"Kunst schaffen ist für mich wie Durst haben"
Jonas Göhringers Leidenschaft ist vom Elternhaus geprägt
Lahr Wie der Vater, so der Sohn - oder die Tante oder auch die Schwester: In der Ortenauer Kunstszene kommt man an dem Namen Göhringer einfach nicht vorbei. „Ich bin künstlerisch wirklich stark vorbelastet“, stellt Jonas Göhringer, Sohn des Zeller Bildhauers Armin Göhringer, schmunzelnd fest. Aktuell sind 25 seiner Werke noch bis Juni im Rahmen der Reihe „Kunst im OB-Büro“ im Lahrer Rathaus zu sehen.
Ausstellungen statt Fernsehabende
Schon von klein auf hat der 31-Jährige Kunst gänzlich unbewusst „aufgesogen“. So gab es im Hause Göhringer so etwas wie Fernsehschauen nur äußerst selten: „Wir waren häufig in Ausstellungen oder Galerien“, erinnert sich Jonas Göhringer. Tatsächlich hat ihn das aber nie gelangweilt, er hatte sogar richtig Spaß daran. „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weswegen ich intuitiv arbeite und Kunst zu schaffen für mich so normal ist wie Durst zu haben. Und ich habe viel Durst“, erklärt er. Dennoch war ihm nach dem Abitur am Gengenbacher Marta-Schanzenbach-Gymnasium noch nicht klar, in welche berufliche Richtung er einmal gehen würde. „Ich habe zuerst ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst des DRK in Zell am Harmersbach absolviert“, berichtet er. Eigentlich wollte er dann auch Medizin studieren, doch durch den Rettungsdienst hat er festgestellt, dass es nicht das Wahre für ihn ist, den ganzen Tag mit Krankheit, Leid und Schmerz umzugehen. „Obwohl mich das Fachliche sehr interessiert hat und es auch immer noch tut“, betont Jonas Göhringer. Sein zweiter großer Wunsch war es, mit Menschen zu arbeiten. „Das Lehramt lag da sehr nah und so habe ich Biologie und Mathe in Freiburg studiert“, erzählt er. Nach vier Semestern hat er Mathe allerdings an den Nagel gehängt und sich stattdessen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe eingeschrieben. „Ich war der Einzige, der Biologie in Freiburg und gleichzeitig Malerei und Grafik in Karlsruhe studiert hat“, sagt er. Heute unterrichtet Jonas Göhringer Bio und Kunst dort, wo er selbst Abi gemacht hat. „Ich weiß von zu Hause, dass es ein schwieriger Weg ist, von der freien Kunst zu leben“, erklärt er sein Lebensmodell.
Aufenthalt in China war besonders prägend
Besonders geprägt hat ihn sein halbjähriges Studium in China. „Ich bin mit einem großen Rucksack voller Vorurteile hingereist und mit einem großen Anhänger voll toller Moment zurückgekehrt“, veranschaulicht er seine Erlebnisse. Seine Dozentin hat ihn für das Stipendium an der Partner-Akademie in der Metropolregion Peking vorgeschlagen. „Ich habe kein bisschen überlegt, sondern gleich ja gesagt“, erzählt der reisefreudige Wahl-Lahrer, der nach dem Studium allein auf Weltreise ging, Indonesien und Malaysia bereist hat und in Indien manch gefährlicher Situation ausgeliefert war. "Dort habe ich gemerkt, dass ich ein sehr sicherheitsbedürftiger Mensch bin und mir ein Stück weit die chinesische Kontrolle zurückgewünscht", so Göhringer. Seine Arbeiten sind stark beeinflusst von seinem Aufenthalt in China, sie zeigen Struktur, Konsequenz, Geradlinigkeit, Kontrolle und Ästhetik. Anfangs hat Jonas Göhringer kleine erläuternde Texte auf die Rückseite seiner Werke geschrieben. "Aber wen interessiert es, was ich sehe, jeder sieht doch etwas anderes", sagt er heute. Seine Arbeiten greifen Ereignisse, Situationen und Lebensinhalte auf und sind nicht selten voller Emotionen, weswegen es ihm manchmal auch nicht allzu leicht fällt, etwas zu verkaufen. Daniela Santo
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