Gabriele Bohnert leitet das Stadtmuseum
"Neue Aufgaben haben mich immer gereizt"
Lahr. Einfach ausprobieren – das ist die Maxime von Gabriele Bohnert. Die Leiterin des Bereichs Stadtmuseum und Stadtarchiv in Lahr hat sich beruflich noch nie vor einer Herausforderung gescheut und dabei stets viel Freude gehabt.
"Warum eigentlich nicht?", fragte sich die 64-Jährige schon, als es mit dem bestandenen Abitur am Lahrer Scheffel-Gymnasium um die Wahl ihrer Studienfächer ging. "Architekt wie mein Vater, das wollte ich nicht werden, Medizinerin auch nicht. Also habe ich mich fürs Lehramt entschieden", erzählt Gabriele Bohnert. Mathematik war ihre Leidenschaft und auf der Suche nach dem zweiten Fach schlug ihr Lehrer Altgriechisch vor. "Er meinte, das würde ganz gut passen und so habe ich in Freiburg angefangen, Mathe und Altgriechisch zu studieren." Doch mit beiden Fächern fühlte sich Gabriele Bohnert nicht wirklich wohl, weswegen sie letztendlich 1984 ihr Examen in Germanistik, ein Jahr später in Philosophie ablegte.
Im Lehramt allerdings sollte sie nie ankommen, denn als 1986 die Überlegungen der Stadt Lahr, die Stadtgeschichte in drei Bänden herauszugeben, konkret wurden, bewarb sich Bohnert ganz gemäß ihres Leitspruches hierfür als Redakteurin. "Ich habe einen Werkvertrag bekommen, der auf zwei Jahre befristet war, und fungierte als Schnittstelle zwischen Stadt, Autoren und den Herstellern des Buches", erläutert sie. Weil die Stelle aber längst kein Full-Time-Job war, wurde sie kurzerhand außerdem im Stadtarchiv eingesetzt und intensiv ins Archivwesen eingeführt. "Der erste Band der Stadtgeschichte war noch nicht fertig, da wurde mein Werksvertrag verlängert", so Gabriele Bohnert. Ende der 80er-Jahre wartete bereits die nächste Herausforderung: "Mein Vorgänger veränderte sich beruflich und ich habe übergangsweise die Vertretung als Stadtarchivarin übernommen." 1989 bewarb sich Gabriele Bohnert dann offiziell um die Stelle und wurde Leiterin des Stadtarchivs.
"Es war ein ganz tolles Gefühl"
Mit dem Kulturamt, wo sie von 1996 bis 1999 für die Planung des Theaterprogramms, der Konzerte und der Ausstellungen in der Galerie zuständig war, übernahm sie wieder eine neue Aufgabe. "Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, doch ich bin schließlich wieder zurück ins Stadtarchiv und habe den Bereich Stadtmuseum dazubekommen", berichtet Bohnert. Seinerzeit schlummerte das Museum im Dornröschenschlaf, mit einer Konzeption aus den 30er-Jahren, die zuletzt in den Siebzigern überarbeitet worden war. "Der klare Auftrag von Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller lautete: Machen Sie was draus!", so Bohnert, die sich all die Jahre permanent berufsbegleitend weitergebildet hat, sei es im Kulturmanagement oder museumspezifischen Bereich.
Nach einer zweijährigen Babypause mit Teilzeitarbeit – Gabriele Bohnert brachte im Jahr 2000 Zwillinge zur Welt – startete sie 2003 wieder voll durch und entwickelte Konzepte für ein Stadtmuseum. Als die Stadt 2011 angesprochen wurde, ob sich nicht die alte Tonofenfabrik als künftiges Stadtmuseum eigne, waren sowohl Gabriele Bohnert als auch der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom, der seinerzeit neu in der Stadtverwaltung war, begeistert. "Wir standen vor einer riesen Herausforderung, das war ein ganz tolles Gefühl", betont Bohnert. Das Highlight in ihrem Berufsleben schlechthin war natürlich die Eröffnung des Stadtmuseums Tonofenfabrik 2018, doch sie betont: "Dazu gehört aber auch, wie sich das Museum entwickelt hat, dass jede Ausstellung anders war und dass mir Kinder und erwachsene Besucher immer wieder sagen, wie schön das Museum ist." Für die Zukunft wünscht sie sich, wenn sie einmal in Rente geht, ein Museum zu hinterlassen, das ein Standing hat, stabil in der Fahrrinne fährt und sich stets weiterentwickelt. Noch aber erfüllt sie ihr Job so sehr, dass sie auch während der Urlaube kaum an Museen vorbeikommt, erkundet, wie man dort die Aufhängung der Exponate gelöst oder die Beleuchtung eingerichtet hat. "Meine Kinder konnten mir beim Bummel im Urlaub schon mal sagen, Mama, schau weg, da kommt ein Museum", erzählt sie schmunzelnd. Und wenn Gabriele Bohnert einmal nicht in irgendeinem Museum ist, dann greift sie sehr gern zu einem Buch, querbeet, denn "ich bin auf alles Neue neugierig", sagt sie. Daniela Santo
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.