Nach erfolgreicher Premiere
Schutterhai sorgt für Spekulationen - Experten melden sich zu Wort

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Gemeinsam mit 500 Premierengästen, Darstellern und prominenten Gesichtern aus der Ortenau feierte das Kriminal-Duo "Kreidlinger & Bäuerle" alias Steffen Siefert und Alexander Dupps die Uraufführung des "Schutterhai". Der mittlerweile siebte Film wurde dem Publikum am Ersten Weihnachtstag im Schlachthof Lahr gleich dreimal vorgeführt.

Doch was ist dran am Mythos Schutterhai? Handelt es sich um einen Täter mit handfesten Motiven,  um ein Fabelwesen oder gar um eine seltene Tierart? Nach der Premiere melden sich Experten, Anwohner, Lahrs Oberbürgermeister wie auch die Filmemacher selbst zu Wort.



OB Müller: „Ich glaube an den Schutterhai!“

Lahrs Stadtoberhaupt Dr. Wolfgang G.Müller stellt klar: „Es ist mir unerklärlich, dass die Existenz des Schutterhais überhaupt in Frage gestellt wird.“ Zumindest bei den Alt-Lahrern müsse bekannt sein, dass schon Walter von der Geroldseck bei seinem Projekt, die Schutter bis zum Rhein schiffbar zu machen, auf Haifischzähne stieß. Seine Frau, Hailika von Finstingen, soll eine Halskette aus Haifischzähnen getragen haben. „Die verballhornende Veränderung der Schreibweise des Namens in Heilika erfolgte erst über die Jahrhunderte“, weiß Dr. Müller, „Es kann angenommen werden, dass eifernde Tierschützer dahinterstecken. Heute noch werden steile Zähne jeglicher Art an der Schutter gesichtet. Mann spricht von weiblichen Hailights!“ Für den Oberbürgermeister ist mehr als ärgerlich, dass bislang kein Kommunalpolitiker mutig genug war, dieses ambitionierte Projekt der „Schiffbarmachung der Schutter" wieder aufzugreifen. „Ich jedenfalls glaube an den Schutterhai!, so Dr. Müller in seiner öffentlichen Stellungnahme.

Historiker Mietzner schließt haiartiges Wesen nicht aus.

„Schriftliche Quellen zu einem haiartigen Wesen gibt es bislang nicht“, sagt Lahrs Stadthistoriker Thorsten Mietzner. Doch könne seine Existenz damit nicht hieb- und bissfest ausgeschlossen werden. „Jetzt ist die Archäologie gefragt.“ Der schon immer vermutete geheime Verbindungsgang von der Tiefburg zur Hohengeroldseck stehe wohl inzwischen unter Wasser und biete daher einen idealen Rückzugsraum für das Tier. Möglicherweise könne eine in Vergessenheit geratene mündliche Überlieferung in Betracht gezogen werden. „Gerade Anhänger der Oral history bestätigen dies in ihren Untersuchungen“, so der Stadthistoriker weiter und verweist auf den Grusilochzottli.

Mundartautor Hillenbrand: Erbe der Schutteralemannen

„Ob es den Schutterhai gibt? „Natürlich gibt ́s den!“, ist sich der Mundartautor und ehemalige Rektor des Max-Planck-Gymnasiums Ludwig Hillenbrand sicher. Beweise finden sich in der heimischen Mundart der Schutteralemannen. In deren kollektiven Tiefenbewusstsein führe der Hai ein quicklebendiges Dasein, so Hillenbrand. Etymologisch lässt sich etwa der alemannische Urschrei „Hai-ai-ai!“ darauf zurückführen. Dies gelte auch für etliche alemannische Begriffe, die mögliche Tatorte benennen: Mal erscheint er auf dem „Hai-Boden“ oder er treibt sich hinter der „Hai-Biihni“ herum.
In archaischen Vorzeiten warf man dem Hai bei der „Hai-Ernte“ („Haiete“) „Hai-Blueme“ und „Hai-Bere“ in die Schutter, um das Ungeheuer gnädig zu stimmen. „Unsere „Hai- met“ ist also schon aus sprachlicher Sicht eng verbunden mit diesem Urphänomen Hai. Sprachwissenschaftlich gesehen gibt es also keinen Grund, an seiner realen Existenz zu zweifeln; sie lässt sich philologisch exakt belegen. Denn die Sprache ist Spiegelbild der Wirklichkeit. Und Sprache ist verräterisch. Sie lügt nicht. Also nochmals: Gibt ́s den Schutterhai wirklich? „Hai-joooo!“ kann man da nur sagen“, so Ludwig Hillenbrand.

