Datenerhebung im Lahrer Stadtwald
Mit der Drohne gegen den Borkenkäfer
Lahr Der Borkenkäfer fühlt sich in Deutschlands Wäldern wohl, auch im Lahrer Stadtwald ist er kein Unbekannter. Frühzeitiges Eingreifen ist notwendig, um den Befall zu bekämpfen. Nun hat Julian Stolz, Student der Physischen Geographie an der Universität Tübingen, für seine Masterarbeit den Lahrer Stadtwald mit einer Drohne beflogen. Ziel seiner Masterarbeit ist es, Borkenkäferbefall frühzeitig zu erkennen und so große Waldflächen effektiv zu überwachen.
Mögliche Befälle erkunden
Vier Mal ließ er in diesem Jahr an ausgewählten Untersuchungsflächen sein Fluggerät abheben, um aus den erhobenen Drohnendaten mögliche Borkenkäferbefälle zu erkunden. Um den gesamten Stadtwald abdecken zu können, werden diese Ergebnisse mit Satellitendaten ergänzt werden. Die Masterarbeit wird in Kooperation mit dem Forst und der Abteilung Geoinformation der Stadt Lahr durchgeführt. Das Projekt soll möglichst nach Abschluss der Masterarbeit weitergeführt werden.
Bisher hat Matthias Neumaier, Revierleiter des Lahrer Stadtwalds, mit seinen Forstleuten zur Borkenkäfererkennung Fichtenbestände beobachtet, die Bestände vor Ort angeschaut und auch schon mal von einem Gegenhang Baumkronen begutachtet. In Fichten und Tannen fühlt sich der Borkenkäfer besonders wohl. Hier kann es sogar dazu führen, dass der Käfer Waldflächen mit Fichten komplett absterben lässt.
Im Lahrer Stadtwald lag der sogenannte kalamitätsverursachte Holzeinschlag – ein Einschlag, der aufgrund von Naturereignissen wie Windwurf, Schneebruch, Trockenheit und Insektenfraß notwendig wird – bisher bei etwa zehn bis 15 Prozent. 2023 liegt der Anteil bei etwa 35 bis 40 Prozent. Allein der Borkenkäfer verursachte in diesem Jahr 1000 Festmeter Schadholz, und durch die warme Witterung im Oktober wird diese Menge noch weiter ansteigen.
Nun können mit den Drohnenbildern Veränderungen in der Kronenstruktur der Bäume festgestellt und diesen auf den Grund gegangen werden. So lässt sich im Infrarotbild früher als mit dem bloßen Auge erkennen, ob ein Baum geschwächt ist. Zudem ermöglichen die Bilder eine genauere Verortung der Bäume. Jedoch bedeutet nicht jede angezeigte Veränderung auch automatisch einen Käferbefall und das Ende eines Baums. „Die angezeigten Veränderungen können auch auf Blattveränderungen beim Herbstlaub oder auf Nadelschütte, verursacht durch Trockenheit, zurückzuführen sein. Eine Begutachtung vor Ort ist immer noch notwendig“, erklärt Neumaier.
Betroffene Bäume frühzeitig erkennen
Damit sich der Borkenkäfer nicht weiter verbreitet, ist es wichtig, betroffene Bäume frühzeitig zu erkennen. Die Bäume müssen gefällt und, noch bevor der Käfer ausfliegt, aus dem Wald gebracht oder entrindet werden. Die Rinde kann verbrannt werden, damit sich die Larven unter der Rinde nicht zu Käfern entwickeln. Eine Vermarktung des Käferholzes ist noch möglich, jedoch zu geringeren Preisen.
Der Anbau und die Pflege von Mischwäldern sind langfristig eine Methode, den Borkenkäfer einzudämmen und das Risiko zu streuen. In diesen Wäldern gibt es eine größere Artenvielfalt und so auch mehr natürliche Feinde für den Borkenkäfer. Zwar wird der Käfer weiterhin Fichten befallen, jedoch fällt es ihm schwerer, sich dort auszubreiten. Der Ausfall einer Baumart im Mischwald bedeutet nicht gleich der Verlust eines ganzen Bestandes.
Jedoch wird eine Drohne künftig nicht die Arbeit des Lahrer Revierförsters ausschließlich bestimmen. Noch ist die Drohnenbefliegung zur Borkenkäfererkennung nicht ausgereift – es fehlt noch an einer Methode, die Bilder schnell und effektiv auszuwerten, so Matthias Neumaier.
Hintergrund
Borkenkäfer sind Insekten, die ihre Eier unter der Rinde von Bäumen ablegen. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht und unterbrechen somit die Nährstoffverbindung des Baumes, was die Bäume absterben lässt. Flachwurzelnde Fichten sind aufgrund der starken Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt und somit anfällig für den Käferbefall.
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