Olesja Romme im Porträt
Ein neues Zuhause in der Fremde gefunden

Olesja Romme ist in Lahr zu Hause und nutzt ihr enormes Netzwerk unter anderem dafür, sich für andere einzusetzen. | Foto: Michael Bode
  • Olesja Romme ist in Lahr zu Hause und nutzt ihr enormes Netzwerk unter anderem dafür, sich für andere einzusetzen.
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Lahr. Olesja Romme ist eine vielbeschäftigte Frau – sei es als erfolgreiche Unternehmerin oder im Ehrenamt. Als Vertreterin der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Lahr ist es derzeit vor allem der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen, dem das Engagement der 41-Jährigen gilt. So leistet sie nicht nur Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung, sondern hat auch selbst Flüchtlinge aufgenommen und unterstützt sie bei Behördengängen.

In Kasachstan geboren, weiß Olesja Romme, was es bedeutet, in einem fremden Land ein neues Zuhause finden zu müssen und sich teils auch Feindseligkeiten ausgesetzt zu fühlen. "Als ich zehn Jahre alt war, sind wir nach Deutschland ausgewandert. Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit und wollte eigentlich nicht weg", erinnert sie sich noch gut. Nach dem Übergangslager im niedersächsischen Friedland kam Olesja Romme mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester im Frühjahr 1991 nach Hornberg. Sehr schnell lernte sie Deutsch, so dass sie die Sprache nie als Hürde empfunden hatte. Noch drei Mal zog die Familie um, erst nach Haslach, dann nach Friesenheim und schließlich 1994 nach Lahr. Auch die Schule wechselte Olesja Romme mehrfach, angefangen von der Hauptschule über die Realschule bis hin zum Max-Planck-Gymnasium in Lahr. "Ich wusste schon sehr früh, dass ich einmal studieren möchte, am liebsten irgendetwas mit Wirtschaft und Englisch", erzählt sie. Zuvor erfüllte sie sich aber noch einen anderen Wunsch: "Ich war drei Monate lang auf einer Highschool in der Nähe von Se-attle. Das war eine tolle Zeit und noch heute habe ich Kontakt zu meiner Gastfamilie." Nach dem Abitur schrieb sie sich an einer Privatuniversität in Bruchsal ein und absolvierte dort den Bachelor-Studiengang in International Management. "Um das bezahlen zu können, habe ich einen Kredit aufgenommen", berichtet Olesja Romme. Bereut hat sie das nie, ganz im Gegenteil.

Spedition und Landsmannschaft

Kaum hatte sie 2005 ihr Studium abgeschlossen, fand sie sich im Transport-Unternehmen ihres Vaters wieder, der sich hauptsächlich auf den Verkauf von Fahrzeugen nach Kasachstan konzentrierte. "Er hatte mich gebeten, ihn ein Jahr lang zu unterstützen", erzählt sie. Dabei blieb es allerdings nicht. Zusammen mit ihrem Ex-Mann, dem sie 2004 das Ja-Wort gab, übernahm sie schließlich auf Wunsch ihres Vaters die Geschäftsführung. "Wir haben das Unternehmen ausgebaut und fortan Güter in ganz Europa transportiert."

Mit nur einem LKW ist sie an den Start gegangen, 2020 standen 60 LKW und 120 Mitarbeiter in ihrem Dienst. Parallel dazu hat Olesja Romme zwei weitere Speditionen und eine Personalvermittlung aufgebaut. Sie liebt die Internationalität, verfügt über ein enormes Netzwerk und spricht mit Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch vier Sprachen fließend. "Ich weiß nicht, wie ich das alles unter einen Hut gebracht habe", so die Mutter einer 14-jährigen Tochter, die sie als Baby oft mit ins Büro nahm. Stillstand kennt die Romme nicht: Corona verschaffte ihr die nötige Zeit, um einen Online-Kursus der Harvard University zu belegen. "Ich habe mich gefreut wie ein Kind, wieder etwas lernen zu können", offenbart sie. In wenigen Wochen schließt sie ihr Masterstudium ab. Nachdem sie nach ihrer Scheidung aus dem operativen Geschäft des Transportunternehmens ausgeschieden ist, legt sie beruflich ihren Fokus nun auf ihre Firma Romme Global Company, die sich auf die Beratung von Unternehmen, Politikern und Gemeinden in Bezug auf Russlanddeutsche sowie die Vermittlung von Immobilien in 70 Ländern spezialisiert hat.

Bei all ihrem beruflichen Engagement findet Olesja Romme aber immer noch Zeit für ihr Ehrenamt. Vor zehn Jahren kam sie zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, erst nur in Lahr, dann auch auf Bundesebene, und wurde CDU-Mitglied. Als solches kandidierte sie 2014 und 2019 für den Lahrer Gemeinderat. "Außerdem bin ich für die Kreis-CDU als Aussiedlerbeauftragte tätig", ergänzt sie. Ausgleich findet die ehemalige Leistungsturnerin beim Kochen, beim Tennis oder auch beim Reisen. Am meisten genießt sie aber die Sonntage, an denen sie zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Lebensgefährten unterwegs ist – sei es in der Natur oder auch mal in einer Therme. Daniela Santo

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