„So ein Stück Leinwand ist eigentlich total langweilig“
Lahr. „Ruhe ist nur ein kurzer Zustand. Zum Glück ist alles in Bewegung, nur so kann sich etwas
verändern“, sagt Marianne Hopf. Im Leben der Malerin mag es sicher auch
ruhige Passagen gegeben haben, ihre Kunst aber ist in Bewegung und in
den Jahrzehnten ihres Schaffens hat sich einiges verändert.
Vor allem die Arbeitsweise: Was war das für eine Zeit, als die Gebürtige
Freiburgerin zusammen mit ihrem Bruder Rinaldo noch auf dem Boden lag
und gemalt hat. Manche Bögen waren riesig und beiden konnten sich gut
darin einwickeln. Der Vater, Architekt, brachte oft alte Pläne mit nach
Hause und auf der Rückseite war genügend Platz sich kreativ auszutoben.
Wen wundert es? Rinaldo Hopf wurde ebenfalls Maler. „Figurative Bilder,
Portraits und Ganzkörperportraits sind seine Richtung“, so Marianne Hopf
über ihren Bruder. Sie faszinierte sich für eine andere Richtung. Grund
dafür war eine Reise in die USA, nach dem Abitur.
In San Francisco und New York begeisterte sich Marianne Hopf für die
expressiven und abstrakten Arbeiten der europäischen Einwanderer. „Da
wurde die Kunst auf den Kopf gestellt“, sagt Hopf über ihre Erlebnisse
und Empfindungen. Für sie ging der Weg weg von der figurativen Malerei
hin zum Abstrakten. Als von zu Hause der Anruf kam, sie habe einen Platz
an der Freien Kunstschule Nürtingen, ging es wieder zurück über den
großen Teich. Von 1982 bis 1987 studierte sie. „Das war das einzig
Richtige“, so die Künstlerin: „Die 80er Jahre waren eine wilde Zeit. Die
neuen Wilden waren angesagt in Berlin. Es wurde auch wieder gemalt.
Zuvor war dies eher totgesagt.“ In der Hauptstadt nahm sie den Schwung
der Szene mit, deren Dynamik. „Das Leben in Berlin war relativ leicht.
Die Mieten waren billig, es gab viel Platz und so konnte man große
Ateliers mieten. In der Stadt war man froh, wenn junge Menschen
zuzogen.“
Für zwei Jahre, 1994 und 1995, unterbrach sie ihre Zeit dort und ging mit einem Arbeitsstipendium der Käthe-Dorsch-Stiftung
Berlin für einen Arbeitsaufenthalt wieder nach New York. „Eigentlich
wäre ich gerne länger dort geblieben, nach zwei Jahren musste ich aber
zurück. Die Amerikaner waren verrückt nach Wandbemalungen, allerdings
gelang es mir nicht eine ,Green Card‘ zu bekommen“, so Hopf. Es ging
zurück nach Berlin: „Es kam mir vor, als sei ich in einem Dorf gelandet.
Die vielen Grünflächen, es war ruhig – an New York hatte ich mich
gewöhnt.“ Es dauerte, bis sie sich wieder eingelebt hatte. In ihren
Arbeiten flossen die Eindrücke aus New York weiter ein. Es war für sie,
nach kurzer Ruhe als sie ein Kind bekam, zudem eine arbeitsintensive
Zeit: „Für viele Jahre war es ein Spagat zwischen Kind und Kunst.“
Dann zog es Marianne Hopf nach Lahr, obwohl sie nie gedacht hätte, dass es
sie wieder nach Süddeutschland verschlägt. 1959 wurde sie in Freiburg
geboren, lebte 20 Jahre dort, doch als sie wegging, war die Rückkehr
quasi ausgeschlossen. Das lag keinesfalls an ihren Eltern. „Mit zwölf
Jahren habe ich meiner Mutter beim Abtrocknen gesagt, dass ich Malerin
werden will. Ich habe zwar Kompromisse gemacht, doch konnte ich mich
immer auf die Familie verlassen“, sagt Hopf, die ihren Eltern dafür
immer dankbar sein wird, dass sie sich als Malerin verwirklichen konnte.
Eines hat sie daraus gelernt: „In meinem Leben werde ich nie mehr nie
sagen. Es ist mir zu oft passiert, dass genau dies eingetreten ist, zu
dem ich gesagt habe, nie wieder.“
In Lahr war es für Marianne Hopf ein Neuanfang, den Künstler und die Kunstszene kannte sie nicht,
auch andere Kontakte galt es erst aufzubauen, sie musste sich neu
orientieren. „Bis 2010 war es für mich unvorstellbar mich mit der
Landschaft auseinanderzusetzen. Das fand ich langweilig und hat mich
nicht angesprochen“, sagt Hopf. Aber auch ihre Landschaftsbilder bleiben
abstrakt, in Formen- und Farbgebung.
„So ein Stück Leinwand ist zweidimensional und eigentlich total langweilig“, so die Künstlerin,
die ihren Arbeiten eine eigene Dreidimensionalität gibt, wissend, dass
es das perfekte Bild nicht gibt. „Diese Herausforderung fesselt mich und
lässt mich nicht mehr los“, sagt Hopf, die das Farbenspiel ihren
Empfindungen und Eindrücken unterwirft, nicht dem was man sieht.
Vielmehr muss man den „Blick umstellen“, fast schon wie beim
„Wolkenschauen“ als Kind, wenn man immer neue Gegenstände entdeckt.
Gleichsam entdeckungsreich sind ihre Arbeiten. Gemein haben diese alle
das Großformat, in das man sich gerne hineinstürzen würde, wenn es
ginge. Wobei sich Marianne Hopf auch in die alten Pläne ihres Vaters
gewickelt hat, vielleicht kommt daher die Liebe zum Großformat.
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