Ihr Begleiter durch die Woche
Meine Zeit steht in deinen Händen
„Meine Zeit steht in deinen Händen“ so lese ich in der Bibel im 31. Psalm. „Oh, Psalmbeter“, möchte ich rufen, „hast du nicht in den Kalender geschaut? Meine Zeit steht…?" Es ist doch schon November, das Jahr ist fast vorbei. Die Vorbereitungen für die Adventszeit laufen auf vollen Touren, die ersten Weihnachtsmärkte öffnen, die Krippenspiele sind ausgesucht. Dabei hielten wir doch erst die Zeugnisse der Kinder in Händen, haben Koffer gepackt und saßen im Garten…
Oh, Psalmbeter, wie kannst du sagen, unsere Zeit steht. Sie fliegt, verfliegt viel zu schnell.
„Eins, zwei, drei im Sauseschritt eilt die Zeit, wir eilen mit“, dichtet Wilhelm Busch. „Meine Zeit steht…“ betet der Psalmbeter. Zwischen diesen gegensätzlichen Aussagen leben wir unsere Zeit.
Dabei hören wir mehr auf Wilhelm Busch, denken schon an übermorgen, geben Vollgas. Und vergessen dabei, dass unser Leben nur zur Verfügung gestellte Zeit ist – begrenzt. Zeit von Gott geschenkt. Daran erinnern die Sonntage im November: Allerseelen, Volkstrauertag und nun der Totensonntag, dass wir beschenkte und behütete Menschen sind.
Ich wünsche uns allen immer wieder ein „Nein“ zum Sauseschritt und ein Gespür dafür, dass unser Zeit steht. Damit das Leben nicht verfliegt, bevor es gelebt ist.
Rainer Becker
evangelischer Dekan, Lahr
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