Insolvenzverwalter sieht „dramatische Lage“ bei BFAL
Mitarbeiter melden sich arbeitslos – Herrenknecht-Engagement möglich?
Lahr. Spurensuche nach dem Insolvenzantrag der Black Forest Airport Lahr Gmbh (BFAL). Der vom
Offenburger Amtsgericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmte
Freiburger Rechtsanwalt Ulrich Nehrig fand bei einer ersten Durchsicht
der Bilanzen ein Desaster vor.
„Die Lage ist dramatisch“, so Nehrig, der zusammen mit den Mitarbeitern, die seit Monaten vergeblich auf ihr Gehalt warteten, sofort die Reißleine zog. Grund, so Nehrig:
„Die Gehälter sind seit November nicht mehr gezahlt worden, so dass der
Insolvenzgeldzeitraum bereits voll ausgeschöpft ist.“ Auf drei Monate
sind diese Zahlungen nämlich befristet. Die Mitarbeiter mussten also
vergangenen Donnerstag, als der Insolvenzantrag gestellt wurde,
kündigen, um Arbeitslosengeld beziehen zu können.
Die Reißleine zog damit auch BFAL-Geschäftsführer Axel Großmann, der sich in den
vergangenen Wochen und Monaten um eine Fortsetzung des Betriebs bemühte,
aber von seinen englischen Arbeitgebern im Stich gelassen wurde. Trotz
häufiger Ankündigungen floss kein Geld. Auch Hoffnungen des erfahrenen
Insolvenzverwalters Nehrig, dass die Muttergesellschaft „Integeral“
zwecks Betriebsfortführung 200.000 Euro zur Verfügung stellen könnte, zerstoben.
Deren, über die „Flughafen Lahr Beteiligungen GmbH“ in Lahr installierte, dort aber so gut wie nie gesehene Geschäftsführer
Tony Freudmann, erklärte dem Insolvenzverwalter in einem Telefonat, dass
er gerade in London mit Gesellschaftern zusammen sitze, um über die
Bereitstellung von Geldern zu beraten. Eine Entscheidung sei aber nicht
zu erwarten. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit
mit „Integeral“ Grund für den Insolvenzverwalter, von den Engländern
nichts mehr zu erwarten.
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt, dass nach den Erkenntnissen Nehrigs die Betreibergesellschaft mit zuletzt 25 Mitarbeitern im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von rund
681.000 Euro mehr als doppelt so hohe Verluste verbuchen musste. Ähnlich
war die Lage die Jahre zuvor, weshalb sich Verluste von etlichen
Millionen Euro anhäuften. Weshalb angesichts dieser Lage nicht schon
früher Insolvenzantrag gestellt wurde, dafür könnte sich die
Staatsanwaltschaft interessieren.
Die Stadt Lahr hält derweil „am Ziel der fliegerischen Nutzung fest und will Lizenzen halten“, wie
OB Müller in einer Pressekonferenz betonte. Müller: „Auch wenn wir die
aktuellen Entwicklungen als Rückschritt und herbe Enttäuschung hinnehmen
müssen, bin ich optimistisch, dass die Lizenzen gehalten werden können
und die Stadt ein von ihr gesteuertes Ausschreibungsverfahren initiieren kann.“
Indes wurde laut, dass der Tunnelspezialist Martin Herrenknecht sich für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs einsetzen
will. Ob der Schwanauer mit einer kleineren Belegschaft aktiv werden
kann, hängt auch von den rechtlichen Folgen der Insolvenzabwicklung ab.
Schon im Herbst war Herrenknecht bei der Wartung des
Instrumentenlandesystems eingesprungen.
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