Nicholas Reed ist Dirigent der Stadtkapelle Lahr
Ein Profi, der die Arbeit mit Laien sehr schätzt
Lahr. Nicholas Reed ist ein Vollblutmusiker. Als Dirigent, Solist und Kammermusiker ist er ein weltweit gefragter und vielfach ausgezeichneter Profi, hat aber ebenso viel Freude daran, mit Laien-Musikern zusammenzuarbeiten. So ist er seit 2015 Dirigent der Stadtkapelle Lahr und musikalischer Leiter ihres Haupt- und Jugendorchesters.
"Mein musikalisches Interesse gehört unter anderem der sinfonischen Blasmusik, die in Großbritannien eine lange Tradition hat", erklärt Reed, der 1984 bei Oxford geboren wurde und in Liverpool aufgewachsen ist, sein Engagement. Seine Eltern – der Vater Hochschuldozent für Musikpädagogik und Klarinettist, die Mutter Geigen-Lehrerin – machten ihn schon in jungen Jahren mit Musik vertraut. "Mit drei oder vier Jahren habe ich schon Blockflöte gespielt, dann auch bald Klavier", erinnert sich Nicholas Reed. Vor allem klassische Musik war im Hause Reed zu hören. "Ich sehe noch die Platten von Richard Strauss, Beethoven oder Mozart vor mir", so Reed, der heute selbst großer Mozart-Liebhaber ist. Zwar wurde er früh an Musik herangeführt, motiviert und gefördert, aber nie gezwungen, "höchstens in der Pubertät ein bisschen". "Ich war schon damals auch leidenschaftlicher Sportler, vor allem Leichtathlet und Cricket-Spieler, drei Jahre lang war ich sogar Sportkapitän in der Schule", berichtet er. "Meine Eltern fanden es toll, dass ich beides gemacht habe. Dass ich mich auf die Musik konzentrieren möchte, war dann allein meine Entscheidung." So zog es Nicholas Reed 2003 nach London und obwohl er auch Trompete auf sehr hohem Niveau spielte, studierte er bis 2007 Schlagzeug am Royal College of Music und verbrachte 2005 ein Auslandssemester am Conservatoire Supérieur National de Musique et de Danse in Paris.
Künstler und Musikpädagoge
"Damals habe ich festgestellt, dass die französische Schule nichts für mich ist, dafür aber die deutsche, die eine sehr klangorientierte Schule ist", sagt Nicholas Reed. So ließ er die "großartige" Londoner Musikszene mit all ihrem Hip-Hop, Jazz und Elektro hinter sich und ging 2009 nach Freiburg an die Hochschule für Musik, weil er unbedingt bei Bernhard Wulff studieren wollte. "Er war es auch, der mich zum Dirigieren gebracht hat", stellt Reed fest, der schnell daran Spaß fand und kurzerhand mit Freunden von der Musikschule ein kleines Orchester zusammenstellte. "Mit dem sind wir dann beispielsweise im Kurhaus in Bad Krozingen aufgetreten." Mittlerweile kann er auf Dirigate für Produktionen für das Deutschlandradio und den Südwestrundfunk zurückblicken, außerdem beim Salzburger Taschenopernfestival, beim Eclat-Festival in Stuttgart und in der Tonhalle Düsseldorf. Seit 2014 gehört er außerdem dem renommierten Freiburger "Ensemble Aventure" an, in dem er Schlagzeug spielt und dirigiert. An der Musikhochschule Freiburg ist Nicholas Reed Dozent für Schlagwerk und Ensembleleitung, ebenso an den Musikhochschulen in Basel und Zürich. Von 2009 bis Anfang 2022 hat er außerdem am Musicum in Lahr unterrichtet. "Das musste ich aus Zeitgründen jetzt leider aufgeben", bedauert Reed, der zusammen mit seiner Frau Christine in Freiburg lebt.
Dass Nicholas Reed kein Wort Deutsch sprach, als er vor 13 Jahren nach Freiburg kam, ist kaum zu glauben. "Ich habe nie Unterricht genommen. Als ich 2010 zwei Wochen lang im Krankenhaus lag, habe ich um Bücher gebeten. Und natürlich hat man mir deutsche Bücher gebracht", erzählt er schmunzelnd. "Homo Faber" war dann das erste Buch auf Deutsch, das er gelesen hat, noch heute ist er Max-Frisch-Liebhaber. "Ich mag die deutsche Sprache sehr. Und weil ich auch Menschen mag und sie mich sehr interessieren, gehört das Kommunizieren einfach dazu", erklärt er seine hervorragenden Sprachkenntnisse.
Kommunikation ist auch das Stichwort, wenn es um seinen Beruf geht. "Musik ist eine Kommunikationsform und das Musizieren in einem Ensemble eine gesellschaftliche Handlung", sagt er und erklärt weiter: "Ein Ensemble ist das Modell für eine wohlfunktionierende Gesellschaft. Mich haben das Miteinander und die Verbundenheit durch Musik gepackt. Das ist der Grund, warum ich Musiker geworden bin", bringt es Nicholas Reed auf den Punkt. Daniela Santo
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