Eberhard Roth ist echter Wylerter
Wenn Feierabend im Leben keinen Platz hat

64 Jahre und kein bisschen müde: Eberhard Roth ist neuer geschäftsführender Vorstand des Paul-Gerhardt-Werks. | Foto: Michael Bode
  • 64 Jahre und kein bisschen müde: Eberhard Roth ist neuer geschäftsführender Vorstand des Paul-Gerhardt-Werks.
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Lahr-Kippenheimweiler (ds). Während andere in seinem Alter den Ruhestand schon fest im Blick haben, stellt sich Eberhard Roth nochmals einer neuen beruflichen Herausforderung: Nach 36 Jahren in der Geschäftsführung der evangelischen Kirchengemeinde Offenburg und des evangelischen Verwaltungszweckverbands Ortenau wird der Lahrer heute offiziell aus seinem Amt verabschiedet. Bereits zum 1. Januar hat er die Aufgabe des geschäftsführenden Vorstands des Paul-Gerhardt-Werks in Offenburg übernommen, die er bereits seit Juli interimsweise inne hatte.

 
Eberhard Roth ist ein waschechter Wylerter. Wylert, das ist der Lahrer Ortsteil Kippenheimweiler, wo Roth aufgewachsen, wo er immer noch zu Hause ist und wo er 35 Jahre lang Ortsvorsteher war. Seine Eltern waren Landwirte, schon früh musste Roth mit anpacken. "In der Landwirtschaft kennt man keinen Feierabend und das bin ich immer noch gewohnt", erklärt er, warum er mit 64 Jahren nochmal neue Wege geht. "Allerdings ist mein Vertrag auf drei Jahre befristet, dann sehen wir weiter", betont er. Schon lange liegt ihm das Paul-Gerhardt-Werk, eine wichtige Einrichtung der Altenhilfe in Offenburg, am Herzen, bereits seit 15 Jahren sitzt er in dessen Verwaltungsrat. Als nach den gescheiterten Verhandlungen mit der Diakonie Kork im vergangenen Jahr der damalige Geschäftsführer schnell nach Stuttgart wechselte, musste man handeln. "Die Augen fielen bei der Suche nach einer Interimslösung auf mich", so Eberhard Roth, der im Juli das Amt übernahm. "Ich war von Anfang an begeistert von der Verwurzelung und dem Engagement der Mitarbeiter und habe erkannt, dass mit diesen gemeinsam ein Weg gefunden werden muss", sagt Roth. So fiel ihm die Entscheidung, diese Aufgabe hauptberuflich zu übernehmen, nicht schwer. "Ich wollte aber erst dann gehen, wenn für mich ein Nachfolger gefunden wurde", erläutert er. Den hat man nun auch gefunden – kurioserweise in seinem Bruder Friedhelm, der zuvor im Kirchenbezirk Freiburg schon die gleiche Aufgabe hatte. "Ich habe ihn zwar vorgeschlagen, die Gremien haben aber unabhängig entschieden", betont Eberhard Roth.

Eigentlich wollte Roth einmal Polizist werden. "Ich bin aber kläglich gescheitert, weil ich farbenblind bin." Schon früh Vater geworden – "wir haben mit 19 geheiratet" – hatte er nicht viel Zeit, sich einen Plan B zu überlegen. "Ich musste schließlich Geld verdienen, um meine Familie zu ernähren." So entschied er sich für ein Studium an der Hochschule Kehl, was er 1979 abschloss und im Anschluss zwei Jahre lang als Gemeinde-inspektor im Friesenheimer Bauamt tätig war. Schon damals eng mit der evangelischen Kirche verbunden, übernahm er 1981 die Leitung des evangelischen Kirchengemeindeamts in Offenburg. "Ich habe einfach eine neue Herausforderung gesucht und wollte verstärkt mit Menschen und Gremien zusammenarbeiten", erinnert er sich. Dem Kirchengemeindeamt fielen im Laufe der Jahre immer mehr Aufgaben zu, etwa im Bereich Kindergärten oder Sozialstationen. "Mit vier Mitarbeitern habe ich angefangen, heute sind es 30", so Roth. An der im Jahr 2000 vollzogenen Verwaltungsreform, der Zusammenlegung der Kirchengemeindeämter und der Gründung des evangelischen Zweckverbands Ortenau, hat er federführend mitgewirkt. "Ich stand irgendwann an der Spitze, war aber immer einer von allen", betont Roth.

1975 wurde Roth in den Wylerter Ortschaftsrat gewählt und als 1977 der damalige Ortsvorsteher verstarb, trug man ihm das Amt an. "Ich war damals mit 23 Jahren der jüngste Ortsvorsteher in Baden-Württemberg", berichtet er. Seit 1984 sitzt er für die Freien Wähler im Kreistag, seit 1989 ist er als Fraktionsvorsitzender Mitglied des Lahrer Gemeinderats und hat außerdem einen Sitz im Regionalrat des Regionalverbands Südlicher Oberrhein. Eberhard Roth ist Lokalpolitiker aus Leidenschaft: "Vom Kindergarten bis zum Kanaldeckel hat man mit allem zu tun und kommt mit sehr vielen Menschen zusammen."

Bei all den Aufgaben findet Eberhard Roth auch noch Zeit für sich und seine Familie. "Ich nehme sie mir einfach", betont er. Er reist sehr viel, spielt sehr gern Tennis und liebt größere Touren mit dem Rad. "In diesem Jahr geht es in die Provence", freut sich Roth.

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