kein Zweifel, dass ihm dieser Job Spaß macht, auch wenn es schon viele
Situationen gab, in denen er ihn „am liebsten hingeschmissen“ hätte. Es
macht ihm Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten und – etwa bei vielen
Freizeitaktivitäten – die Kameradschaft zu fördern. Natürlich gebe es
beispielsweise Probleme mit enttäuschten Spielern – insbesondere aber
mit Eltern. Bei manchen sei die Erwartungshaltung und der Druck
gestiegen. Stefan Wölfle registriert dann zu großen Ehrgeiz mit
entsprechendem Druck. Dabei gehe es um Spaß am Fußball. Indes: „Die
positiven Momente überwiegen“, betont Wölfle. Auch mit Blick auf die
Integration, die der Fußball leisten kann.
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