LGS-Biologe Lingner: Biologisch völlig normal

„Die Natur steckt voller Rätsel, insbesondere bei Haien fehlen uns Erkenntnisse“, sagt Detlef Lingner, eines der prominenten Gesichter und Wissensvermittler der Landesgartenschau. „Sicherlich gibt es zahlreiche Mitbürger, denen nicht bekannt ist, dass sich der bis zu 12 Meter lange Riesenhai vor deutschen Küsten aufhält und ein Nordsee-Bewohner ist.“Aus biologischer Perspektive ist auch die Existenz ungewöhnlicher Lebewesen an der Schutter alles andere als Seemannsgarn. „Früher, das heißt vor rund 15 Millionen Jahren, lebten im Schuttertal-Bereich eine Vielzahl an Haien, Walen oder auch Alligatoren, wie man sich es heute kaum vorzustellen vermag“, so Lingner weiter.
Mit dem Absinken des Meeresspiegels im Laufe der Jahrmillionen zogen sich zwar die meisten aus den Schwarzwaldtälern zurück. Doch tatsächlich schwimmen über den Rhein heute noch Jahr für Jahr nicht-dauerheimische Fischarten wie Lachse oder Aale in Richtung der Schutterquelle.
Möglich ist außerdem, dass der trockene Sommer etwas an die Oberfläche gespült hat, was davor im verborgenen blieb. „Ein derartiger Fund wäre zweifelsohne eine wissenschaftliche Sensation!“, so der ehemaliger Biologie-Lehrer und Konrektor des Scheffel-Gymnasiums.

Anwohner bestätigen nächtliche Geräusche

Auch an der Schutter selbst hat die Berichterstattung um den neuen Fall Spuren hinterlassen. „Ab und zu hört man nachts schon seltsame Geräusche, die hinten von der Schutter und aus dem angrenzenden Wald kommen“, sagt Jürgen Klähr aus Kuhbach. Dass dahinter der gefürchtete Schutterhai stecken könnte, wird dem Fensterbauer und Glasermeister erst jetzt bewusst. „Angst haben wir jedenfalls keine, unser Hund ist sehr wachsam.“

Filmemacher warnen vor irrigen Interpretationen

Ob das Filmteam derartigen Wesen während ihres fünftägigen Drehs entlang der Schutter begegnet sind? Auch nach der Filmpremiere geben sich Steffen Siefert und Alexander Dupps nebulös.

„Wie im Film zu sehen, sind wir bei den Dreharbeiten auf stichhaltige Indizien seiner Existenz gestoßen“, sagt Alexander Dupps. Und Steffen Siefert, im wahren Leben Kriminalist, betont: „Es könnte auch wie bei so manch anderen Kriminalfällen sein, dass die Zeugenaussagen und Tatort-Funde zu irriger Interpretation eingeladen haben und die Ermittlungen somit in eine völlig falsche Richtung führen.“

Weitere Aufführung im Stiftsteller

Wer sich selbst eine Meinung zur Existenz des Schutterhais bilden möchte, hat spätestens am Mittwoch, 29. Mai 2019, um 20.00 Uhr im Stiftsschaffneikeller die Gelegenheit dazu. Dann wird der Film erneut gezeigt.

Weitere Informationen gibt es auf www.kreidlingerundbaeuerle.de

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