Behandlung von Speiseröhrenkrebs
Patienten profitieren von innovativem OP-Verfahren
Lahr (st). Rolf Guzik ist überglücklich. Der 65-Jährige hatte nach einer schweren Operation keine Schmerzen und kann wieder normal essen und trinken. Nach der Diagnose Speiseröhrenkrebs vor knapp sechs Monaten erhielt Rolf Guzik zunächst eine Vorbehandlung mittels Chemotherapie. Ende August wurde er von einem Team um Oberarzt Dr. Stefan Albicker von der Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim erfolgreich operiert. Der Chirurg ist der einzige Spezialist in der Region, der im Team mit einem Oberarzt-Kollegen die Operation an der Speiseröhre mit einem sogenannten total-minimalinvasiven Verfahren durchführt.
Mittlerweile Standardverfahren
Die operative Therapie von Krebserkrankungen im Verdauungstrakt gehört seit vielen Jahren zum Leistungsspektrum der Fachklinik am Ortenau Klinikum in Lahr. In den vergangenen Jahren hat sich die Klinik neben der Bauchspeicheldrüsenchirurgie insbesondere in der Speiseröhrenchirurgie weiter spezialisiert. Beide Teilgebiete gelten in der Chirurgie als äußerst komplex und erfordern ein hohes Maß an ärztlicher Expertise. Den Chirurgen am Ortenau Klinikum in Lahr ist es gelungen, das total-minimalinvasive Verfahren zur operativen Behandlung von Speiseröhrenkrebs einzuführen und mittlerweile als Standardverfahren anzuwenden.
Nach herkömmlicher Methode musste der Bauchraum (Laparotomie) und die Brusthöhle (Thorakotomie) geöffnet werden. Trotz der Gabe von Schmerzmitteln litten die Patienten nach der Operation erheblich. Auch hatte die Operation häufig schwerwiegende Komplikationen wie etwa Lungenentzündungen oder Wasseransammlungen im Brustraum zur Folge. Bei einer Nachbesprechung mit Dr. Werner Lindemann, Chefarzt der Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim, berichtet der nach der innovativen Methode operierte Patient Rolf Guzik dagegen zwei Wochen nach der Operation: "Es war wunderbar. Ich habe keine Schmerzen gehabt. Top!“
Der nach wenigen Tagen aus dem Ortenau Klinikum in Lahr entlassene OP-Patient ist in seinen Alltag zurückgekehrt. Auch die Gartenarbeit macht schon wieder Freude. Rolf Guzik entging den zwei großen Bauch- und Brustöffnungen nach der traditionellen Methode. Stattdessen setzte Dr. Albicker fünf Schnitte, jeweils fünf bis zehn Millimeter, und führte eine Spezialkamera in die Öffnungen. Dort wurde dann mit speziellen chirurgischen Instrumenten in gewohnter Weise gearbeitet. Die Spezialkamera kann das Operationsfeld beliebig vergrößern, so dass sehr präzise gearbeitet werden kann.
Keine schmerzhaften Nachwirkungen
Die Technik wird sowohl im Bauchraum als auch im Brustbereich eingesetzt. Der Patient entgeht so den schmerzhaften Nachwirkungen der nach der traditionellen Methode erforderlichen Rippenspreizungen. In Lahr wird dieser Eingriff von Dr. Albicker in Zusammenarbeit mit seinem Oberarztkollegen Dr. Lothar Knipping durchgeführt. „Nur wenige Kliniken in Deutschland können den Patienten diese schonende Operationstechnik zurzeit anbieten“, so Dr. Lindemann.
Nach Einschätzung des Chefarztes hat der ehemalige Maschinenführer Rolf Guzik beste Chancen, "für alle Zeiten" geheilt zu sein. Um eventuell verborgene Krebszellen zu eliminieren, muss der zweifache Großvater allerdings nochmals eine Chemotherapie durchlaufen. Anschließend ist über Jahre eine Nachsorge notwendig, zunächst alle drei Monate, dann alle sechs Monate, später in Jahresabständen.
Der Chefarzt lobt das überragende Engagement der beiden Oberärzte. Diese haben sich "sehr intensiv" in diese Operationstechnik eingearbeitet und vertieften ihre Kenntnisse bei den besten Spezialisten in Deutschland. Und Dr. Lindemann betont: "Die Chirurgen, die das machen, sind alle davon begeistert, weil sie die ausgezeichneten Ergebnisse sehen“.
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