Angedacht: Anne-Kathrin Wetzel
Aufbrechen und der Sehnsucht folgen

Anne-Kathrin Wetzel | Foto: privat

Kennen Sie das Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“? Ein Bilderbuch, das ich auch als Erwachsene gerne in die Hand nehme, erzählt es doch eine Geschichte von Aufbruch und Ankommen, von Freundschaft, neuen Perspektiven und Sehnsucht. Der kleine Tiger und der kleine Bär brechen auf in ihr gelobtes Land Panama, das herrlich sein muss, weil schon das Schild nach Bananen riecht. Unterwegs treffen sie unterschiedliche Leute, die sie leider in die falsche Richtung schicken (aber ganz ehrlich, wüssten Sie spontan, in welche Richtung man gehen muss, um nach Panama zu kommen?), und sie meistern gemeinsam Situationen, in denen es gut ist, einen Freund zu haben.

Am Ende kommen sie überglücklich am Ziel ihrer Träume an. Dass es sich dabei um ihr Haus handelt, merken sie gar nicht. Gemeinsam unterwegs zu sein hat ihren Blick geändert. Sie entdecken das, was sie haben, neu. Manchmal ist die Erfüllung unserer Sehnsucht so nah, und trotzdem erkennen wir es nicht.

Auch die Bibel ist voller Aufbruchsgeschichten. Abraham, Mose, Jesus – sie alle verlassen ihr Zuhause und machen sich auf den Weg. Auch sie folgen einer Sehnsucht, der Sehnsucht nach Gottes Nähe. Ihr Weg ist nicht leicht, sie fühlen sich oft von Gott verlassen oder auf den Arm genommen, aber Gott kommt ihnen unterwegs nahe.

Auch uns tut es gut, ab und zu aufzubrechen, die vertrauten Wege zu verlassen, und uns auf Neues einzulassen. Es tut gut, der eigenen Sehnsucht zu folgen. Das muss nicht die Reise nach Panama sein (das ist in Corona-Zeiten eher kompliziert), ein anderer Weg zur Arbeit oder ein anderer Supermarkt sind schon ein Anfang. In den nun beginnenden Sommerferien sind ja vielleicht sogar Ausflüge oder eine Reise drin. Neue Eindrücke, neue Wege, Begegnungen mit anderen Menschen lassen uns verändert zurückkommen und das Vertraute neu einordnen und wieder wertschätzen. Ohne aufzubrechen hätten der Tiger und der Bär ihr Panama nicht gefunden. Vielleicht entsteht auch bei uns Raum für neue Sichtweisen und vielleicht hat sogar Gott eine Chance, in unserem Leben eine Rolle zu spielen. Ich wünsche es Ihnen auf jeden Fall.

Ann-Kathrin Wetzel
Dekanatsreferentin im Dekanat Lahr

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