Angedacht: Sarah Henninger
Zweifel und Gedanken Raum finden lassen
Wir sind uns wohl alle einig, dass die vergangenen Monate besonders waren. Geprägt von neuen Situationen, Unsicherheiten und vielleicht von Schmerz. Ich war auch immer wieder mit meinen Zweifeln konfrontiert: Zweifel, ob es richtig ist, jetzt in Urlaub zu fahren und sich mit Freunden zu treffen. Aber auch Zweifel an der Kirche und meinem Platz darin.
Einige Jugendliche und junge Erwachsene wenden sich von der Kirche ab oder treten sogar aus. Manche Jugendgruppen haben so wenige Mitglieder, dass sie sich auflösen. Gleichzeitig merke ich aber, dass Spiritualität noch wichtiger geworden ist. Wieder die Zweifel: Ist es also unsere Institution, die nicht mehr zeitgemäß ist? Passt sie nicht in meine Lebenswelt und meine Vorstellung von einem liebenden Gott, der jede und jeden annimmt?
Ich merke aber auch, wie gut es tut, diese Zweifel auszusprechen, sich darüber auszutauschen und vielleicht zu diskutieren. Wenn ich Jugendliche auf ihrem Weg begleite, ermutige ich sie, ihre Fragen offen auszusprechen, auch wenn ich oft keine passenden Antworten parat habe. Ihre Zweifel und Gedanken sollen einen Raum finden! Und ich merke: Ich bin damit nicht alleine. Zum einen tausche ich mich immer wieder mit lieben Menschen aus und merke, dass sie mit ähnlichen Situationen hadern. Zum andern ist da noch Gott, der meine Zweifel hört und mich begleitet. Auch wenn wir oft nicht direkt erkennen, welchen (Um-)weg er für uns plant und welche Herausforderungen er uns zutraut. Ich lasse meine Zweifel gerne zu. Auch die an der Institution Kirche – denn sie zeigen mir, dass mein Herz noch daran hängt und dass mein Glaube lebt. Wir können alle gewiss sein, dass unsere Zweifel gehört werden und bei unserem Gott aufgehoben sind.
Und ich bin mir sicher, dass er einen guten Plan hat, wie auch wir jungen Menschen einen Platz in dieser Institution finden können.
Für die kommende Woche möchte ich Sie ermutigen: Lassen auch Sie all Ihre Zweifel zu! Denn wer zweifelt, setzt sich mit der Situation auseinander, kann sie verändern und daran wachsen.
Sarah Henninger
Jugendreferentin im Dekanat Lahr und im Jugendpastoralen Team Ortenau
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