Delegation in Ukraine
Solarmodule und Straßenleuchten für Kalusch

Bürgermeister Andrii Naida und Oberbürgermeister Markus Ibert gedenken den Bürgern aus Kalush, die aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine ums Leben gekommen sind. | Foto: Stadt Lahr
4Bilder
  • Bürgermeister Andrii Naida und Oberbürgermeister Markus Ibert gedenken den Bürgern aus Kalush, die aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine ums Leben gekommen sind.
  • Foto: Stadt Lahr
  • hochgeladen von Matthias Kerber

Lahr (st) Die Stadt Lahr ist im März 2024 mit der ukrainischen Stadt Kalusch eine Solidarpartnerschaft eingegangen. Eine Lahrer Delegation um Oberbürgermeister Markus Ibert ist nun einer Einladung von Bürgermeister Andrii Naida gefolgt, um in Kalusch gemeinsam einen Transport von Hilfsgütern zu empfangen. Weitere Mitglieder der Delegation waren Pirmin Styrnol und Gabriele Rauch vom Verein Gemeinsam Europa e.V. sowie Stefan Breitner, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und stellvertretender Leiter der Zentralen Steuerung.

Die Stadt Lahr hatte zuvor über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung respektive die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit eine Vollförderung erhalten: für 96 Solarmodule inklusive sechs Batteriespeicher sowie über 150 solarbetriebene Straßenleuchten. Der Gesamtwert dieser Güter, die per LKW nach Kalusch befördert wurden, beträgt rund 80.000 Euro. Sie sind für Kalusch wichtig, weil die Energieversorgung fragil ist: Es kommt immer wieder zu Stromausfällen, auch weil Russland Einrichtungen der Energieversorgung gezielt und strategisch bombardiert. Am vergangenen Freitag, 13. Dezember, wurde beispielsweise eine große Energieversorgungseinrichtung im nahegelegenen Burschtyn, zirka 30 Kilometer von Kalusch entfernt, mit Raketen beschossen.

Die Lahrer Delegation reiste am Donnerstag, 12. Dezember, per Flugzeug und Nachtzug an und wurde am darauffolgenden Tag am Bahnhof Kalusch mit Brot und Salz offiziell empfangen. Einige Stunden später nahmen Bürgermeister Andrii Naida und die Lahrer Delegation den ersten LKW mit Hilfsgütern aus Lahr in Empfang; der zweite wird voraussichtlich im Laufe dieser Woche eintreffen.

Eintrag ins Goldene Buch

Das weitere Programm am Freitag umfasste ein Gespräch mit Bürgermeister Andrii Naida, der Verwaltungsspitze und Mitgliedern des Gemeinderats, den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kalusch und die Besichtigung der Stadt, bei der die Gäste unter anderem die „Allee der Helden“ im Stadtzentrum entlangliefen und Blumen auf dem Friedhof niederlegten, sowie den Besuch von „Pure Hearts“. Die Nichtregierungsorganisation ist einer der festen Partner von Gemeinsam Europa e.V. und organisiert die Verteilung eines großen Teils der Hilfsgüter, die der Verein nach Kalusch liefert. Das Konzert eines Kinderchors und eines Kammerorchesters aus Binnenflüchtlingen schloss den ersten Besuchstag ab.

Am Samstag unternahm die Lahrer Delegation gemeinsam mit Bürgermeister Andrii Naida, der Verwaltungsspitze sowie Mitgliedern des Gemeinderats eine Fahrt mit dem „Karpatenzug“, besuchte die Nichtregierungsorganisation „Verein der Ukrainerinnen“ und besichtigte die Stadt Lviv. Noch am gleichen Tag traten die Mitglieder der Delegation die Heimreise an und kehrten am Sonntagabend, 15. Dezember 2024, nach Lahr beziehungsweise Stuttgart zurück.

Seit 2014, dem Jahr der Besetzung der Krim, sind in Kalusch 200 Bürger aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine ums Leben gekommen. Weitere 80 werden vermisst. Aktuell befinden sich 3.000 Einwohner der Stadt im Fronteinsatz.

„Mein Dank gilt Bürgermeister Andrii Naida stellvertretend für die gesamte Bürgerschaft von Kalusch für die große Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der wir empfangen wurden“, sagt Markus Ibert. „In der Ukraine bewältigen die Menschen ihr völlig aus den Fugen geratenes Leben, ihr Leid und den unsinnigen Krieg mit einer Tapferkeit, die mich schwer beeindruckt hat. Mein großer Wunsch ist, dass endlich wieder Frieden einkehrt – und ich hoffe, dass wir mit unserem Besuch zumindest einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, um unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck zu bringen und ihnen etwas Mut und Hoffnung zu spenden.“

Hintergrund: Solidarpartnerschaft

In einem Festakt am Freitag, 8. März 2024, in Lahr haben Oberbürgermeister Markus Ibert und Bürgermeister Andrii Naida die Solidarpartnerschaft zwischen Lahr und Kalusch mit der Unterzeichnung eines Memorandums offiziell besiegelt. „Der Zweck dieses Memorandums ist die Schaffung von gegenseitigem Verständnis und einer solidarischen Partnerschaft, aus der sich eine dauerhafte Freundschaft zwischen den beiden Parteien entwickeln kann. Dieses Ziel wird durch die Stärkung der Verbindungen in den Bereichen Wirtschaft, grüne Energie, Medizin, Wissenschaft, Bildung, Kultur und dem Wissens- und Erfahrungsaustausch bei der Entwicklung der Stadtgebietsgemeinde Kalusch und der Stadt Lahr angestrebt“, heißt es darin.

Hintergrund der Solidarpartnerschaft ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Kontakt zu Kalusch wurde über den Verein „Gemeinsam Europa e.V.“ mit Sitz in Lahr hergestellt. Sein Engagement und die umfangreichen Hilfslieferungen an die Menschen in Kalusch bildeten die Grundlage der Solidarpartnerschaft mit der rund 65.000 Einwohner zählenden Stadtgebietsgemeinde. Kalusch liegt unmittelbar an der rumänischen Grenze im Südwesten der Ukraine, rund 1600 Kilometer und 16 Autostunden von Lahr entfernt.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.