Sonntagsporträt
Kulturamtsleiter Tobias Meinens Leben ist voller Noten
Von Daniela Santo
Lahr Langeweile – die kennt Tobias Meinen nicht. Vor allem nicht, seit der langjährige Leiter der Städtischen Musikschule Lahr im Juni zusätzlich noch die Leitung des Amtes für Kultur, Musik und Medien der Stadt übernommen hat. Eine Aufgabe, die den 53-Jährigen unglaublich reizt, insbesondere der musikalische Teil, „denn den kann ich“, wie Meinen betont.
An Know-how und Ideen mangelt es nicht
Aber neben der Musik war Bildende Kunst schon immer sein Steckenpferd. So mangelt es ihm in seinem erweiterten Aufgabenbereich keineswegs an Know-how und Ideen. Vor allem will Tobias Meinen die Kunst zu den Menschen bringen: „Es gehört mehr Kunst in den öffentlichen Raum“, ist er überzeugt. So möchte er beispielsweise die Urban Art in Lahr etablieren, ein Festival für junge Leute auf die Beine stellen und die Aufenthaltsqualität in den Kulturstätten steigern. „Als Bassist bin ich Teamplayer, ich liebe es, gemeinsam zu gestalten“, sagt er und verweist auf seine Mitarbeiter, auf deren tatkräftige Unterstützung er sich verlassen kann.
Zur Musik ist der Schweizer erst verhältnismäßig spät gekommen. „Ich habe von meinem Vater leider nur das handwerkliche Geschick geerbt und nicht sein absolutes Gehör“, stellt er fest. Erst mit zwölf Jahren erlernte er sein erstes Instrument, in einem Gitarrenkurs an der Volkshochschule. Bis dahin hat ihn Musik wenig begeistert: „Mein Vater hat zu meinem Leidwesen jeden Abend Opern gehört und meine Mutter war wahrscheinlich der größte Fan von Herbert von Karajan. Eine Zeit lang war ich sogar richtig allergisch auf Sopran-Stimmen“, erzählt er schmunzelnd mit Blick auf seine Kindheit, die er am Hochrhein verbracht hat. Mit 16 spielte Tobias Meinen dann Bass in einer Band aus Schulfreunden und nahm parallel Unterricht. „Erst habe ich täglich vier Stunden geübt, dann wurde es mehr und mehr“, berichtet er. Bereits vor dem Abi hatte er den Studienplatz in der Tasche – für Jazz, zeitgenössische Musik und Komposition in Zürich. „Ich wollte unbedingt Musiker werden, Live-Konzerte und Tourneen spielen“, sagt er. Das ist ihm auch gelungen: Nach dem Studium spielt er über fünf Jahre lang rund 120 Konzert pro Jahr – als Bassist in unterschiedlichen Projekten, hauptsächlich Jazz und Electro-Jazz. Besonders gern denkt Tobias Meinen an ein Konzert mit „Foolsgarden“ in der Großen Freiheit 36 in Hamburg zurück oder daran, mit Yannick Noah, französischer Ex-Tennis-Star und Sänger, auf der Bühne gestanden zu haben.
Schwerpunkt auf Kompositionen gelegt
Als er 1998 seine Frau Mira in Waldshut kennenlernte und Nachwuchs unterwegs war, wurde ihm klar, dass die Zeit der vielen Konzerte vorbei war. „Ich habe damals schon als Bassist für Plattenproduktionen gearbeitet und dann auch eigene Kompositionen vorangetrieben“, berichtet Meinen, der seinerzeit schon ein Tonstudio in seinem Haus in der Nähe der Brauerei Waldhaus hatte. Und so machte sich der dreifache Familienvater auch als Komponist und Sounddesigner einen Namen und arbeitete etwa für die Deutsche Grammophon, 3sat und SWR2. Der Zufall führte die Familie Meinen dann 2001 nach Lahr: „Als wir auf der Suche nach einem neuen Haus waren, ist meine Frau auf unser heutiges Zuhause im Neuwerkhof gestoßen, den ehemaligen Pferdestall von Kaiser Wilhelm“, erzählt er. 2008 nahm er schließlich eine Stelle an der Städtischen Musikschule an, dessen Leiter er 2009 wurde.
Auf der Bühne steht Tobias Meinen heute eher selten. Doch zu Hause greift er zum Runterkommen gern zum Instrument. Seine Freizeit gestaltet er rund um Kultur, Musik, Architektur und Kochen. Außerdem ist er leidenschaftlicher Handwerker, bevorzugt arbeitet er mit Holz und hat schon den ein oder anderen Bass selbst gebaut.
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