Polizist Wolfgang Sieburg fertigt Kunstwerke aus Holz

Fasziniert von Holz in seiner Vielfalt: Wolfgang Sieburg. | Foto: Michael Bode
  • Fasziniert von Holz in seiner Vielfalt: Wolfgang Sieburg.
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Der Mann beeindruckt beim ersten Kennenlernen schon durch seine körperliche Größe (1,98 Meter), dann im Gespräch durch seine Sachlichkeit, hinter der sich jedoch - auch das wird
deutlich - Gefühle verbergen. Vielleicht kommt das zustande durch die
Ambivalenz seiner Tätigkeiten. Wolfgang Sieburg ist Polizeibeamter und
seit zwölf Jahren beim Lahrer Polizeirevier als Sachbearbeiter für
häusliche Gewalt und Stalking zuständig. Gleichzeitig erschafft der
60-Jährige Kunst aus Holz. Vergangenen Freitag wurde seine zweite
Ausstellung im Café „Der Alte Stil“ in der Allmandstraße im Kippenheimer
Industriegebiet eröffnet. Bis zum 28. Juli sind dort einige seiner
durchweg beeindruckenden Werke zu sehen.

Dabei war dieser Weg von Kindesbeinen an keineswegs vorgezeichnet. Im alten Dinglinger
Rathaus in Lahr zusammen mit sechs Geschwistern aufgewachsen, erlernte
Siebold nach der schulischen Ausbildung das Bäckerhandwerk, absolvierte
anschließend eine zweijährige Lehre als Konditor in Freiburg und war als
solcher rund zwei Jahre in Gengenbach tätig. Das Ansinnen, sich mit
einer eigenen Bäcker- und Konditorei selbstständig zu machen, wurde
verworfen. Weil seine Frau Brunhilde als Arzthelferin tätig ist, im
eigenen Geschäft ihm also nicht zur Seite stehen konnte, hat das, so
Siebold, „nicht so funktioniert“.

Funktioniert hat hingegen die Ausbildung zum Polizeibeamten bei der Bereitschaftspolizei in Lahr. Dazu „inspiriert“ hatte ihn sein Vater, der 40 Jahre im Lahrer Polizeirevier
tätig war. Inzwischen ist er selbst seit 33 Jahren dabei und der Beruf
bereitet ihm Freude. Vor allem aufgrund seines sozialen Engagements, in
dessen Rahmen Wolfgang Siebold in seinem Bereich häusliche Gewalt sowohl
Geschädigte als auch Beschuldigte berät und betreut. Häufig sieht sich
der Polizeibeamte dabei mit psychischen Störungen und Alkoholproblemen
konfrontiert, stellt dann den Kontakt mit entsprechenden
Beratungsstellen her.

Einen Ausgleich zu seinem „oft schwierigen Beruf“ fand Wolfgang Sieburg in seinem künstlerischen Schaffen mit Holz, wozu er während einer Tätigkeit als Zimmermannshelfer bei der
Lahrer Firma Holz-Langenbach inspiriert worden war. Vor 25 Jahren
gestaltete er dann für seine beiden Kinder eine Weihnachtskrippe.
Weitere folgten mit der Folge, dass Freunde an den handwerklich und
künstlerisch gestalteten alpenländischen Weihnachtskrippen Gefallen
fanden. Und nicht nur die: Bis zu 40 seiner Krippen konnten inzwischen
Besucher des Europa-Parks bewundern, etliche befinden sich in den USA,
Kanada, Frankreich und in der Schweiz. Zwischen 300 und 400 Krippen hat
er bisher geschaffen.

Doch es blieb nicht bei Krippen. Siebold schuf und schafft beeindruckende Kunstprojekte. Zum Beispiel „Reißverschluss“ aus hellem Birkenholz, das die „Zusammenführung von
Getrenntem“ versinnbildlichen soll. „Drei Blüten aus Nussbaum“ abstrakt
geschaffen aus der Verzweigung dreier Äste, das Objekt „Schwan“ aus
Schwemmholzrinde vom Rhein bei Nonnenweier der ,„Figuren in Bewegung“,
entstanden durch teils gebogenes, teils verzweigtes Astholz in
Verbindung mit Kopfformen aus Holz oder Stein. Die Form eines gewundenen
Holzstücks ließ in Siebold die Idee reifen, eine Speerwerferin mit
einem handgeschmiedeten Speer beim Abwurf darzstellen. Dabei seien seine
Gedanken bei der Speerwerferin Christine Obergföll aus Mahlberg
gewesen, wo er seit über 25 Jahren wohnt und eine große Werkstatt hat.

Holz in seiner Vielfalt fasziniert Wolfgang Sieburg, regt ihn an zu seinen
Kunstprojekten. Fündig wird er zum Beispiel beim Walken rund um die
Haselstaude bei Kippenheim. Aber auch ein guter Freund, der als
Forstwirt in Whyl tätig ist, denkt angesichts bestimmter Holzstücke an
seinen Freund. Sieburg spricht mit viel Liebe – auch zum Detail – über
verschiedene Holzarten, ihre Beschaffenheit und besondere Qualitäten.
Auch dann, wenn er darauf verweist, dass uns Holz von der Geburt bis zum
Lebensende begleitet.

Autor: Norbert Rößler

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